Kronjuwel (German Edition)
dass es vorbei war, und dass er nie wieder mit so jemandem in Kontakt kommen würde, dafür würde er sorgen. Doch konnte er sich da sicher sein? Wenn er sich mit einem Mann einließ, der wirklich so gefährlich war, musste er dann nicht bereit sein, solche Begegnungen öfter zu durchleben? Nein, er schüttelte den Gedanken daran ab, sich in Kreisen von Kriminellen zu bewegen. Alles, was er wollte, war diesen Deal zu machen und eine Zeit lang ein angenehmes Leben zu führen. Doch insgeheim fürchtete er sich davor, was vielleicht aus ihm werden würde, wenn er sich in dem verlor, was er gerade im Begriff war zu beginnen. Er schüttelte heftig mit dem Kopf, als wolle er die verunsichernden Gedanken daraus herausschütteln und warf den Motor wieder an. Es gab andere Dinge, auf die er sich im Moment konzentrieren musste. Wenn das Geschäft einmal über die Bühne gegangen war, konnte er noch genug Zeit darauf verwenden, sich darüber Gedanken zu machen.
Verkauf
»Herzlich willkommen bei Smith & Parker, dem führenden Herrenausstatter in Santa Monica. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Vielleicht einen Cappuccino oder ein Wasser?«
»Danke, aber ein vernünftiger Anzug reicht völlig«, erwiderte Noah auf die warme Begrüßung der jungen Frau, die aussah, als hätte sie genauso gut auf den Werbefotos die Kleidung anpreisen können, die sie stattdessen hier verkaufte. Sie lachte unecht über Noahs Scherz und fuhr fort, »Einen Anzug, suchen Sie also. Dafür müssten wir einmal in den zweiten Stock«, sie wies mit der Hand in Richtung der breiten Treppe, die in der Mitte der unteren Verkaufsfläche nach oben führte, »Dann kann ich Ihnen sicherlich das ein oder andere feine Stück vorführen.«
»Fantastisch«, sagte Noah und versuchte sich so wenig wie möglich anmerken zu lassen, dass er noch nie in seinem Leben in so einem vornehmen Geschäft eingekauft hatte. Er hatte immer schon Wert auf ein gepflegtes Äußeres gelegt, ja, doch in eine Boutique zu gehen, in der der Preis für das günstigste T-Shirt jenseits der einhundert Dollar lag, war ihm bis jetzt noch nie in den Sinn gekommen. Sie stiegen die Treppe hinauf, die erst gerade hinauf führte und sich dann nach zehn Stufen aufteilte und nach links und rechts weiter verlief. Sie gingen rechts herum und betraten die großzügige Business Abteilung. Noah kam sich etwas zu schlecht gekleidet vor, als er die entlang der Wand stehenden Regale aus altem und hochwertig wirkendem Holz sah, in denen Anzüge von allen erdenklichen Firmen in verschiedenen Größen darauf warteten, anprobiert zu werden. Er hatte den halben Tag im Auto verbracht, in dem er den etwa zweistündigen Weg von Los Angeles nach San Diego gefahren war, um so schnell wie möglich die Steinplatte aus ihrem zwischenzeitlichen Versteck am Flughafen zu holen.
Über den jeweiligen Abteilungen hingen in goldenen Buchstaben die Namen der Designer, die für das verantwortlich zeichneten, was hier angeboten wurde. Noah war zuerst überwältigt von der Auswahl und vor allem von den Werten, die hier hingen und lagen, doch dann fiel ihm wieder ein, dass er, wenn alles gut ging, bald genug Geld besitzen würde um den ganzen Laden zu kaufen. Obwohl es ihm bewusst war, dass er kurz davor war, genug für den Rest seines Lebens zu verdienen, begriff er noch nicht das ganze Ausmaß und es fiel ihm noch schwer, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen.
»Haben Sie an eine bestimmte Farbe gedacht?«, riss die Verkäuferin ihn aus seinen Gedanken und Noah fiel auf, dass er sich vermutlich sehr auffällig in dem Geschäft umgesehen hatte.
»Etwas klassisches. Grau, vielleicht«, antwortete Noah. Erst jetzt bemerkte er, dass er sich bislang überhaupt keine Gedanken darüber gemacht hatte.
»Gemustert oder eher uni?«, fragte die junge Dame weiter als sie sich schon daran machte mit traumwandlerischer Sicherheit einige Modelle aus der gesamten Verkaufsfläche für Noah herauszusuchen.
»Zeigen Sie mir einfach etwas von beidem«, sagte Noah nur und kam sich etwas verloren vor, als er so alleine dastand und seine Betreuerin von ihm weg ging, um Vorschläge herauszusuchen.
»Nehmen Sie ruhig Platz«, rief sie ihm zu und nickte in Richtung einer Sitzgarnitur, in deren Mitte ein Beistelltischchen mit mehreren darauf deponierten Zeitschriften stand. Noah begann zu verstehen, dass sie ihm die Anzüge heraussuchen und zeigen würde, wobei er nichts zu tun hatte. Ein etwas anderes Shopping Erlebnis.
Nach wenigen Minuten
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