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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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vermuten dahinter eine amerikanische Aktion, die ganz steril und vorbei an allen militärisch-diplomatischen Regeln durchgeführt wurde, um Konetzke die Flausen mit den GI s auszutreiben. Seitdem hat er sich weder mit den Amis noch mit Soldaten überhaupt eingelassen. Ob er den Knacks noch hat, wissen wir nicht.
    Erst einige Zeit nach diesem Vorfall tat er sich wieder um. Er sondierte den Hafen, heuerte an als Schauermann, als Festmacher, spazierte bald auf den Dampfern, plauderte mit aller Welt und vermittelte Gefälligkeiten. Er spendierte Freikarten für den Club, bezog zollfreie Ware, und dann lernte er einen Engländer kennen. Der Engländer war Supercargo eines Kümos und ständig mit der gleichen Ladung auf derselben Route unterwegs; er brachte die Abfälle aus den Schlachthöfen Mittelenglands und nahm Tiermehl aus dem Oldenburgischen Mastgürtel mit zurück. Im Club heckten sie einen Plan aus. Eddi meldete ein Gewerbe als Einfuhrhändler an, und der Supercargo deklarierte seine Lieferungen einfach um und verwandelte so Porterhouse-Steaks in banale Abfälle. Tatsächlich bauten sie ein kleines, gut funktionierendes Netz auf. Sie hatten Kühlraum, angeheuerte Fahrer, und Wurstfabrikanten und Großküchenmeister waren gerngesehene Gäste im Club. Es war ein einträgliches Geschäft, doch dann ging plötzlich BSE um die Welt. Die Bilder von den brennenden Rinderbergen, und als Eddi und dem Engländer klar wurde, daß ihr Geschäft inmitten einer Verkettung aus deutschem Tiermehl und englischem Rinderwahnsinn steckte, zogen sie die Reißleine. Die Spaltprodukte menschlicher Machenschaften hatten etwas in Gang gesetzt, das sie nicht mehr kontrollieren konnten, und degenerierte Nahrung war damals noch ein handfester Skandal. Heutzutage schlagen nicht mal mehr Gammelfleisch und Dioxin ins Kontor, sagen die Detektive, und die Leute wollen ihre Wurst auf dem Tisch. Ganz egal, ob sie den menschgemachten Wahnsinn der Tiere in sich reinfressen, doch diese Entwicklung konnte Eddi damals nicht voraussehen. Er schmiß das Fleischgeschäft hin und leierte einen neuen Handel an.
    Wie er darangekommen ist, wissen wir nicht, aber eine Zeitlang importierte er Kinderspielzeug. Eine saubere Sache, möchte man meinen, doch abermals steckte Konetzke urplötzlich in einem übergeordneten Skandal. Eine Kette aus toxischer Massenware und Kindern, die quer durch die Republik kollabierten. Er blieb auf einer fetten Lieferung hängen und mußte sie obendrein als Sondermüll entsorgen lassen.
    Ganz im Gegensatz dazu, sagen die Detektive, lief Mutter Konetzkes Geschäft ohne Erschütterungen. Sie hielt ihre Brüste sehenswert, Eddi konnte wieder Gläser spülen und Tische wischen, und dann hievte sie ihn ins richtige Ludenleben. Sie kannte Leute und Spielregeln, und Eddi in seiner Art kam in den Kreisen bald bestens zurecht. Er ließ sich die Haare wachsen, trug spitze Stiefel oder wettete bei Boxkämpfen; und auch von offizieller Seite gabs keine Scherereien. Doch dieses Mal ritt er sich selber rein. Er war mitten in einer Qualitätsprüfung, als Ricarda ihn dabei erwischte. Und die Engelsche machte kurzen Prozeß: Sie verwamste das Mädchen, und sie verwamste Eddi. Noch als die Funkstreife eintraf, saß sie ihm auf dem feisten Bauch, und er, nur mit dem Schlangenleder an seinen Füßen, verbarg wimmernd seinen Kopf. Als einer der Beamten ranging, die Frau wegzuziehen, verschärfte sich die Situation. Die Engelsche legte erst richtig los, nahm Genitalsprache und alles, so daß auch der zweite Beamte eingreifen mußte. Als sie schließlich Handfesseln einsetzen wollten, sprang ihnen Eddi ins Genick. Nackt, nur auf seinem Schlangenleder, und um ein Haar wäre den Beamten diese falsch eingeschätzte Situation vollends entglitten.
    So endete Eddis Ludenleben. Vor Gericht nahm er alles auf sich, was es an Schuld gab, und bewahrte die Engelsche vor einer Verurteilung. Er selber kassierte sechs Monate auf Bewährung.
    Konetzke war also bereit, sich von seiner Braut windelweich schlagen zu lassen und dafür in den Knast zu gehen. Wahrscheinlich war diese Erfahrung eine Zäsur; er holte die Engelsche aus dem Puff und kaufte ihr ein Ehebett. Und weil es in den 80ern in Deutschland noch kein Problem war, sich irgendwo einen stinknormalen Posten zu verschaffen, stieg Konetzke ein ins Abstrakte. Fing ganz unten an, arbeitete sich durch

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