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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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sagte das gleiche zu mir, als sie unseren Sohn geboren hatte. Wußtest du, Kristin, daß ich mit Halfrid einen Sohn hatte?“
    „Ja . .. Aber Andres ist ja schon im dritten Jahr. Während der ersten zwei Jahre ist es am schwierigsten, die Kinder am Leben zu erhalten.“ Aber es dünkte sie selbst, als könnten ihre Worte hier nicht viel helfen. Und sie ritten und ritten. Die Pferde stiegen einen Hügel hinan, nickten mit den Köpfen und schüttelten sich, daß es im Zaumzeug klirrte - und nicht ein Laut war in der Frostnacht zu vernehmen, außer dem Geräusch ihres eigenen Rittes und bisweilen einem Brausen von Wasser, wenn sie über einen Bach kamen, und über dem allem leuchtete der Mond; Geröllfelder und kahle Felsen funkelten auf, häßlich wie der Tod, während sie unter den Felsen dahinritten.
    Endlich waren sie so weit gekommen, daß sie ins Tal hinunterblickten. Von Mondschein erfüllt lag es da, der Fluß, die Moore und der See weiter im Süden leuchteten wie Silber auf -Äcker und Wiesen waren bleich.
    „Ja, heute nacht friert es auch im Tal“, sagte Simon.
    Als es bergabwärts ging, stieg er vom Pferd und führte das ihre am Zügel. Der Pfad war an vielen Stellen so steil, daß Kristin kaum vorwärts zu blicken wagte. Simon stützte ihr Knie mit seinem Rücken, und sie hielt sich mit einer Hand hinten auf der Lende des Pferdes fest. Dann und wann kam ein Stein unter den Pferdehufen ins Rollen, kollerte hinunter, blieb liegen und rollte wieder weiter, riß noch andere los und nahm sie mit sich.
    Endlich waren sie unten. Sie ritten über die Gerstenäcker nördlich des Hofes, zwischen den vom Frost erstarrten Garben dahin. Es knisterte und klapperte unheimlich in den Espen über ihnen in der stillen, hellen Nacht.
    „Ist es wahr“, fragte Simon und fuhr mit dem Ärmel über das Gesicht, „daß du keine Vorbotschaft bekommen hast?“
    Kristin sagte, dies sei wahr. Er fuhr fort:
    „Ich habe gehört, es soll Vorkommen, daß einer eine Vor-botschaft erhält, wenn jemand sich so recht nach ihm sehnt... Ramborg und ich, wir sagten mehrere Male, wärest du bei uns, wüßtest du vielleicht einen Rat.“
    „Keiner von euch ist mir in allen diesen Tagen in den Sinn gekommen“, erwiderte Kristin. „Das darfst du mir glauben, Simon.“ Aber sie konnte nicht sehen, daß ihn dies tröstete.
    Auf dem Hofplatz sprangen sogleich ein paar Knechte heraus und nahmen sich der Pferde an. „Ja, es ist noch alles so wie zuvor, als du wegrittest, Simon, es ist nicht schlimmer“, sagte der eine rasch; er hatte seinem Herrn ins Gesicht geblickt. Simon nickte; er ging Kristin voran und in die Frauenstube hinüber.
    Kristin sah wohl, daß hier große Gefahr war. Der kleine Bursche lag allein in dem großen schönen Bett, stöhnte und keuchte und warf ununterbrochen den Kopf auf den Kissen herum. Er war glühend heiß und dunkelrot im Gesicht, lag mit halboffenen, glänzenden Augen da und rang nach Luft. Simon stand da und hielt Ramborgs Hand, und alle Frauen vom Hof, die in der Stube versammelt waren, scharten sich um Kristin, während sie den Knaben streichelte.
    Aber sie sprach so ruhig, wie sie nur konnte, und tröstete die Eltern nach bestem Vermögen. Es war wohl eine Lungenentzündung, aber nun ging diese Nacht bald zu Ende, ohne daß die Krankheit sich zum Schlimmeren gewendet hatte - und es lag in der Natur dieses Fiebers, daß es sich meist in der dritten oder sechsten oder siebenten Nacht vor dem Hahnenschrei wendete. Sie bat Ramborg, alle Dienstmägde, mit Ausnahme von zweien, ins Bett zu schicken, damit sie stets ausgeruhte Mägde zur Hilfe hätte. Und als der Kriecht mit ihren Arzneimitteln von Jörundhof kam, bereitete sie dem Knaben einen schweißtreibenden Trunk und ließ ihn am Fuß zur Ader, damit die Säfte ein wenig rascher von der Brust wegziehen konnten.
    Ramborg wurde ganz weiß, als sie das Blut ihres Kindes sah, Simon legte den Arm um sie, sie aber schob den Mann zur Seite und setzte sich zu Füßen des Bettes auf einen Stuhl; dort saß sie und starrte Kristin mit großen schwarzen Augen an, während die Schwester sich um das Kind bemühte.
    Im Laufe des Tages, als es dem Knaben ein wenig besser zu gehen schien, brachte Kristin Ramborg dazu, sich ein wenig auf der Bank hinzulegen. Sie hüllte die junge Schwester in Kissen und Decken ein, saß ihr zu Häupten und streichelte ihr leise die Stirn. Ramborg ergriff Kristins Hand.
    „Du willst uns doch wohl nichts anderes als nur Gutes?“ sagte sie und

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