Kronhardt
Barbara.
Zur Stumpfen Spitze, stand auf dem Schild.
Ein linker Laden, sagte Barbara.
Alte Malocherwirtschaft.
Der Laden war ein Schlauch mit langem Tresen und ein paar Tischen auf der anderen Seite. Die Leute drängten sich in Rockmusik und Rauch, und Barbara schlug mühelos eine Bresche. Willem folgte ihr bis an den kleinen Tisch.
Wird man hier bedient?
Und Willem stand auf. Weià und trocken?
Barbara hatte den Kopf im Nacken und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Willem konnte den Blick auf ihren Busen nicht vermeiden. Wie er gegen das hippe Muster drängte. Und das Make-up machte ihr Gesicht im Schummerlicht der Stumpfen Spitze noch extra verführerisch. Weià und trocken, sagte sie.
Er streifte die Wampe von einem Kerl mit runtergezogenem Schnauzer und Koteletten, er streifte den Hintern einer Frau in Stiefeletten und Jeansrock. Dann stand Frederike vor ihm.
Die alte Schulkameradin hatte gefärbtes Haar und Dauerwelle, im Gesicht eine dicke Brille. Und neben ihr Jan-Carl; auch er seltsam verfremdet, unscheinbar und fast spieÃig, die beiden. Meine Fresse, sagte Willem. Doch sie reagierten nicht. Und dann, als wäre es Zufall, tauchte ein langer Kerl an seiner Seite auf. Verpià dich, Arschloch! Er zischte es durch die Zähne, und im nächsten Moment stand er schon wieder bei einer Rothaarigen und gab ihr Feuer für eine Selbstgedrehte.
Willem lieà sich davon nicht beeindrucken. Er sagte: Inkognito, oder was ist hier los, Frederike.
Sie sah ihn hilflos an. Excusez-moi, und dann brachte sie ein paar gestochen scharfe Sätze und bot Willem schlieÃlich eine Gitane.
Verstehe, sagte er. Und zu Jan-Carl: Der Sohnemann vom Staatsanwalt. Siehst aus, als hätte der Alte dich in seine Stapfen gekriegt. Dann tätschelte er seinen Kopf. Hat er aber nicht, was.
Jan-Carl schien eine Perücke zu tragen. Das Haar schlingerte unter Willems Hand, und das Gesicht des Schulkameraden verzerrte.
Willem ging lachend ab, doch als er sich zum Tresen machte, hatte er den langen Kerl im Nacken. Der Kerl stellte sich neben ihn, legte einen Arm um seinen Hals und sah arglos herab. Was hab ich dir eben gesagt, Arschloch?
Daà ich hokuspokus in der ScheiÃe sitzen werde, wenn ich meinen Rüssel nicht aus der ScheiÃe halte.
Bist ja n Oberschlauer, was. Und der Lange blickte in die Runde und hebelte an Willems Hals. Verdammtes Arschloch. Dann klopfte er ihm auf die Schulter und drehte sich ab. Aber als wäre ihm noch etwas eingefallen, kam er zurück und versetzte ihm einen verdeckten Haken in die Nieren. Du entspannst dich jetzt. Verstehst du.
Klar, Mann. Und Willem versuchte zu grinsen.
Bleibst ganz geschmeidig und zischt n biÃchen was mit deiner Braut.
Klar, Mann.
Wir behalten euch im Auge. Verstehst du. Und beim nächsten Mal greif ich mir die Braut.
Arschloch.
Was!
Das hast du vergessen.
Und der Lange schlug auf den Tresen und zeigte auf Willem.
Die Frau hinterm Bierhahn hatte ihr Haar zu Zöpfen geflochten. Willem muÃte schreien, damit sie ihn hörte. Wenn er Kopf und Schultern bewegte, schien alles gut; der Schmerz in der Nierengegend verzog sich.
SchlieÃlich kam die Frau mit zwei schlampig gefüllten Gläsern zurück. SüÃes, warmes Zeugs. Willem schüttelte den Kopf und schob die Gläser zurück. Die Frau taxierte ihn und verschwand hinter einem Vorhang.
Als sie zurückkam, hatte sie eine Flasche dabei und ein paar Eiswürfel in einer Plastikschüssel. Fuffzehn Märker, sagte sie.
Willem sah sich die Flasche an. Willst du mich verarschen.
Und wie auf ein Zeichen trat ein Kerl aus dem Vorhang. Gibts Probleme, Sportsfreund?
Willem rollte den Kopf. Noch ein alter Schulkamerad. Und natürlich gibts Probleme, sagte er. Man wolle weià und trocken und kalt, und prompt sei man das Kapitalistenschwein. Meine Fresse, Alter. Das Hirn der Linken ist genauso unheimlich wie das der Faschos. Er legte einen Zwanziger auf den Tresen. Stimmt so, Sportsfreund.
Achim-das-Tier zog einen Zeigefinger unter der Nase durch. Dann kam sein Gesicht über den Tresen, ein fleischiges, verstoppeltes Ding, und die verwilderten Haare hatte er mit einem Gummiband zusammengebunden. Willem spürte den Atem, und zwischen den Zähnen sah er Wurstreste. Kronhardt, du Fickfrosch! Ganz vorsichtig, verstehst du.
Willem schnappte nach Flasche und Gläsern. A votre santé. Und dann: Das mit dem Pferdeschwanz, Alter. BiÃchen weibisch,
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