Kroenung der Liebe
der kostbaren Holzvertäfelung sicher überwältigt. Im offenen Kamin brannte ein warmes Feuer und schaffte eine anheimelnde Atmosphäre, doch der Anblick des Doppelbetts ließ Allegra frösteln. Noch unangenehmer war ihr die Anwesenheit zweier junger Zofen, die sie in einen Ankleideraum führten.
In meinen Ankleideraum, wie Allegra vermutete, da Alex hinter einer anderen Tür verschwunden war. Dabei hatte sie so sehr darauf gehofft, endlich ein paar klärende Worte unter vier Augen mit ihm wechseln zu können.
„Sehr nett, aber ich komme allein zurecht“, versicherte sie peinlich berührt, als eines der Mädchen den Reißverschluss in ihrem Rücken öffnete. Doch die Zofe lächelte nur und ließ sich nicht beirren. Als Allegra die schwere Satinrobe abstreifte, nahm sie ihr das Kleid ab, während ihre Kollegin bereits ein zartes Spitzennachthemd bereithielt, das Allegra noch nie zuvor gesehen hatte.
„Danke, aber wie gesagt, ich komme allein zurecht.“
„Natürlich“, erwiderte das Mädchen. „Ich brauche nur noch die Juwelen.“
„Wie bitte?“
„Um sie in den Safe zu legen.“
Ihrer Kleider und ihres Schmucks beraubt, aber endlich allein, konnte Allegra hören, wie sich Alex im Nebenraum offenbar ebenfalls auszog und seinem Kammerdiener Anweisungen für seine morgige Garderobe gab. Für ihn schien es das Selbstverständlichste der Welt zu sein, sich dabei von einem Bediensteten helfen zu lassen.
Rasch streifte Allegra auch noch die Unterwäsche ab, schlüpfte in das filigrane Spitzenhemd und versuchte, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, ein Bett mit ihrem Verlobten teilen zu müssen. Momentan hielten sich Nervosität und Frustration die Waage. Sie wollte allein sein. Sich bequem im Bett zusammenrollen und den absonderlichen Abend vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen lassen.
Und ja, sie wollte sich auch den Kuss noch einmal in Erinnerung rufen, das Gefühl von seinen Lippen auf ihren, auch wenn das Ganze nur für die Presse inszeniert worden war. Und dafür musste sie allein sein.
Mit jedem Schritt, den Allegra in Richtung Schlafzimmer tat, schlug ihr Herz schneller. Wie festgefroren stand sie da und hörte, wie Alex den Kammerdiener mit den Worten entließ, dass er seine Dienste heute Abend nicht mehr benötigte.
„Frühstück um sieben“, ordnete er an. „Oh, und natürlich die Morgenzeitungen.“
Die Tür schloss sich. Allegra stand immer noch auf der gleichen Stelle.
„Allegra?“
Sie biss sich auf die Unterlippe.
„Du kannst jetzt kommen, wir sind allein.“
Gut, dass er ihr Augenrollen und die kleine Grimasse nicht sah. Aber anstatt sich ihre Nervosität anmerken zu lassen, würde sie ihn mit ihrem Ärger und Frust konfrontieren. Dumm nur, dass sie Alex in diesem Nichts aus halbtransparenter Spitze entgegentreten musste. Als sie das letzte Mal ein Nachthemd getragen hatte, mochte sie gerade mal sechs Jahre alt gewesen sein. Seitdem bevorzugte Allegra im Bett T-Shirts oder Pyjamas.
Außerdem hatte sie normalerweise ihr Bett für sich allein und teilte es höchstens mit einem spannenden Buch und einer gemütlichen Tasse Tee.
Als sie jetzt zaghaft das Schlafzimmer betrat, lümmelte Alex mit nacktem Oberkörper und dem Handy in der Hand bequem in den dicken Kissen. Er schaute nur kurz auf und widmete sich dann wieder seinen Textnachrichten.
„Man hat mir meine Kleider und meinen Schmuck weggenommen“, beschwerte sie sich und wartete vergebens auf eine Reaktion von seiner Seite. „Außerdem ist dieses Arrangement mit dem gemeinsamen Schlafzimmer nicht das, was wir vereinbart haben und …“
„Ich weiß.“ Alex schaute auf. „Aber momentan ist daran leider nichts zu ändern. Keine Bange, ich schlafe auf dem Sofa.“ Das hatte er wirklich vor, allerdings nicht gleich. Ihr Anblick in dem zarten Spitzengebilde, unter dem sich ihre weiblichen Formen abzeichneten, hatte eine unerwartete Wirkung auf ihn. Wenn er jetzt aufstand …
Immer noch empört über die unausgesprochene Unterstellung der Zofe ließ Allegra sich auf der Bettkante nieder. „Als ob ich mitten in der Nacht mit den königlichen Juwelen durchbrennen würde!“
Alex lachte rau. „Nun, deinem Vater oder deiner Stiefmutter würde ich sie jedenfalls nicht so leichten Herzens überlassen wie dir. Hast du nicht erzählt, dass Chantelle einmal einen Marktstand hatte? Wer weiß …“ Er hatte es als Scherz gemeint, um die angespannte Atmosphäre aufzulockern, doch Allegras Gesicht sprach Bände. „Verzeih, es
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