Kronhardt
sehen und ihre Ekstase, wenn in der Nebenbox der Dädalos ausgeschlagen hatte.
Im Spitzgiebel kam Barbara gleich zur Sache. Sie warf Willem Einmischung vor, und auch wenn es diesmal gut gelaufen sei, zugegeben sogar besser als ohne ihn, sei sie erst einmal dagegen. Willem wisse das, sagte sie, und Willem wisse auch, wie er reagiere, wenn sie sich in seine freie Zeit mische.
Er gab zu, daà sie recht hatte.
Doch das reichte ihr nicht. Sie nannte seine Unberechenbarkeit â nein: gerade seine berechnende Art einen gefährlichen Faktor. Sie warf ihm Ãberheblichkeit vor, weil er selber alle naselang nicht vorhersehbare Wechselwirkungen ins Feld brachte, sich aber achtlos in Angelegenheiten mische, die ihn nichts angingen. Was er denn glaube, sagte sie. Daà er jederzeit alles im Griff hätte? Ãber Jahre hätte er diese Karin nicht gesehen, dennoch täte er so, als ob er alles wüÃte. All seine groÃspurigen Argumente, mit denen er sonst die Unmöglichkeit einer geradlinigen Entwicklung festige, werfe er bei erstbester Gelegenheit über den Haufen und verweigere auch gleich den denkbaren Fall, daà diese Karin über die Jahre zu einem Menschen geworden sein könnte, der Spaà daran hätte, andere mit ihrer Vergangenheit bloÃzustellen. Verdammt, sagte Barbara.
Willem lächelte.
Dein verdammtes Lächeln, sagte sie.
Willem hatte keine Lust auf Zank. Er machte ein ernstes Gesicht und gab ihr recht.
Doch das reichte ihr nicht. Womöglich, sagte sie, wüÃten längst alle Bescheid über Willems zynische Art und sein Geschlechtsleben damals, das ja nun mal bis ins Hippologische ausgeschweift wäre.
Quatsch, sagte Willem. Wenn tatsächlich alle Bescheid wüÃten, hätte das nichts mit seinem Auftritt zu tun. Und was gebe es schon groà zu wissen? Er habe seinerzeit einen durchaus integren Eindruck hinterlassen und auch jetzt keinen Anlaà gegeben zu Zweideutigkeiten. Zudem bestünden keine Zweifel an seiner intakten Ehe, wodurch Barbara selbst absolut sattelfest vor diesen Damen erscheine, um so mehr, da seine Vergangenheit ein alter Hut für sie sei. Beziehungsweise er mit reiner Weste dastehe.
Doch das reichte Barbara immer noch nicht.
Willem sah es an der Art, wie sie atmete. Wie sich ihre Nasenflügel blähten, und hinter ihrer Stirn ahnte er die geballten Vorgänge des Denkens. Er war überrascht, als sie zu ihm aufs Sofa kam. Ich will auch nicht zanken, sagte sie.
Die Nähe tat gut.
Er zog sie fester an sich und sagte, daà er in die Situation mit den Damen einfach hineingeschlittert sei. Und daà die Entwicklung daraus für ihn nicht vorauszusehen war.
Sie küÃte ihn.
Dann sagte sie: Du hast sie um den Finger gewickelt. Und ich würde mir wünschen, daà du deine Fähigkeiten öfter einbringst.
Wie?
Wir haben Potential. Nicht nur im Privaten.
Ich soll mich mehr ins Geschäft einbringen?
Ganz bedächtig. Eine sukzessive Steigerung.
Willem sah sie an. Das meinst du doch nicht ernst.
Sie küÃte ihn.
Nein, Barbara. Nein. Ich bleib bei meiner Zeit.
Sie streichelte ihn. Du sprichst doch immer von neuen Blickwinkeln; davon, daà die Welt nicht nur aus zwei Zuständen besteht. Unsere Energien flieÃen im Geschäft genauso wie zu Hause, und wenn du nicht so stur wärst, könnten wir eine neue Dimension angehen.
Laà die Blickwinkel aus dem Spiel. Wenn du rangehst und mir meinen zerlegst, geh ich ran und beweise dir, daà mein Blickwinkel aus deinem heraus gar nicht zerlegbar ist.
Ach, es geht doch um mehr, Willem.
Mehr als was? So wie wir uns unser Leben eingerichtet haben, sind wir doch glücklich.
Ja, Willem. Wir entwickeln uns weiter, tauschen uns aus, wachsen aneinander. Und wenn wir dieses Potential auch ins Geschäft einbringen, kommen wir viel schneller ans Ziel.
Er nahm ihre Hand und sah sie an. Aber wir sind doch am Ziel. Wir sind glücklich. Ob wir ein Landhaus haben mit Jaguar, ist mir egal.
Selbstbestimmt. Freie Zeit. Unabhängig. Das sind deine Worte. Und wenn wir im Geschäft nur halb so gut sind wie zu Hause, können wir das beschleunigen. Sie küÃte ihn. Ich mache dir einen Vorschlag: Zuerst kümmern wir uns um neue Mitarbeiter. Ãberzeugen die Alten endlich und lassen uns dann bei der Auswahl auf keine faulen Kompromisse ein. Wir arbeiten sie gemeinsam ein, und danach überlegst du dir noch einmal, ob du dich mehr einbringen kannst.
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