Kronjuwel (German Edition)
sie ohne lange zu zögern zu.
»Wie lange werden Sie brauchen?«, fragte sie und Noah entschied, dass es das beste wäre, etwas mehr Zeit einzuplanen.
»Etwa eine Woche«, meinte er, wobei er in Wirklichkeit weder die geringste Ahnung hatte, was ihn in Los Angeles erwarten würde, noch wie lange es dauern würde.
Teil 2
Anfang
Entlang der Straße sah Noah breite Zufahrten mit geschlossenen Stahltoren. Links und rechts davon begrenzten feste Mauern die Anwesen der Vermögen, die dort wohnten. Meistens versperrte dichte Vegetation hinter den Mauern den Blick auf die eigentlichen Wohnhäuser, doch manchmal öffnete sich ein kleiner Spalt und Noah konnte die prunkvollen Villen erahnen, die jenseits der gut behüteten Grundstücksgrenzen lagen.
Er kannte genug Leute, die es sich niemals hätten vorstellen können, sich hinter solchen Mauern zu verstecken und lieber auf den Reichtum verzichtet hätten, der es sowohl möglich als auch notwendig machte, sich dermaßen abzuschotten. Doch Noah beneidete diese reichen Leute heimlich. Seine gesamte Ausbildung hatte er darauf ausgerichtet, irgendwann einmal finanziell völlig unabhängig zu sein. Er war in einer Familie aufgewachsen, in der Geld, oder vielmehr der Mangel daran, das beherrschende Thema gewesen war. Seit dem Tag in seiner Kindheit, an dem er mitbekommen hatte, dass Bildung einem dabei helfen konnte, Reichtum zu erlangen, war er nicht zu bremsen gewesen. Doch nun konnte er von seinem Gehalt kaum Ersparnisse anlegen, geschweige denn ein Vermögen anhäufen. Nicht zuletzt deshalb war er überhaupt nur hier. Jetzt hoffte er darauf, wenigstens ein bisschen Geld durch den Verkauf der Platte verdienen zu können. Der unbekannte Mann am Telefon hatte bloß von ,Geld‘ gesprochen, doch darunter konnte er sich keine konkrete Summe vorstellen. Er wusste nicht, wie viel Geld man für ein antikes Fundstück bezahlte, noch dazu ein einmaliges und neues Stück, das so noch nie zum Verkauf gestanden hatte. Er erwartete keine Wunder, doch ein paar Tausend wollte er nach der Überwindung hierher zu kommen schon mit nach Hause nehmen.
Er erreichte die Nummer, die ihm genannt worden war. Arcane Garden Road 13 stand in dunklen Lettern an einem Pfeiler der Mauer, an den sich ein Tor aus dunklem, geschmiedetem Stahl anschloss. Noah fuhr mit seinem Mietwagen in die Auffahrt und hielt kurz vor dem Tor an. Ebenfalls in den Pfeiler eingelassen war eine Sprechanlage, die sofort, als er sein Fenster heruntergefahren hatte ansprang.
»Dr. Noah Bishop?«, fragte eine tiefe Männerstimme.
»Ja«, gab Noah zurück und bevor er wusste, wie ihm geschah öffnete sich das Tor vor ihm wie von Zauberhand.
»Danke«, sagte er unsicher in die Anlage bevor er weiter fuhr. Er staunte nicht schlecht, als er auf das Gelände fuhr. Direkt hinter der Mauer standen mehrere hohe Nadelbäume. An die schmalen Streifen mit dunkelbraunem Untergrund, auf denen die Bäume standen, schloss sich eine riesige Grünfläche an, die von der Mauer einen kleinen Hügel hinauf bis zu dem gewaltigen Anwesen führte. Das Haupthaus war im spanischen Kolonialstil gebaut. Ein dunkelrotes Ziegeldach bedeckte die terrakottafarbenen Mauern. Vor dem Haus lag eine großzügige Veranda, auf der breite Säulen das vorstehende Dach trugen.
Noah bemerkte die Leibwächter, die in schwarzen Anzügen auf dem Gelände patrouillierten. Einer von ihnen stand mitten auf der Wiese zu Noahs linken und beobachtete ihn argwöhnisch durch seine dunkle Sonnenbrille. Während er sich dem Haus näherte spürte er, wie sein Herz anfing schneller zu schlagen und seine Hände am Lenkrad schwitzig wurden. Die Wachposten trugen deutlich sichtbar Maschinenpistolen an Gurten über der Schulter. Wusste er wirklich, worauf er sich da einließ?
Ein mit Kies bedeckter Weg führte hinauf zum Haus, wo er einen Bogen um einen kleinen Brunnen machte und wieder zurück in Richtung der Zufahrt führte. Noah fuhr von rechts auf den Bogen und hielt direkt zwischen dem Brunnen und den Treppenstufen, die hinauf zur Veranda führten.
Er öffnete die Tür und stieg aus dem Wagen aus. Von oben kam ein weiterer Leibwächter im schwarzen Anzug die Treppe herunter.
»Alles klar, Kumpel, dann lass mal sehen«, sagte er zu Noah als er sich vor ihm aufbaute.
»Entschuldigung, wie bitte?«, fragte Noah und hatte wirklich keine Vorstellung davon, was der Mann meinen könnte.
»Willst du mich verarschen? Mach dich locker, sonst ist hier Endstation für dich«, drohte der
Weitere Kostenlose Bücher