Kronhardt
suchen, hinterlassen Sie also Spuren. Aber die kann man nur finden, wenn man weiÃ, wonach Sie suchen.
Willem verspürt wenig Neigung auf die Welt logischer Befehle, und obwohl Katja die Vorgänge als simpel beschrieben hat, erschöpft ihn die strenge Einseitigkeit, die der Computer bei seiner Suche einfordert. Nach zwei Stunden erscheint sein Kopf in Form gestanzt, und er hat nichts von Steiner oder von Wrangel aufgestöbert. So ruft er bei den Ramows an; sie verabreden sich, dann macht er sich auf den Weg.
Die Quellwolken vom Vormittag liegen jetzt glattgezogen über der Stadt; das Licht ist gleiÃend, die Hitze hat zugenommen, doch immerhin kommt vom Fluà eine gelegentliche Brise. Sie treffen sich auf den Steinstufen; die Detektive mit Sonnenbrille und Käppi, unscheinbare Durchschnittsbürger in einer aufgeweichten Stadt.
Sie haben Neuigkeiten?
Keine groÃe Nummer, sagt Willem.
Wir vielleicht schon.
Ach.
Sie zuerst.
Und Willem übergibt Eintragungen und Telefonnummern aus dem 72er-Taschenkalender seiner Mutter sowie die Mobilfunknummer, die er bei Kronhardt gefunden hat.
Der eine zeigt seine Zahnlücke, der andere bewegt den Schnauzer. Sieht doch gar nicht schlecht aus, sagen sie.
Ich habe mich selber noch mal in unseren Rechner geklemmt. Ist aber nicht mein Lieblingsgebiet, und gut möglich, daà Barbara noch auf etwas stoÃen kann.
Um so besser. Und dann: Wollen Sie ein Eis? Kommen Sie, wir laden Sie ein.
Es sind groÃe beschlagene Quader, die in den Deich gesetzt sind, und die Männer ziehen aufwärts wie gegen eine Pyramidenspitze. Oben im Getriebe der StraÃengastronomie scheint die Welt zu köcheln, und wo Eis serviert wird, sind die Haufen dichter.
Willem sagt: Gehn wir zum Kiosk.
Und die Männer schlendern die Schlachte entlang; sie plaudern, lachen unscheinbar, und rings die anonyme Geselligkeit schwitzt zu einer Masse zusammen. Der Kiosk liegt abseits, im Schatten alter Linden. Auf einem heruntergeklappten Tresen stehen Flaschen, die Boulevardpresse liegt aus, und eine Eistafel ist aufgestellt. Die Männer entscheiden sich für einen Klassiker und setzen sich auf eine niedrige Mauer. Unten am Fluà liegen Schiffe vertäut.
Konetzke, die Engelsche und der Serbe wurden obduziert. Ãberdosis eines auÃergewöhnlich reinen Stoffes in allen drei Fällen. Damit werden die Akten wohl offiziell geschlossen. Und nach einer Pause sagen sie: Wir könnten die Polizei aber auch mit ins Boot holen.
Wie?
Mit einigen kommen wir gut zu Rande. Wir haben ihnen den Tip gegeben, die Partikel des gefundenen Stoffes auf seltene Substanzen zu untersuchen. Irgendwas aus Ichthyologie oder Kryptozoologie, haben wir gesagt.
Und?
Sie haben tatsächlich etwas gefunden. Sie wissen bloà noch nicht, was es ist.
Aber so etwas macht die Polizei doch extra neugierig.
Wie gesagt, mit einigen von denen verstehen wir uns ganz gut, und sie respektieren, daà wir die Belange unserer Klienten schützen. Dennoch würden wir gerne ein paar von unseren Informationen weitergeben.
Willem überlegt. Dann sagt er: Lassen Sie Lampe aus dem Spiel und erst mal alles, was auf den rätselhaften Tod meines Vaters hindeuten könnte. Aber Sie können die groÃe Frau und den groÃen Mann liefern; von mir aus auch die Photos und den Verdacht, daà Konetzke und seine Leute etwas hatten, was die anderen haben wollten. Jedoch noch nichts von Steiner. Warten wir erst mal ab, was Ihre Nachforschungen bringen.
Hört sich doch danach an, sagen die Detektive, als kämen auch wir weiterhin gut zu Rande.
14
Bis in die neue Woche hinein bleiben die Wolken über der Stadt; mehr oder weniger glattgezogen, tagsüber gleiÃend, zum Abend hin in schön gestuften Grautönen. Dazu ist es windstill, und aus der Höhe sickert unablässig eine Hitze, die nicht entweicht. Am Donnerstagmorgen zieht der Jaguar über die Chaussee, als sich Willem und Barbara ein Rià in der Wolkendecke offenbart; hinter der eintönigen, zähen Masse werden Turbulenzen sichtbar, und Ahnungen eines Regenschauers entstehen. Doch kaum später, als sie im dichten Verkehr auf dem Osterdeich stehen, ist alle Vorstellung von Regen schon wieder aufgelöst. Der Rià hat die Wolkendecke nun vollends auseinandergetrieben, und Willem kann beinah zusehen, wie letzte Schleier unter der Hitze verdampfen. Als Barbara den Jaguar in der reservierten Bucht eingeparkt hat und sie
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