Kronhardt
durch den Park, erklärte die Vorgänge, und seine Frau hakte sich unter Barbaras Arm. Nach dem Betrieb bestand Kronhardt auf der Kellerbar. Sie saÃen am Stammtisch, sie lachten, die Frau hielt die Hand ihres Mannes und Barbara die von Willem. Dreimal ging Kronhardt an seinen Spezialschrank und servierte, wie er sagte, etwas für den inneren Reichsparteitag.
Die Alten fanden es richtig, daà Willem ein Taxi orderte und Barbara begleitete. Sie winkten, als der Wagen abfuhr, doch Kronhardt beklagte, daà der Stiefsohn gleich die Nacht bei Frau Focke verbringen wollte. Um so mehr, da sie jetzt offizielle Mitwisser seien. Quasi, sagte er. Seine Frau lachte. Quasi, sagte sie, könne doch niemand wissen, was sie wirklich wüÃten und was nicht.
Zwei Monate später parkte Kronhardt den Mercedes vor einer Druckerei, und der Gehilfe stellte einen Karton auf den Beifahrersitz. Die Einladungen rochen frisch und steckten in professionell adressierten Umschlägen. Im Hauptpostamt lieà Kronhardt den Karton über die Rollen gleiten und blickte den Schalterbeamten über den Nasenrücken an. Wieder zu Hause, setzte er sich ins Büro und erstellte eine Liste. Dann flippte er durch die Kartei mit den Telefonnummern und orderte nacheinander Schlachtplatten, FaÃbier und eine rustikale Kapelle. Doch seine Frau stornierte das. Sie arbeitete mit Barbara an einer Marschroute bis zum Zapfenstreich, und Kronhardt sollte sich überraschen lassen. So konspirierten die Frauen im Büro oder waren mit dem Mercedes unterwegs, und Kronhardt gefiel sich in der Herrenrolle.
Dann kamen ihm Zweifel, und er bezog ganz klar Stellung. SchlieÃlich war es sein Geburtstag, und er bestand auf der rustikalen Kapelle. Noch bevor seine Frau etwas erwidern konnte, hakte Barbara ihn unter, und als sie nach einer halben Stunde zurückkamen, war Kronhardt bester Dinge. Frau Focke habe vollkommen recht, Tradition und Fortschritt müÃten sich nicht zwangsläufig beiÃen, und Kronhardt bekam eine Kapelle mit Hammondorgel.
Barbara fügte sich geschmeidig in den Kreis der Geschäftsfreunde. Sie lieà sich begutachten und schien offen für die Neugier der anderen. Doch in Wirklichkeit verschaffte sie sich auf Anhieb Respekt, und die Gäste blieben diskret.
Gegen Willem verhielten sie sich wie eh. Seine Fähigkeiten zu Eloquenz und Zynismus interessierten sie eigentlich nicht, und solange er sich seine Sporen nicht in ihrer enggesteckten Welt verdient hatte, blieb er im Grunde ein Bürschchen. Ein ewiger &Sohn, auf dessen Kosten man sich prächtig amüsieren konnte. Die Frau des Tabakgrossisten forderte ihn zum Schnaps, die Reedersgattin kniff ihn in die Wange, oder Mit-Sicherheit-Deutschmeister, rotgesichtig und polternd, schlug ihm auf den Rücken. Doch als Willem diese im Grunde harmlosen Attacken ebenso harmlos parierte und die Gäste feststellen muÃten, daà sie entwaffnet und demaskiert waren, schaltete Barbara sofort. Sie überbrückte bereits den Anflug von Betretenheit und bekannte sich auf eine so eindeutige Weise zu Willem, daà die neue Dimension aus dieser Partnerschaft nicht nur für alle offenbar werden muÃte, sondern mehr noch: daà allen die tiefe Zärtlichkeit zwischen diesem Paar erscheinen muÃte wie ein längst verloren geglaubter Traum. Und während Barbaras Finger sein Haar zerzausten, sagte sie, daà sie Willem auch deswegen liebe, weil er eine ganz auÃerordentliche Art habe, sich anzupassen. Oder nicht?! Und die Runde stimmte ihr brüllend zu.
So fügte Barbara sich ein, und für die Gäste war es keine Frage, daà sie aus gutem Hause kam. Oder anders, Focke war allen ein Begriff, und Barbara erfüllte alle Erwartungen.
Die Männer stellten sich ihren Körper vor, wie er jung und fest unter den Kleidern sein muÃte â bemerkenswert, sagten sie, diese Garderobe. Gediegen und sachlich, sagten sie und waren sich einig, daà eine Frau wie Barbara entschieden mehr Fleisch zeigen sollte. Die Frauen fanden Barbaras Erscheinung stilsicher. Elegant und nicht zu kühl, sagten sie, und sie waren durchweg älter und kaschierten das, indem sie Fleisch zeigten, wo Barbara es verbarg. Vor allem, daà sie es verbarg, hielten sie ihr zugute.
Das Büfett wurde von einer professionellen Mannschaft aufgetragen, und der Küchenmeister war ein Mann mit Kugelbauch und klassischer Mundart. Als er die Speisen ankündigte,
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