Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kronjuwel (German Edition)

Kronjuwel (German Edition)

Titel: Kronjuwel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Mann
Vom Netzwerk:
nur drei weitere Passagiere anstanden. Die Wörter »Priority Checkpoint« standen auf zwei kleinen Tafeln links und rechts neben dem abgegrenzten Zugang, doch Noah ging unbeirrt auf die Beamten dort zu.
    »Entschuldigen Sie bitte, ich habe mich verspätet. Flug 1650 nach Oregon«, sagte er selbstbewusst und zu seiner Verwunderung ließen die Kontrolleure sich darauf ein und ließen ihn an den First Class Passagieren vorbeigehen, um ihn schneller durchzulassen.
    Nach nur fünf Minuten stand er am anderen Ende der Kontrolle, die Tasche vor seinen Füßen auf dem Boden abgestellt und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er sah, wie Caine gerade erst durch den Metalldetektor ging und eilig ihr Gepäck vom Rollband nahm.
    »Wie haben Sie das so schnell geschafft? Sie hätten mir ruhig auch Ihren Trick verraten können«, meinte sie entgeistert, als sie mit offenen Schuhen, ihrem Gepäck und ihre Jacke umständlich über die Schulter gelegt auf ihn zukam. Noah lächelte nur und nahm ihr ihre Sachen ab, damit sie sich in Ruhe richten konnte, nachdem sie überstürzt von der Station weggeeilt war. Mit mäßiger Eile gingen sie in Richtung ihres Abfluggates und sahen bereits von Weitem die längere Schlange von Menschen vor dem Zugang zu ihrem Flugzeug, in der sich noch nichts bewegte. Anstatt sich einzureihen entschieden sie sich wortlos dafür, eine der freien Bänke zu belegen, die dem Gate gegenüber lagen. Als sie sich auf die tiefen Kunstlederbezüge sinken ließen, atmete Caine unwillkürlich tief aus. Mit einem Lächeln wandte sie sich Noah zu.
    »Endlich kommen wir nach Hause. Gemäßigtes Klima, frische, sauerstoffreiche Luft. Keine wütenden Mafiosi, die mit Maschinenpistolen auf uns Jagd machen.«
    Sie mussten beide lachen und es kam ihnen vor, als fiele eine unglaubliche Anspannung erst jetzt endgültig von ihnen ab, selbst nachdem sie schon seit vielen Stunden wieder in Sicherheit waren. Doch noch mehr als Noah es in Caines Gesicht erkennen konnte, erlöste ihn dieses befreiende Lachen von einer Anspannung, die er mit niemandem geteilt und die er sich selbst aufgebürdet hatte, während ihn zugleich unruhige Gedanken beschlichen. Wie hungrige Wölfe um ein verletztes Opfer kreisten, so spürte er, wie die Unsicherheit in ihn zurückkehrte. Er hatte den Schlüssel zu einem völlig anderen Pfad buchstäblich aus der Hand gegeben, wenn auch nicht endgültig, doch für den Moment war er wieder auf dem Weg zurück in sein altes Leben. Während sich einige Meter von ihnen entfernt die Schlange in Bewegung zu setzen begann und die beiden Damen am Schalter in den Uniformen der Fluggesellschaft Kontrollstreifen von den Tickets der Passagiere abrissen, um ihnen anschließend einen guten Flug zu wünschen, wurde ihm bewusst, dass sich letztlich nichts geändert hatte, auch wenn die einzigartige Chance dazu ihm regelrecht vor die Füße gefallen war. Oder, vielmehr, er dieser Chance vor die Füße gestürzt.
    Eugene begrüßte sie von seiner schöneren Seite. Die vom Duft der aufblühenden Bäume und Pflanzen erfüllte Luft hatte angenehme zwanzig Grad und wollte Noah überhaupt nicht an das Wetter bei ihrer Abreise erinnern. Vielleicht war es auch gut so, denn die sichtbare Veränderung, die in den Wochen ihrer Abwesenheit stattgefunden hatte, machte es ihm leichter, die Situation als neu und unverbraucht anzusehen. Den ganzen Flug über hatte er viel nachgedacht, mit geschlossenen Augen, um den Anschein zu erwecken, er wäre eingeschlafen, und hatte sich, so paradox es ihm auch erschien, dazu entschlossen sich weniger seiner ernsten, ja fast grimmigen Gedanken zu machen, sondern die nächsten Tage und Wochen mehr auf sich zukommen zu lassen. Er hatte sich ganze drei Monate erkauft, genug Zeit also, um in Ruhe sein weiteres Vorgehen zu planen, etwas Abstand zu gewinnen und sich dabei nicht verrückt zu machen.
    Sie teilten sich ein Taxi, das sie zuerst in Richtung seines Appartements fuhr. Schnell erreichten sie das Gebäude etwas außerhalb der Innenstadt von Eugene, in dem die bezahlbaren aber dennoch ordentlichen Mietwohnungen praktisch zu jeder Zeit belegt waren. Zog einmal ein Mieter aus, dauerte es nie länger als ein paar Wochen, bis jemand nachfolgte und das Appartement belegte, denn neben der ruhigen Nachbarschaft war vor allem der Weg zu Supermärkten, Bahnstationen und den Bürogebäuden in der Stadt nicht weit. Die meisten Menschen, die hier wohnten, waren ihm ganz ähnlich, durchschnittliche

Weitere Kostenlose Bücher