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Kristina, vergiß nicht

Kristina, vergiß nicht

Titel: Kristina, vergiß nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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Hand?«
    »Ich versteh dich schon, John. Aber dann müsste ich doch was merken. Hier!« Er schlug mit der Faust gegen die Brust, drehte sich um und ging.
    Die Feier der Osternacht ergriff Kristina ganz und gar. Das Zeichen des Feuers, an dem die Osterkerze entzündet wurde, der mächtige Kerzenpfahl, geschmückt mit den Wundmalen Christi und den stolzen Zeichen seiner Herrlichkeit Alpha und Omega: Anfang und Ende. Völlig dunkel war die Kapelle, als die winzige Flamme hereingetragen wurde, das Licht besiegte die Finsternis der Nacht. »Lumen Christi«, sang der Priester. Voll und klar erschallte seine Stimme: »Licht Christi!«
    Und das Feuer wurde weitergegeben, lief von Hand zu Hand, von Kerze zu Kerze. Schließlich glänzte der Raum von hundert hellen Lichtern.
    Die Weihe des Wassers im Taufbrunnen, die düstere Frage: Widersagst du dem Satan? Und all seinem Gepränge? Und das Bekenntnis: Ich widersage! Und das: Ich glaube! Der alles krönende Jubelruf schließlich, in tausend Tönen gesungen und gerufen: Halleluja! Halleluja! Der Herr ist wahrhaft auferstanden!
    Nach dem Amt saßen sie noch lange in der Halle. Janec hatte im Kamin ein gewaltiges Feuer angefacht. Er stocherte darin herum, als Kristina ihm »Frohe Ostern« wünschte. Er drehte sich um, sie flog ihm um den Hals.
    »Frohe Ostern, Bruder, frohe Ostern.«
    »Frohe Ostern, malenka«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Die Küchenschwestern boten Würstchen und Wein an. Wolf, der langsam von Sitzgruppe zu Sitzgruppe lief und ruhig die Würstchen fixierte, wurde reichlich gefüttert.
    »Gebt dem Hund nichts mehr«, rief Kristina schließlich, »er wird fett und faul.«
    Stanek drängte sich zu Kristina. Hinter seinem Rücken hielt er etwas in seiner Hand verborgen.
    »Frohe Ostern«, rief er und steckte Kristina den Pfauenteller entgegen.
    »Aber Stanek, das kann ich nicht annehmen«, stotterte sie.
    »Nicht gut genug?«
    »Aber ja, durna malpa!« Sie fasste seinen Hals und drückte ihn.
    »Und wer küsst mich?«, fragte John. Er hielt ein wunderschönes Ei zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Für mich?«, fragte Kristina.
    »Ja. Für dich gemacht.«
    Sie nahm es. Auf dunkelrotem Grund hatte er, in fein ziselierte Ornamente eingebettet, auf Polnisch die Wörter Wesolych Swiat, das heißt Frohe Ostern, eingeritzt.
    »Wie ist es mit dem Kuss?«, fragte er.
    Aber sie antwortete: »Du weißt doch, was Krause von dem Polenmädchen singt: ›Aber nein, aber nein, sprach sie, ich küsse nie.‹ «

Ich bin so weit«, sagte Stanek in der Woche nach Ostern und klopfte mit der flachen Hand auf die Brusttasche seines Hemdes.
    »Was ist?«, fragte Kristina.
    »Du wirst schon sehen.« Er lachte. »Komm mit.«
    »Stanek, ich hab keine Zeit. Noch keinen Ton habe ich heute geflötet und in vierzehn Tagen ist der Wettbewerb. Großmutter wird keifen, wenn sie vom Einkaufen nach Hause kommt.«
    »Eine kleine Stunde, Kristina, komm«, bettelte er. »Du wirst staunen.«
    Sie sah seine Ungeduld, seine Erwartung.
    »Gut«, stimmte sie zu, packte ihre Bücher zusammen und griff nach dem Anorak. »Der Hund muss sowieso noch raus. Gehen wir.«
    Sie nahm Wolf an die Leine. Stanek machte lange Schritte. Sie hatte Mühe neben ihm zu bleiben und nicht in einen lächerlichen Trab zu fallen.
    »Erinnerst du dich daran, als Janec, du und ich Bäume pflanzten?«
    »Natürlich erinnere ich mich. Aber renn nicht so wie der Teufel. Ich bin schon ganz außer Atem.«
    Er lachte sie aus. »Spielt Flöte. Hat keine Luft. Wie passt das?«
    »Willst du Bäume pflanzen oder warum soll ich an das Wochenende damals denken?«
    »Wart’s ab. Wirst schon dahinter kommen.«
    Sie fuhren mit der Straßenbahn in die Innenstadt. Als Stanek für sie und den Hund einen Fahrschein löste, sah sie, dass er ein ganzes Päckchen Zehnmarkscheine aus der Hemdentasche zog. »Erinnere dich. Abends in der Halle. Weißt du noch, was Janec da aus der Tasche holte?«
    Ihr fiel es wieder ein. Janec hatte damals von Vater über Alimex das japanische Transistorgerät bekommen. Sechzehn Transistoren, hatte er geprahlt und das Ding laut aufgedreht. Sie hatten ihn umlagert, bestaunt, Basia, Janina, Klara. Selbst der Leiter hatte ein bewunderndes Dobsche nicht unterdrücken können, als er die blitzenden Knöpfe sah und den vollen Klang hörte. Janec war der Star des Abends gewesen. Alle hatten sie mit ihm tanzen wollen. Kristina ging ein Licht auf. Stanek wollte sich ein Transistorgerät kaufen.
    »Weißt du noch, wie alle Mädchen

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