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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Angelegenheit wurden gleichsam über ihren Kopf hinweg geführt, selbst wenn sie bei den Männern in der Stube saß.
    Sie war also nicht sehr erstaunt, als Ivar eines Tages zu ihr kam und sagte, Lavrans solle ihn begleiten, wenn er nach Rognheim zurückkehre.
    Ivar Erlendssohn sagte sogar eines Tages zur Mutter, er meine, sie solle zu ihm nach Rognheim ziehen, wenn Gaute heirate. „Mit Signe als Schwiegertochter lebt es sich besser auf einem Hof, glaube ich - und es kann Euch doch unmöglich leichtfallen, hier, wo Ihr gewöhnt wart, selbst zu befehlen, die Leitung abzugeben.“ Im übrigen aber schien er Jofrid gut leiden zu können, er wie alle Männer. Nur Herr Jammaelt stand ihr ein wenig kühler gegenüber.
    Kristin saß mit ihrem kleinen Enkel auf dem Schoß da und dachte, leicht würde es gewiß nicht sein, weder hier noch anderswo. Es war schwer, alt zu werden. Vor ganz kurzer Zeit, so dünkte es sie, war sie selbst noch die junge Frau - da war es ihr Schicksal, um das der Streit und die Beratungen der Männer brandeten. Jetzt war sie in den Hintergrund gedrängt worden. Und vor nicht langer Zeit waren ihre eigenen Söhne so klein gewesen wie dieser hier. Sie entsann sich ihres Traumes von dem neugeborenen Kinde. - In dieser Zeit stiegen die Gedanken an ihre eigene Mutter in ihr auf - ihrer Mutter erinnerte sie sich nicht anders als einer alternden, schwermütigen Frau. Aber sie war jung gewesen, auch sie, als sie einst dalag und sie, Kristin, mit ihrer Körperwärme wärmte, auch die Mutter war in ihrer Jugend an Leib und Seele davon gezeichnet worden, daß sie Kinder getragen und geboren hatte, und sie hatte wohl, wenn sie mit dem süßen jungen Wesen an ihrer Brust dasaß, ebensowenig wie Kristin daran gedacht, daß jeder Tag, den beide lebten, ihr Kind weiter und weiter von ihrem Schoß wegführen würde.
    „Ich dachte, wenn du selbst einmal Kinder geboren hast, Kristin, dann würdest du begreifen“, hatte die Mutter einmal gesagt. Jetzt begriff sie, daß das Gemüt ihrer Mutter ganz und gar erfüllt gewesen war von Erinnerungen an die Tochter, Erinnerungen an Gedanken für das Kind aus jener Zeit, da es ungeboren war, und aus all den Jahren, deren ein Kind sich nicht entsinnt, Erinnerungen an Furcht und Hoffnung und Träume, alles um der Kinder willen, die nicht eher etwas davon wissen, als bis ihre eigene Zeit kommt, in der sie im geheimen fürchten und hoffen und träumen ...
    Schließlich verteilten sich die Gäste so, daß einige bei Jammaelt auf Formo blieben und einige mit Sigurd nach Vaage hinüberzogen. Eines Tages endlich kamen zwei von Gautes Pächtern südlich aus dem Tal auf den Hof hereingesprengt: jetzt sei der Vogt auf dem Weg hierher, um Gaute aufzusuchen, und der Vater und die Verwandten des Mädchens befänden sich in seinem Gefolge. Der junge Lavrans lief sofort zum Stall.
    Am nächsten Abend hatte es den Anschein, als hielte man auf Jörundhof eine Heeresversammlung ab: sämtliche Verwandten Gautes waren mit ihren bewaffneten Knechten versammelt, und auch seine Freunde aus dem Tal hatten sich eingefunden.
    Dann kam also Helge von Hovland mit großem Gefolge an, um sein Recht von dem Frauenräuber zu fordern. Kristin erhaschte einen Schimmer von Helge Duk, als er neben Herrn Paal Sörkvessohn, dem Vogt selbst, auf den Hofplatz einritt: Jofrids Vater war ein älterer, großer und gebeugter Mann, der kränklich aussah - er hinkte, als er vom Pferd gestiegen war. Der Mann der Schwester, Olav Piper, war klein, breit und gedrungen, mit roter Haut und rotem Haar.
    Gaute ging ihnen entgegen, er hielt sich aufrecht und schön - und hinter sich hatte er die ganze Schar von Verwandten und Freunden; sie standen in einem Halbkreis vor der Treppe zum Oberstockwerk, in der Mitte die beiden älteren Männer vom Rang eines Ritters, Herr Sigurd und Herr Jammaelt. Kristin und Jofrid beobachteten die Begegnung vom Vorraum der Webstube aus, aber sie konnten nicht die Worte hören, die gewechselt wurden.
    Die Männer begaben sich in das Oberstockwerk hinauf, und die beiden Frauen kehrten in die Webstube zurück. Sie vermochten es nicht, miteinander zu sprechen. Kristin saß bei der Feuerstätte; Jofrid ging auf und ab und hielt ihr Kind in den Armen. So verging eine Weile - dann hüllte Jofrid den Knaben in eine Decke und begab sich mit ihm hinaus. Einige Zeit später kam Jammaelt Halvardssohn zu seiner Schwägerin herein und berichtete ihr über den Ausgang der Sache.
    Gaute hatte Helge Duk für Jofrids

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