Kronjuwel (German Edition)
Wochenendtrip nach Kalifornien benutzt hatte, wenn auch deutlich weniger voll gepackt mit Kleidung.
Vor dem Appartementgebäude wartete bereits ein leuchtend gelbes Taxi auf Noah, das er in der letzten Nacht bestellt hatte, kurz nachdem er von der Universität zurückgekehrt war. Er wollte lieber damit, als mit seinem eigenen Auto zur Universität fahren, da er davon ausging, dass sie nach dem Flug nach Phoenix nicht noch einmal nach Eugene zurück fliegen, sondern direkt weiter nach Mexiko reisen würden. Er ließ den Fahrer, von dem er vermutete, dass er afrikanische oder karibische Wurzeln hatte, seinen Koffer einladen und setzte sich auf die Rückbank. Mit starkem Akzent fragte der Taxifahrer ihn wo er hinwolle, nachdem auch er wieder eingestiegen war.
»University of Oregon. Fakultät für Geschichte«, gab Noah kurz und sachlich zurück und es beschlich ihn ein kribbelndes Gefühl der Aufregung. Schon jetzt hatte er den normalen Tagesrhythmus durchbrochen, denn statt zu so früher Morgenstunde an der Universität aufzukreuzen, dass der Himmel noch ebenso tiefschwarz wie die Nacht war, nahm er sich heute völlig entspannt und zur Abwechslung nachdem die Sonne aufgegangen war, ein Taxi um dorthin zu fahren. Es mochten nur kleine Dinge sein, doch sie bedeuteten Noah viel und versetzten ihn in ein ungeahntes Glücksgefühl.
Es dauerte kaum eine halbe Stunde, schon fuhr das Taxi vor dem Haupteingang des Campus vor und Noah stieg auf die Straße aus, die von der Sprinkleranlagen, die auch nachts in regelmäßigen Abständen die Rasenflächen wässerten, ganz feucht und tief grau gefärbt war.
Er bezahlte den Fahrer und atmete tief durch, bevor er sich auf den Weg in Richtung der historischen Fakultät machte. Die kühle Luft tat ihm gut und machte ihn wacher, obwohl er bislang noch keinen Kaffee gehabt hatte. Auf den großen Rasenflächen vor den Gebäuden, auf denen in den Sommermonaten die Studenten Decken ausbreiteten, um im Sonnenschein zu lernen oder einfach die Seele baumeln zu lassen, lagen heute morgen nur vereinzelt ein paar hartgesottene, denen weder die immer noch recht frische Frühlingsluft in Oregon noch das frisch bewässerte Grün unter ihren Füßen etwas anhaben konnten.
Auf den asphaltierten Wegen, die zwischen den idyllischen Gartenanlagen zu den einzelnen Fakultätsgebäuden führten, wanderten einige Studenten gerade von einer Vorlesung zur nächsten oder zur Bibliothek um Bücher zu wälzen und sich auf Tests vorzubereiten. Wie immer, wenn Noah am Campus einige Studenten traf, wurde er freundlich begrüßt, einer von wenigen Punkten an seiner Arbeit, der ihn ehrlich freute, denn er sah die Freundlichkeit seiner Studenten als Zeichen dafür an, dass sie ihn als Dozenten mochten und respektierten. Nichtsdestotrotz fühlte er sich stets unwohl, wenn er zu lange mit Studenten zusammen war und beließ es in der Regel bei den kurzen Begegnungen auf dem Weg zwischen zwei Gebäuden der Fakultät, denn den Anschein von Überlegenheit, den einige von ihnen ausstrahlten, konnte er nicht ausstehen. Nur weil sie es sich von Hause aus leisten konnten, an einer hervorragenden Universität zu studieren, machte sie das nicht zu guten, noch viel weniger zu intelligenten oder fähigen Menschen.
Noah erntete einige interessierte Blicke, als er mit seiner Reisetasche über die gefüllten Flure vor den Kursräumen schritt. Er lächelte einfach nur und gab keine Kommentare ab, auch wenn ihm einige auf der Zunge gelegen hätten.
Er klopfte an die Tür zu Professor Caines Büro und betrat den Vorraum. Ihre Sekretärin saß an ihrem Schreibtisch und sortierte Papiere von einem Stapel von der Höhe ihres Computerbildschirms zwei einzelnen Stapeln zu, die jetzt schon stärker waren als die meisten Enzyklopädien.
»Mandy,« begrüßte Noah sie mit einem freundlichen Lächeln und fuhr dann sarkastisch fort, »Bist du gerade beschäftigt?«
Sie ging auf ihn ein und lächelte zurück als sie erwiderte, »Wenn die Caine demnächst auf Forschungsreise geht, darf ich praktisch ihre gesamte Arbeit übernehmen. Bis auf die Vorlesungen.«
»Ich kenne das Gefühl«, meinte Noah und ein Hauch von Bitterkeit mischte sich dabei in seine Stimme.
»Ja, das stimmt. Aber wie man hört stehst du vor einem Karrieresprung.«
»Wenn du damit meinst, dass die Herrscherin mir erlaubt hat, sie zu begleiten, dann ja«, gab Noah zurück und wusste nicht genau, was daran als Karrieresprung zu bezeichnen war.
»So wie ich die Geschichte
Weitere Kostenlose Bücher