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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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wischen, und wenn er sich gut einbrachte, sollte er eines der Mädchen verwalten. Er bekam schließlich Ricarda, und die beiden waren von Anfang an ein gutes Gespann. Die Engelsche spezialisierte sich auf einen damaligen Nischenbereich und zog Männer in den Club, die sich daran erregen konnten, erniedrigt zu werden. Sie steigerte Lust und Preis noch, indem sie den Kunden die Reize ihres Körpers gnadenlos offenbarte, jeden Kontakt aber tabuisierte. Noch bevor Eddi eingezogen wurde, verlobten sich die beiden und nahmen eine gemeinsame Wohnung.
    Konetzke wurde gleich um die Ecke einkaserniert und stieg schnell auf zum Laufburschen. Wenn die Kameraden durch den Matsch krochen, kutschierte Eddi im Kübel durchs Gelände, um nichtsnutzige Sachen von einer Kompanie zur nächsten zu bringen. Wenn die Kameraden auf dem Kasernenhof Schikane ertrugen, war Eddi mit Spezialaufträgen unterwegs; brachte die Autos seiner Vorgesetzten in die Kraftwagenhalle, holte ihre Anzüge aus der Nähstube und war bald ein geschickter Vermittler für Gefälligkeiten. Die Kameraden neideten ihm seinen lauen Posten, doch weil Eddi mit ihnen soff und Skat kloppte und mehr noch, weil er auch hier vermittelte, hatte er seine Position.
    Im Club war schon alles eingefädelt, und nach und nach brachte Eddi aus seiner Position zuerst die Kameraden an, später dann die Vorgesetzten. Sie inszenierten spezielle Kameradentage oder eine geschlossene Gesellschaft für die Obersten, und die Mutter und Ricarda gaben alles und führten darüber Buch. Bald waren die Kameraden verschuldet, bald wußte Eddi über die Vorlieben von Kompaniechef und Kraftwagenmeister Bescheid, und aus beidem zog er seine Vorteile. Wo es nötig war, sprang er mit Kleinkrediten ein, und nebenbei zog er einen kleinen Autohandel auf; kaufte Schrott und ließ ihn in der Wagenhalle aufpäppeln.
    Die Detektive grinsen. Der brave Soldat Eddi. Und Mutter und Engelsche haben von Anfang an mitgemischt.
    Nachdem er abgedient hatte, verfeinerte er seine Masche, indem er systematisch Kontakt zu den Amis herstellte. In seiner Gegend waren damals eine Menge GI s stationiert; sie brachten ihre Volksfeste mit – Paraden, Feiertage – und sahen sich selber als Boten einer wunderbaren Mentalität. Zudem gaben sie sich als großzügige Sieger; sie ermunterten die Deutschen, auf ihre Feste zu kommen, sich von ihrer Schuld zu erlösen, und gaben jedem das Gefühl, so werden zu können wie sie.
    Edgar Konetzke begegnete den Besatzern jedoch von Anfang an auf Augenhöhe; er verkörperte jenen Typus des Deutschen, der jenseits aller Schuld in den Leistungen einer Kultur verwurzelt war, die dem Rest der Welt Respekt abverlangte. Er offenbarte den Amis, daß dieses urdeutsche Erbe auch in seiner Generation noch lebendig war und daß – Sieger hin oder her – niemand eine bedingungslose Unterwerfung der Deutschen erwarten konnte. Gleichzeitig aber ließ er sich von der amerikanischen Mentalität ergreifen; er jubelte auf ihren Paraden, spendierte Popcorn für die Kinder der Drillinspektoren und begeisterte sich am Unbegrenzten. Er kannte sich aus in der amerikanischen Heldengeschichte, mit Feuerwaffen und Hubraum, und wenn er den Besatzern von seiner deutschen Sehnsucht erzählte, klang das wie ein amerikanischer Traum. Und so umkreiste er zielgerichtet seine Opfer; arbeitete sich über die fettgefressenen Soldatenfamilien bis an die Basis. An den amerikanischen Ausschuß und die Verlierer, die in der Army plötzlich dastehen konnten wie wahre Sieger. Und diese einfachen Soldaten lockte Konetzke in Mutters Club. Umfing sie dort mit einer Kultur, die nicht auf Schnelligkeit und Wegwerfen aufbaute, und die Mädchen drangen behutsam in die Herzen dieser Männer. Lockten Versprechen aus der Einsamkeit, lockten Geheimnisse, und bald waren sie am Haken wie ehedem die deutschen Rekruten. Und Eddi saß im Sessel, dampfte Zigarren und verfolgte den Wechselkurs des Dollars.
    Dann verschwand er plötzlich.
    Die Mutter und Ricarda schlugen nach einem Tag Alarm, und als er am dritten Tag wieder auftauchte, sah er aus, als wäre nichts gewesen. Noch sein Anzug roch frisch gewaschen, doch Eddi hatte einen Knacks. Die Frauen holten den Arzt, aber der Mann konnte Eddi nicht helfen. Körperlich war er unversehrt, jedoch schien seine Seele angeschlagen; womöglich eine Art von Folter, hat sich der Arzt damals notiert.
    Wir

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