Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kristina, vergiß nicht

Kristina, vergiß nicht

Titel: Kristina, vergiß nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
Vom Netzwerk:
ganz verrückt waren auf das Gerät?«
    Sie zuckte die Schultern.
    »Ich weiß noch ganz genau, was Klara sagte.«
    »Na, viel Gescheites kann es nicht gewesen sein.«
    »Doch. Diesmal ja. Sie sagte: ›Ist schon ein toller Bursche, der Janec.‹«
    »Und jetzt willst du auch ein toller Bursche werden«, lachte Kristina.
    »Na, was weiß ich. Jedenfalls bin ich so weit.«
    Er steuerte zielbewusst auf ein großes Fernseh- und Radiogeschäft zu. Vor dem zweiten Schaufenster blieb er stehen. »Das da will ich«, sagte er und deutete auf ein chromblitzendes Gerät mit breiter Senderskala und einer vielköpfigen Schalttastatur.
    »Dreihundertfünfundachtzig Mark«, sagte sie erschrocken.
    »Wennschon. Komm.«
    Die Schwingtür schlug hinter ihnen zu. Eine gedämpfte Musikkulisse der verschiedensten Programme umfloss sie zugleich mit der Wärme des Raumes. Wolf jaulte jämmerlich. Kristina nahm ihn kurz an die Leine und beruhigte ihn.
    »Bitte schön?«
    Ein junger blondhaariger Verkäufer, die untere Hälfte des Gesichts hinter einem Wurzelbürstenschnurrbart verborgen, trat auf sie zu.
    »Ich möchte ein Transitorgerät.«
    »Aber bitte schön, kommen Sie doch mit in unsere Funkabteilung.«
    Beim fremden Klang von Staneks Worten horchte ein älterer Herr auf, hob seinen fast kahlen Kopf von den Büchern und drängte seinen schweren Leib hinter dem Tisch hervor. Er folgte Stanek und Kristina.
    »An was dachten Sie denn?«, fragte der freundliche Verkäufer.
    »Den zu dreihundertfünfundachtzig aus dem Schaufenster«, sagte Stanek.
    »Ja, gutes Gerät«, stimmte der Verkäufer zu.
    »Lassen Sie mich mal, Herr Verhoven«, mischte sich der ältere Mann ein.
    »Ganz wie Sie meinen, Chef«, antwortete der Verkäufer und zog sich zurück. Er kniff Kristina hinter dem Rücken des Chefs ein Auge zu. Sie konnte sich darauf keinen Reim machen.
    »Wir haben da ein ganz neues Modell hereinbekommen, Spitzenqualität, Hi-Fi-Klang.« Er nahm das Gerät aus dem Regal und stellte es auf eine Samtunterlage auf die Theke. »Fünfhundertfünfundzwanzig Mark bei Barzahlung.«
    Stanek machte den schüchternen Versuch ihn zu bremsen. »Wir dachen an . . .«
    »Hier, sehen Sie, die Antennen. Volltönender Klang! Netz- und Batteriebetrieb.« Er strich liebkosend über die Antenne.
    »Ja, aber ich wollte eigentlich das, was Sie dort im Schaufenster stehen haben, zu dreihundertfünfundachtzig Deutsche Mark.«
    »Doch, sehr gute Wahl«, bestätigte der Herr. »Aber eine ganze Etage tiefer. Ich rate Ihnen: Wennschon – dennschon. Einen Transistor kaufen Sie für Jahre, meine Herrschaften. An die hundertvierzig Mark mehr oder weniger denken Sie nach vier Wochen längst nicht mehr. Aber an dem Transistor wollen Sie Ihre Freude behalten.«
    »Ja, ja«, erwiderte Stanek kleinlaut und begann das vor ihm stehende Gerät auszuprobieren.
    »Toll, was?« Er blickte kurz zu Kristina hinüber. »Wirklich fabelhaft«, sagte er begeistert und spielte einen Sender ein.
    »Aber hast du denn so viel Geld?«, flüsterte Kristina.
    Staneks Begeisterung erlosch. »Nein«, sagte er kleinlaut.
    »Macht das was?«, fragte der Herr und sein Mund verzog sich zu einem Lächeln.
    Die Augen bleiben eiskalt, dachte Kristina.
    »Sie zahlen die dreihundertfünfundachtzig Mark an, die Sie haben. Den Rest in bequemen Monatsraten, na, sagen wir von dreimal fünfundfünfzig Mark.«
    »Aber das sind ja fünfundzwanzig Mark mehr!«, protestierte Kristina.
    »Geld ist teuer, junge Dame, sehr teuer. Ich nannte Ihnen den Barpreis.«
    Als er sah, dass Stanek zögerte, legte er einen Satz Batterien dazu und sagte: »Diese neuen Zellen hier werde ich Ihnen dann nicht berechnen.«
    »Wenn Sie meinen, dass das geht«, sagte Stanek. »Fünfundfünfzig Mark im Monat, das schaffe ich spielend.«
    »Sehen Sie, sehen Sie«, sagte der Herr. »Hallo, Herr Verhoven«, rief er. »Bitte, machen Sie mal hier weiter. Ratenzahlvertrag für den Rest.« Er klemmte sich wieder hinter seinen Tisch. Ein selbstgefälliges Strahlen zog über sein Gesicht.
    »Ist das denn wirklich ein gutes Gerät?«, fragte Kristina misstrauisch.
    »Doch, das stimmt«, antwortete der Verkäufer. »Es ist tatsächlich ein Spitzengerät.«
    Er füllte den Vertrag aus. Stanek unterschrieb, ohne lange zu lesen, und bekam eine Kopie.
    »Einpacken?«, fragte der Verkäufer.
    »Aber nein!«, wehrte Stanek ab. Er zahlte die dreihundertfünfundachtzig Mark an der Kasse und bekam eine Quittung.
    Nicht weit von Radio-Fernsehen Brönders

Weitere Kostenlose Bücher