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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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Brust; ein evangelikaler Hochglanz, wie es scheint, und als Willem vorübergeht, hört er ein Zischeln. Sieht einmal die Zahnlücke in dem kurzen Grinsen und bleibt übertölpelt stehen. Läßt sich einfangen von den mildherzigen Gesten, von der Verschleierung aller Absicht und nimmt die Information mit auf den Weg, daß es Neuigkeiten gebe zu Burke. In zehn Minuten an der Bratwurstbude, sagt der mit der Zahnlücke, dann steht er wieder da, aufgelöst und lächelnd.
    Der andere Detektiv schlägt seine Zähne bereits in eine Wurst. Er hält einen Stehtisch besetzt und läßt an seiner Erscheinung keinen Zweifel. Aktenkoffer, Minicomputer und Finanzblätter liegen auf dem Tisch, und zwischen den Bissen diktiert er Anweisungen in eine Telefonausrüstung, die ihm kaum sichtbar im Ohr klemmt. Er trägt einen Anzug, der glatt sitzt wie Aalhaut, und seine Worte klingen gefräßig. Sie kommen brockenweise: Abstoßen – Übernahme – Sachs, und zwischendurch hackt er auf dem Computer oder stößt die Wurst in den Senf.
    Als Willem sich dazustellt, nimmt der andere ihn kaum wahr. Schmatzt, telefoniert, hackt, und zwischendurch senkt sich seine Stimme. Die Würste sind wieder dioxinfrei, sagt er. Und dann: Wir haben Neuigkeiten.
    Willem erwidert nichts.
    Unser Verdacht hat sich bestätigt. Wir sind nicht die einzigen, die hinter Burke her sind. Polykarp hatte uns von einer großen Frau oder einem großen Mann berichtet. Sie erinnern sich?
    Willem wischt sich über den Mund und nickt.
    Es scheinen zwei zu sein. Eine große Frau und auch ein großer Mann.
    Und darum schon wieder dieser Mummenschanz?
    Genau. Die können ebenso hinter Ihnen her sein. Oder uns. Und darum mußten wir die Lage sondieren.
    Willem grinst. Auch wenn ichs für übertrieben halte. Aber Ihre Täuschungen sind gut.
    Gehört zum Geschäft. Wenn wir nicht in der Lage wären, den Umständen entsprechend wahrgenommen zu werden, könnten wir einpacken.
    Da sind Sie nicht alleine. Schauen Sie sich nur um; alle verzehren sich nach irgendwas.
    Zu solchen Betrachtungen ist jetzt keine Zeit. Wir stehen in unseren Nachforschungen zu Burke womöglich vor einem Durchbruch. Und wenn wir ihn vor den anderen auftreiben, können wir vielleicht erfahren, wer diese anderen sind. Mit Ihrer Zustimmung würden wir versuchen, Burke von einer Zusammenarbeit zu überzeugen.
    Ich schätze Burke als maßlos ein und bin nicht bereit, über die Maßen zu zahlen.
    Erst mal müssen wir Burke haben. Dann können wir Bedingungen einer möglichen Zusammenarbeit aushandeln. Obs am Ende dann dazu kommen wird, bestimmen Sie.
    Also gut. Und dann: Wie nah sind Sie denn dran?
    Der Detektiv schnappt nach einem Finanzblatt und breitet es aus. Dann sagt er: Vor allem durch das Fernsehen glauben die Menschen heutzutage, mit den vielfältigsten Erscheinungsbildern vertraut zu sein. Für die Serien werden ständig neue Typen eingeführt, so daß es beispielsweise den klassischen Polizeikommissar von früher kaum noch zu geben scheint. Heutzutage kann jeder Punk plötzlich seine Marke vorziehen, und diese Entwicklungen kommen unserer Arbeit natürlich sehr entgegen. Dennoch muß noch das glaubwürdigste Abbild in der Realität versagen, wenn es beim Erstkontakt nicht auf Anhieb gelingt, aus der Tiefe heraus zu überzeugen.
    Natürlich haben wir uns nicht zum ersten Mal als Kriminalbeamte ausgegeben. Eine der Grundlagen unseres Detektivberufs ist Erfahrung, und trotz der Vielfalt, die heutzutage das Fernsehen ausspuckt, haben wir erkannt, daß gerade der klassische Typus durch alle Volksschichten hindurch noch immer eine starke Wirkung erzielt. Es ist jener Typ, der alles gesehen hat und dem kein Abgrund mehr fremd ist. Der ernüchterte Typ mit scharfem Blick, der Frau und Kinder verloren hat und nur noch eines kann: sich wie ein Bluthund in seine Arbeit verbeißen. Und so sind wir in entsprechender Kluft noch mal drangegangen, Burke aufzuspüren. Zuerst bei der Edelpunkerin, dann bei dem Rottweilertypen und gleich danach bei dem Serben.
    Katherine Voß, genannt Nina, ist wie gesagt ein Nachtmensch. Sie tingelt nach der Arbeit, und wir sind bei ihr zu einer für sie brutalen Zeit aufgetaucht; die Sonne schien, und sie kriegte kaum die Augen auf. Wir gaben uns unmißverständlich und überrumpelten sie mit unserer Geschichte; wir konstruierten einen

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