Kroenung der Liebe
wieder wettzumachen.
„So wie es auch zwischen meinem Bruder Ben und Natalia gefunkt hat, oder zwischen meiner Schwester Ella und Hassan?“ Allegra lächelte schwach. „Sie ist übrigens schwanger.“ Plötzlich wurde ihr bewusst, wie gern sie all das selbst erleben würde, anstatt nur darüber zu reden. „Ich weiß, dass du es nicht nachvollziehen kannst, aber ich habe sie alle furchtbar lieb und vermisse sie ganz schrecklich.“
„Ich verstehe das“, behauptete Alex, obwohl es nicht stimmte.
Dafür erwies er sich während der nächsten zwei Tage, in denen Allegra ihr Zimmer nicht verlassen durfte, als perfekter Gesellschafter. Anders als die Krankenschwester fragte er nicht dauernd nach ihrem Befinden, sondern hörte geduldig zu, wenn sie alte Erinnerungen hervorkramte oder mit ihrem erzwungenen Exil haderte. Er blickte wachsam von seinem Laptop hoch, sobald sie das Bett verließ, um ins Bad zu gehen, und wenn sie über Kopfschmerzen jammerte, versicherte er ihr trocken, dass sie ganz sicher überleben würde.
Trotzdem wurde ihr die Zeit immer länger, darum beschloss Allegra gegen Abend des zweiten Tags, Izzy anzurufen, um ein wenig mit ihr zu plaudern. Ruhig nahm Alex ihr das Handy aus der Hand.
„Was soll das?“, fragte sie gereizt. „Darf ich nicht mit meiner Schwester reden?“
„Ich habe heute bereits mit ihr und mit Angel gesprochen.“
„Wieso du? Und wieso weiß ich nichts davon?“
„Weil du bis eben geschlafen hast. Ich informiere deine Familie regelmäßig über deine gesundheitlichen Fortschritte, und alle lassen dich ganz herzlich grüßen.“
„Das ist nicht dasselbe, als wenn ich mit ihnen spreche!“, protestierte sie weinerlich. „Izzy und ich haben uns immer alles anvertraut.“
„Genau das habe ich befürchtet“, meinte Alex trocken. „Könntest du die Wahrheit überhaupt für dich behalten, so durcheinander, wie du momentan bist?“
„Izzy würde nie etwas weitererzählen!“
„Auch nicht eurem Bruder Leo? So wie es aussieht, trifft der sich nämlich inzwischen mit meiner Exverlobten.“ Er sah, wie diese Neuigkeit sie schockierte, und seufzte. „Allegra, verstehst du denn nicht, dass du nicht mehr so offen und ohne nachzudenken mit deiner Familie sprechen kannst wie früher? Wie auch immer“, lenkte er angesichts ihrer störrischen Miene ein. „Als ich mit Izzy telefoniert habe, hat sie mir erzählt, dass sie einen eigenen Song zu dem Benefiz-Konzert beisteuert, das Matteo jedes Jahr veranstaltet.“
„Izzy singt auf einem Konzert, das Matteo …“
„Nein.“ Alex schüttelte den Kopf. „Singen wird sie nicht, aber offensichtlich hat sie diesen Song selbst geschrieben und komponiert und wird der Veranstaltung im Hintergrund beiwohnen. Hättest du nicht Lust, auch dabei zu sein?“ Allegra schluckte und spürte schon wieder heiße Tränen hinter ihren Lidern brennen. „Du fühlst dich hier doch eingesperrt, oder? So hättest du etwas, worauf du dich freuen kannst.“
„Ich vermisse sie alle so sehr“, gestand sie mit bebender Stimme. „Es ist, als ob ich vom Erdboden verschwunden bin, und niemand interessiert sich dafür.“
„Komm mal her“, sagte Alex überraschend zärtlich.
Als sie etwas unsicher auf die Beine kam, legte er ihr fürsorglich einen weichen Paschminaschal um die Schultern und hakte seine Verlobte unter. Dann führte er sie aus dem Zimmer und durch einen langen Flur bis zu einem Fenster, durch das man den Haupteingang des Palasts sehen konnte. „Denkst du immer noch, dass sich niemand um dich sorgt und kümmert?“
Fassungslos bestaunte Allegra unzählige bunte Blumenbuketts, die vor den Palasttoren abgelegt worden waren.
„Sie sind alle für dich bestimmt. Seit die Nachricht von deinem Sturz bekannt wurde, reißt der Menschenstrom nicht ab. Die Eingangshalle und der große Speiseraum quellen auch längst über vor Genesungssträußen jeder Couleur.“
„Alles nur für mich?“
Hilflos hob Alex die Schultern. „Ich selbst habe so etwas auch noch nie erlebt“, gestand er offen. „Die Presseberichte haben offensichtlich nicht gelogen. Die Bevölkerung von Santina liebt dich.“
Allegra war noch benommen vor Rührung über die unerwarteten Sympathiebeweise, als sie längst wieder in ihrem Bett lag und sich selig lächelnd unter die Decke kuschelte. Doch bereits in der nächsten Sekunde holte sie die Realität unbarmherzig wieder ein.
„Jetzt, da es dir besser geht, kann ich meine Londonreise nicht länger
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