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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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ihrem Vater nach: seidenfeines kohlschwarzes Haar schmiegte sich glatt um den Kopf, während es sich vorne an der Stirn und an dem schlanken braunen Nacken ein wenig kräuselte. Sie hatten schmale Gesichter mit einer großen, gerade hervorspringenden Nase, einen feinen und kleinen Mund, an dessen beiden Winkeln sich die Muskeln zu einem Knoten zusammenballten. Aber sie hatten ein kurzes und breites Kinn und dunklere Augen als Erlend. Und gerade das war es, was Erlend so überraschend schön gemacht hatte, so dünkte es Kristin jetzt, daß seine Augen, wenn er sie in dem mageren dunklen Gesicht unter dem tiefschwarzen Haar aufschlug, so unerwartet hellblau und klar waren.
    Jetzt aber schimmerte es stahlblau in den Augen der jungen Burschen, als Skule dem Oheim antwortete - er pflegte gerne das Wort für sich und seinen Zwillingsbruder zu führen:
    „Wir danken Euch für dieses gute Angebot, Verwandter. Aber wir haben bereits mit Herrn Munan und mit Inge gesprochen und uns mit unseren älteren Brüdern beraten - und sind nun mit Inge und seinem Vater übereingekommen. Diese Männer sind in unserer väterlichen Sippe uns am nächsten verwandt, wir gedenken daher, mit Inge nach Süden zu gehen und den Sommer und noch einige Zeit darüber hinaus auf seinem Hof zuzubringen.“
    Am Abend, als Kristin sich schon schlafen gelegt hatte, kamen die Knaben zu ihr in die Stube hinunter.
    „Ja, wir erwarten von Euch, Mutter, daß Ihr dies begreift“, sagte Ivar Erlendssohn.
    „Wir betteln nicht um Verwandtenhilfe und Freundschaft bei jenen Männern, die es so wortlos mit ansahen, wie unser Vater Unrecht erlitt“, fügte Skule hinzu.
    Die Mutter nickte.
    Es dünkte sie, die Söhne handelten richtig. Jammaelt war ein verständiger und rechtdenkender Mann, das fühlte sie, und sein Angebot war wohlgemeint - aber sie sah es gerne, daß die Knaben ihrem Vater die Treue bewahrten. Obgleich sie sich’s früher nicht hätte träumen lassen, daß ihre Söhne einmal dem Sohn der Brynhild Fluga dienen würden.
    Sobald Ivar wieder kräftig genug war, um reiten zu können, zogen die Zwillinge mit Inge Fluga fort. Es war jetzt sehr still auf dem Hof. Die Mutter dachte daran, wie sie im vergangenen Jahr um diese Zeit mit einem neugeborenen Kind in der Webstube lag - es schien ihr wie ein Traum. So kurze Zeit war hingegangen, seit sie sich jung gefühlt hatte, das Innere aufgewühlt von den Sehnsüchten und Sorgen eines jungen Weibes, von Hoffnung und Haß und Liebe. - Jetzt war ihre Kinderschar bis auf vier Söhne eingeschrumpft, und in ihrem Herzen lebte nichts anderes als die Unruhe um die erwachsenen jungen Männer. In dieser Stille, die jetzt nach der Abreise der Zwillinge auf Jörundhof kam, loderte ihre Angst um Björgulv wie eine helle Flamme auf.
    Als Gäste kamen, zogen er und Naakkve in die alte Feuerstube hinüber. Tagsüber war Björgulv auf, aber er hatte bis jetzt noch keinen Schritt vor die Türe getan. Mit heimlicher Furcht beobachtete Kristin, daß Björgulv stets still auf demselben Fleck saß und nie in der Stube umherging, sich überhaupt wenig bewegte, wenn sie bei ihm war. Sie wußte, daß seine Augen sich während der letzten Krankheit verschlimmert hatten. Naakkve war sehr still - das aber war er seit dem Tode des Vaters immer gewesen, und seine Mutter schien er soviel wie möglich zu meiden.
    Endlich, eines Tages, raffte sie ihren Mut zusammen und fragte den Ältesten, wie es denn um Björgulvs Augen stehe. Lange gab Naakkve ausweichende Antworten, schließlich aber verlangte Kristin die Wahrheit zu hören. Da sagte Naakkve:
    „Starkes Licht vermag er noch zu sehen ...“ Bei diesen Worten wich dem jungen Mann alle Farbe aus dem Gesicht, er wandte sich jäh um und verließ die Stube.
    Erst spät am selben Tag, als die Mutter sich so müde geweint hatte, daß sie glaubte, ruhig mit ihren Söhnen sprechen zu können, ging sie in die Altstube hinüber.
    Björgulv lag zu Bett. Gleich nachdem sie hereingekommen war und sich zu ihm aufs Bett gesetzt hatte, konnte sie es seinem Gesicht ansehen: er wußte, daß sie mit Naakkve gesprochen hatte.
    „Mutter. Ihr dürft nicht weinen, Mutter“, bat er ängstlich.
    Am liebsten hätte sie sich über ihren Sohn geworfen, ihn in ihre Arme genommen und über sein hartes Schicksal geweint und gejammert. Aber sie suchte nur nach seiner Hand unter der Decke.
    „Schwer prüft Gott dein Mannestum, mein Sohn“, sagte sie mit rauher Stimme.
    Björgulvs Gesicht wechselte den Ausdruck,

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