Kronjuwel (German Edition)
Glückwünsche entgegen. Er wusste zwar nicht genau, wie viel sie von ihrer Reise nach Mexiko und deren Ausgang wussten, aber allem Anschein nach hatte mehr als nur der wissenschaftliche Aspekt ihrer Reise die Runde gemacht. Es fühlte sich eigenartig für ihn an, dass man ihm mit Respekt entgegentrat. Doch obwohl sich ein Teil von ihm über die Aufmerksamkeit freute, während er auf das Hauptgebäude zuging, fühlte er sich zugleich fast schon abgestoßen von der Vorstellung, dass er und alle anderen auf der Reise erst knapp dem Tod entgehen mussten, bis man für andere jemand war.
Ohne zu klopfen betrat er das Vorzimmer zu Professor Caines Büro. Mandy sah den unhöflichen Gast zuerst verärgert an, doch dann erkannte sie Noah und sprang strahlend auf.
»Noah, wie schön, dich zu sehen«, sagte sie und ging auf ihn zu um ihn zu umarmen. Er erwiderte die Umarmung, dann löste sie sich von ihm und trat einen Schritt zurück, um ihn zu mustern.
»Ich habe alles gehört, was da unten passiert ist. Einfach unbeschreiblich.«
Noah wollte nicht weiter darauf eingehen, vor allem weil es nicht gerade schöne Urlaubserinnerugen waren, die in ihm hochkamen, als er an Mexiko zurückdachte.
Sie schien ihn auch ohne dass er etwas sagte zu verstehen und nickte mit dem Kopf in Richtung von Caines Tür.
»Sie wartet auf dich«, sagte sie und setzte dabei ihr freundlichstes Lächeln auf, »Es häuft sich langsam.«
Nur nach kurzem Überlegen verstand Noah ihre Anspielung, doch er entschied sich darüber hinwegzugehen.
»Ah, Noah«, begrüßte Caine ihn als er in ihr Büro trat, »Wie war ihr Tag gestern? Konnten Sie sich etwas erholen?«
»Ganz gut ja«, gab Noah schlicht zurück.
»Dann können Sie ja hoffentlich wieder zurück an die Arbeit gehen. Die Buchstaben A bis F im Archiv müssen neu katalogisiert werden.«
Für einen Augenblick verstand Noah nicht, was gerade vor sich ging, dann breitete sich in Caines Gesicht ein breites Lächeln aus und sie kam auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Über ihre Schulter hinweg sah Noah, dass Mandy einen entgeisterten Blick in Caines Büro warf und sie wechselten verwunderte Blicke aus.
»Sie dachten doch nicht, dass ich meinen neuen Star sofort in den Keller schicke, um aufzuräumen, oder?«, sagte Caine, als sie die Umarmung löste.
»Einen Moment lang hatten Sie mich«, gab Noah grinsend zu.
»Mandy, dieser Mann ist ein echter Held«, meinte sie zu ihrer Sekretärin gewandt, als auch sie bemerkte, dass sie die beiden ansah, »Wer hätte gedacht, was alles in ihm steckt. Aber davon habe ich ja schon ausführlich erzählt. Kommen Sie, wir sollten reden.«
Noah schloss die Tür und nahm auf ihre Geste hin Platz.
»Ich denke, uns ist beiden klar, dass Ihre Aufgaben sich etwas verändern müssen. Keine Archivarbeit mehr, keine Hilfsarbeiten. Sie sollten mehr unterrichten, ein paar Kurse leiten«, begann sie ohne Umschweife und setzte sich dabei auf die vordere Ecke ihres Schreibtisches.
»Nur weil ich fast einen Fund gemacht hätte?«, platzte es geradezu aus Noah heraus als sie eine kurze Pause machte.
Sie sah ihn verdutzt an.
»Sie haben nicht nur fast einen Fund gemacht, es gibt jede menge Wissenschaftler, die bezeugen, was Sie zu Tage gefördert haben.«
»Ich bin gestolpert und quasi darauf gefallen.«
»Das liest sich in meinem Reiseprotokoll aber anders.«
Es fiel ihm schwer zu glauben, was er da gerade hörte. Hatte Sie für ihn Tatsachen in ihrem Bericht so dargestellt, dass er dabei besonders gut wegkam?
»Wieso?«, meinte er und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
»Ich weiß, dass es pures Glück war. Aber das ist es nun mal manchmal. Für mich zählt, dass ich vom ersten bis zum allerletzten Tag das Gefühl hatte, als wären Sie bereit für unseren Erfolg hart zu arbeiten. Sie haben nie aufgegeben. Und wie Sie sich bei dem - Zwischenfall verhalten haben, hat endgültig jedem ein eindeutiges Bild über Sie vermittelt.«
»Aber wir haben nichts«, wollte Noah erneut widersprechen, ohne dass ihm genau klar war, warum er nicht akzeptieren wollte, dass Sie in so hohen Tönen von ihm sprach.
»Und ob«, entgegnete sie aufgeregt, »Wir haben die Steinplatte gesehen. Wir haben die Schriftzeichen gelesen. Und es war keine der bekannten Sprachen, die wir bis dato gefunden haben. Vielleicht ist es endlich ein Beweis dafür, dass die Zivilisation sich nicht nur vom asiatischen Kontinent auf die polynesischen Inseln ausgebreitet hat, sondern dass der
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