Kronhardt
Leichenfund mit ungeklärter Identität und Todesursache und nur einer Spur in den Taschen des Toten, die uns direkt zu ihr geführt hätte. Dann beschrieben wir ihr Burke, doch sie schüttelte nur den Kopf. Jemanden, der so aussehe, kenne sie nicht. Darauf zogen wir ein biÃchen an; lieÃen uns ihre Papiere zeigen, hantierten mit unserem Minicomputer und versprachen, jederzeit tiefer zu schnüffeln und aufzureiÃen, sofern sie lügen sollte. Doch Nina blieb bei ihrer Aussage. Burkes Beschreibung sagte ihr nichts. Wir lachten, als sie uns hinausbrachte. Als hätten wir schon tausendmal so gelacht; als hätten wir darüber hinweg alles Mitgefühl eingebüÃt und als wäre es uns scheiÃegal, diese Nina in irgend etwas reinzureiÃen. Aber auch das zog nicht. Sie blieb im Kimono hinter uns stehen; die Augen noch immer klein, das Haar zerrauft, und dann lächelte sie, als würde sie uns den Finger zeigen. Sie schloà die Tür sehr sanft, und wir stiefelten davon.
Dann kamen wir leise zurück und legten unser Abhörgerät an. Sie telefonierte tatsächlich, und wir haben das Gespräch aufgezeichnet. Zuerst glaubten wir, daà diese Nina in einem eiskalten Agentenstück stecken würde; sie reklamierte das lange Warten auf eine Bestellung und sprach danach fast nur noch in Zahlen. Später haben wir rausgefunden, daà sie tatsächlich eine Musiksendung erwartet â Kastratengesänge von Caldera.
Die habe ich unlängst auch gekauft, sagt Willem. Und dann: Aber wir können natürlich nicht ausschlieÃen, daà sie Burke oder sonstwen kontaktiert hat.
Das können wir nicht. Ist aber erst mal Wurst, weil wir unsere Nummer dann noch mal bei Brock und Srezcovic gebracht haben. Brock reagierte ähnlich wie Nina, und wir kriegten nichts aus ihm raus â egal, ob die Edelpunkerin ihn informierte oder nicht. Aber wir kriegten schlieÃlich etwas aus Dragan Srezcovic raus, dem Mann in Brocks Wohnung.
Der Serbe hat den Balkankrieg mitgemacht und sieht noch härter aus, als man sich vorstellt; sogar wenn er friedlich lächelt, wittert man Gefahr. Aber gerade das ist zuletzt unser Trumpf gewesen. Srezcovic sind keine Abgründe mehr fremd, ein Mann, der alles gesehen hat und der weiÃ, was Schnüffeln und AufreiÃen bedeuten können. Er lieà sich den toten Burke noch mal beschreiben. Darauf drehte er sich ab, telefonierte und bekam keinen AnschluÃ. ScheiÃe, sagte er, und dann gab er uns den Namen. Edgar Konetzke, genannt Eddi. Wohnt auf dem Teerhof. Mehr wissen wir noch nicht.
Dann faltet der Detektiv die Zeitung, steckt die kleine Telefonausrüstung ein und sieht auf die Uhr. Vorhin hat keiner aufgemacht. Wir gehen gleich noch mal hin.
Beide in der Aufmachung?
Täuschen Sie sich nicht. In unserer Kluft können wir auch ganz anders.
Haben der Mann und die Frau Burke auch schon enttarnt?
Das wissen wir nicht, und so zieht der Detektiv ab.
Sonnabend hat Willem ein Lamm zubereitet; Inéz und Hector sind ins Landhaus gekommen, und weil es auch in diesem Jahr schon vor Ostern wieder sehr sonnig ist und sehr trocken, sitzen sie zum Kaffee im Garten. Abends machen Willem und Hector ein Feuer, und sie bleiben unter den Sternen bis tief in die Nacht.
Zwei Tage später melden sich die Detektive, und bereits am Vormittag steht Willem vor der Tür mit der eingebrannten Galaxis. Ramow&Ramow, Detektei Universal, und als er die Treppe hochsteigt, hat ihn die Kamera im Visier.
Einer steht mit dem Fernglas im Fensterwinkel, der andere hat die FüÃe auf dem Schreibtisch.
Ist ja wie beim letzten Mal.
Falsch, sagt der mit der Zahnlücke. Das letzte Mal stand ich am Fenster.
Der andere tauscht das Glas gegen eine Kamera, und Willem sieht, wie das starke Objektiv etwas verfolgt. Dann füllt der Klang des Motors das Büro.
Kaffee? Zucker? Milch?
Als die Tasse auf dem Beistelltisch steht, sitzt Willem im Kreuzblick.
Edgar Konetzke alias Burke. Unser Mann hat sich kaum Mühe gegeben, mit dem Decknamen umzugehen. Doch er scheint gut darin unterzutauchen. Wir waren mehrmals auf dem Teerhof, ohne Erfolg. Er hat dort ein Penthouse und lebt mit einer Frau; Ricarda Engel. Die Nachbarschaft ist sehr diskret â das heiÃt, jeder scheint so groÃartig, daà keine Zeit bleibt, sich für andere zu interessieren. Immerhin konnten wir herausbringen, daà Konetzke und seine Frau immer mal unterwegs sind;
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