Kroenung der Liebe
einem schweren seidenen Morgenmantel darüber, doch seltsam fühlte es sich schon an. Besonders angesichts der knappen Laufshorts und dem ärmellosen Shirt, das Mr Jackson trug.
Aber die Königin war viel zu gut erzogen, um sich etwas anmerken zu lassen.
„Möchten Sie eine Tasse Tee mit mir trinken?“, fragte sie freundlich.
„Sehr gern.“ Bobby zögerte nicht eine Sekunde. Bevor er sich zu ihr setzte, schaute er um sich, offenbar in Erwartung, jeden Moment König Eduardo auftauchen zu sehen. „Auch schon früh unterwegs, was?“
„Das kann ich leider nicht sagen“, murmelte Zoe und errötete sogar ein wenig, da es ziemlich offensichtlich war, dass ihr Mann und sie nicht das Schlafzimmer miteinander teilten.
Bobby runzelte bestürzt die Stirn, aber der Blick, mit dem er ihre aufrechte Gestalt umfing, enthielt keinen Funken Mitleid, sondern nur Verblüffung und Unverständnis. Es war ein anerkennender, warmer Blick, wie ihn Zoe schon lange nicht mehr auf sich gerichtet gespürt hatte und der sie mehr belebte als ihr Morgentee. Er brachte ihre Wangen zum Glühen und die Hand mit der Tasse zum Zittern.
„Haben Sie den gestrigen Abend genossen?“
„Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht wirklich erinnern“, gestand Bobby grinsend.
Auch Zoes Mundwinkel weiteten sich zu einem Lächeln, das allerdings schwand, als er weitersprach. „Ich befürchte nur, dass meine Rede nicht besonders gut ankam. Ich habe sie ja nicht einmal zu Ende gebracht.“
„Ich muss zugeben, dass man hier im Palast an derartige … Auftritte nicht unbedingt gewöhnt ist.“
„Na, dann warten Sie mal ab, bis es zum Gegenbesuch bei den Jacksons kommt!“ Da keine Reaktion erfolgte, schnalzte Bobby reuig mit der Zunge. „Verzeihung, da geben Sie Ihr Bestes, um mit den skandalösen Jacksons auszukommen, und ich …“ Hilflos schüttelte er den Kopf und bedachte Königin Zoe mit seinem charmantesten Lächeln. „Wir werden uns schon aneinander gewöhnen, oder?“
„Ich bin mir sicher“, murmelte Zoe, obwohl sie bezweifelte, dass die geplante Hochzeit überhaupt stattfinden würde. Sie hatte das Leuchten in Allegras Augen gesehen, doch ob es nun an ihrem mütterlichen Instinkt oder den leidvollen Erfahrungen eines Ehelebens ohne echte Emotionen lag, mit dieser Blitzverlobung stimmte etwas nicht. Auf jeden Fall war das Herz ihres Sohnes nicht daran beteiligt.
Was für eine Ironie, dass ich den Morgen danach als Höhepunkt dieser ominösen Verlobungsparty empfinde, dachte Zoe mit einem für sie ungewohnten Anflug von Sarkasmus. Bobby, das Enfant terrible des Jackson-Klans, erwies sich jedenfalls als überraschend scharfsinnig, äußerst charmant und geradezu feinfühlig.
„Versteht sich Allegra eigentlich mit ihrer Stiefmutter?“, wollte Zoe wissen. Sie hatte einige Zeit gebraucht, um das komplizierte Familiengeflecht zu durchschauen.
„Sie kommen zurecht.“
„Und Sie … haben immer noch Kontakt zu Ihrer ersten Frau?“ Ihre Stimme klang angespannt und etwas zu hoch, vielleicht weil sie es nicht gewohnt war, sich in die Privatangelegenheiten anderer Leute einzumischen, aber die Neugier siegte. Dass ein Mann die Chuzpe besaß, Frau und Exfrau zur Verlobungsparty seiner Tochter mitzubringen, war ziemlich … speziell. Besonders wenn man Gelegenheit bekam, Verhalten und Körpersprache der Protagonisten zu beobachten. Zoe war sich jedenfalls sicher, dass zwischen Bobby und Julie immer noch etwas lief.
„Julie ist ein Goldstück“, sagte Bobby, wie um ihren Verdacht zu bestätigen.
„Verstehe … und dieser sympathische junge Mann …“ Sie spürte, wie sie errötete. Wie lange mochte es her sein, dass sie mit jemandem Klatsch ausgetauscht hatte? Denn etwas anderes war es ja nicht, oder? Aber Zoe war auch beunruhigt, denn gestern Abend hatte sie Anna in einem animierten Gespräch mit einem Spross des Jackson-Klans überrascht. „Leonard?“
„Sie meinen Leo“, korrigierte Bobby. „Den, der mit der Ex Ihres Sohns angebandelt hat?“
Königin Zoe war ehrlich überrascht über den hellen Klang ihres spontanen Auflachens. „Ein Mann, dem aber auch gar nichts entgeht!“ Glücklicherweise hatte sie ihren Butler längst entlassen und schenkte deshalb selbst Tee für ihren Gast und sich nach. „Leo entstammt Ihrer ersten Ehe?“
„Er … nein.“ Zum ersten Mal zeigte Bobby eine Spur von Verlegenheit. „Der Name seiner Mutter war Lucinda. Wir waren nie verheiratet.“
„Oh …“
„Sie ist leider schon vor Jahren
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