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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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Blockaden.
    Als Barbara den Ascher eingeschoben hatte, holte die Alte eine Sprühdose hervor und verteilte einen Duft.
    Im Stint nahm ihnen der Kellner die Mäntel ab und führte sie in einen ruhigen Winkel. Sie bestellten von der Tageskarte und aßen schweigend.
    Danach orderten sie Espresso. Barbara rauchte.
    Also gut. Ich werde noch mal mit Meyer-Lansky sprechen.
    Du weißt, was er dir sagen wird.
    Der Mund der Alten verzog sich.
    Barbara lächelte. Schiebs nicht auf die lange Bank.
    Wir werden nichts überstürzen.
    Wenn wir schneller sind als die anderen, gestaltet sich unsere Zukunft ganz von selbst.
    Du redest.
    Ich bin nicht dazu da, dir das Leben schwerzumachen. Wenn wir eine Familie sind, hat unser Leben auch einen gemeinsamen Sinn.
    Sag das deinem Mann.
    Willem weiß so was.
    Er weiß nichts, und die Alte preßte ihre Lippen und blickte auf die Uhr. Dann: Ober! Zahlen!
    Warte.
    Worauf? Wir haben keine Zeit.
    Wir brauchen neue Mitarbeiter im Speicherhaus.
    Nein! Und dann sagte sie es noch einmal: Nein!
    Dann werde ich mich aus der Stickerei zurückziehen.
    Was!
    Du hast es gehört.
    Das ist Erpressung!
    Quatsch. Das ist sachlich und nüchtern. Jeder neue Tag offenbart uns den Personalmangel, und du weißt das.
    Weil dein Mann ein Tagedieb ist!
    Du kannst deine Verbitterung nicht mehr auf Willem schieben. Die Zeiten sind vorbei. Und Willem beschickt an einem halben Tag mehr als Robert an zweien. Auch das weißt du.
    Wir brauchen keine neuen Mitarbeiter!
    Doch. Frag Meyer-Lansky, frag Willem oder mich. Wenn du dich aus deiner Verbitterung heraus sperrst, bitte. Wenn du Angst hast und niemandem vertrauen kannst, bitte. Aber ich mache das nicht mit.
    Was bist du für ein Rabenaas.
    Hör auf mit dem Quatsch. Wir reden von Synergie und Zukunft, und wenn wir das zusammen nicht umsetzen können, ziehe ich mich zurück. Ich kann keinen Sinn darin sehen, die steigenden Anforderungen immer und immer aus mir selbst zu erbringen. Wenn du es so machen willst, weil du nichts anderes mehr hast, tut es mir leid. Wenn du dich ausbrennen willst, ist das nicht meine Sache.
    Was bist du für ein Rabenaas.
    Ihr könnt im Speicher bleiben. Oder ins alte Haus zurück.
    Die Alte zischte jetzt. Wegen ihm brennen wir uns aus. Wir alle, auch du. Er ist ein Tagedieb, der lieber gammelt, als seiner Familie zu helfen.
    Barbara lachte. Dann sagte sie: Ihr habt das Milieu um Willem geschaffen. Du und Robert.
    Was?! Was willst du damit sagen!
    Daß ihr die Familie geprägt habt. Daß der kleine Willem nicht einmal um seinen Vater trauern durfte.
    Einen Augenblick schien es, als hätten Barbaras Worte die Alte von aller eingefleischten Sicherheit abgetrennt. Als habe die Alte sich in Größe und Herrschsucht erschöpft und aller Nachschub an Kraft sei abgeschnitten. Doch ihre Stimme war fest. Er ist wie sein Vater. Er verspottet unser Leben und wirft Schande auf uns. Er steht nicht für unsere Zukunft.
    Im Mercedes sagte die Alte: Drei. Wenn wir drei finden, die wir annehmen wollen. Wir erarbeiten Anforderung und Profil, dann die Anzeige. Wir sieben die Bewerbungen, laden zur Vorstellung, mustern. Dann wird weiter entschieden.
    Barbara sagte: Alle Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, eine Dreiviertelmehrheit langt.
    Nein.
    Was nein?
    Dein Mann hat nur eine halbe Stimme.
    Quatsch.
    Er steht nicht ein für unsere Zukunft. Er macht halbe Arbeit, sonst nichts.
    Du bist verbittert und hartherzig.
    Es würde ihm Spaß machen, Sinnesgenossen bei uns einzunisten. Gammler und Anarchisten.
    Barbara sah die Alte an und lachte. Dann sagte sie: Ich ziehe meinen Hut vor Willem. Eine Geschichte, wie er sie erlebt hat, hätte mich aus dem Sattel geschlagen.
    Was für eine Geschichte?
    Eine Mutter, die das Gute in ihm nicht sehen will. Ein Vater, den er liebt und der einfach stirbt.
    Die Alte setzte den Blinker, bog ab und sagte nichts dazu.
    Wie war das damals für Willem?
    Wie so etwas immer ist.
    Immer?
    Kindchen, das Leben ist nicht nur Synergie und Zukunft. Du hast deine Eltern verloren, und von mir will ich gar nicht erst reden. Eben noch steht man in Sonnenschein und Vogelsang, und plötzlich ist die Nacht da und der Höllenhund. Und auch am nächsten Morgen, wenn alle Welt wieder Sonnenschein und Vogelsang erlebt, sind Nacht und Höllenhund noch da.
    Wie war das für Willem?
    Du kennst seine Erzählungen. Er war ein Kind. Er verzerrt die Erinnerungen an diese

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