Kronjuwel (German Edition)
oder Immobilienpreise diskutieren, waren sie doch im Begriff etwas völlig anderes zu tun. Es musste aussehen, als wären sie aus Versehen am falschen Ort gelandet und gehörten eigentlich in ein Bürogebäude in der Innenstadt.
Doyle wies auf den Sitzplatz zu seiner linken, als Noah zu ihnen trat. Er setzte sich.
»Monsieur Marquis, darf ich Ihnen Doktor Bishop vorstellen«, sagte Doyle ohne den Kopf zu wenden mit ruhiger Stimme. Der Mann zu seiner rechten beugte sich vor, um Noah an Doyle vorbei anzusehen.
»Bonjour, Doktor.«
»Bonjour, Monsieur«, erwiderte Noah und versuchte dabei natürlich zu klingen.
»Darf ich Sie bitten, uns Ihr Produkt zu zeigen, Dr. Bishop«, fuhr Doyle fort, nachdem sie sich bekannt gemacht hatten.
Wortlos öffnete Noah den Reißverschluss seiner Tasche und zog die Steintafel heraus. Selbst in der Dunkelheit waren die eingemeißelten Linien darauf deutlich zu erkennen. Das wenige Licht verfing sich in den Kanten der Linien und schien von ihnen geschluckt zu werden, sodass sie unheimlich dunkel hervorstachen.
Noah reichte dem Käufer die Platte. Dieser nahm sie mit beiden Händen entgegen und legte sie sich auf die Oberschenkel. Er strich mit einem Finger über die Linien der Schriftzeichen und Zeichnungen.
»C‘est magnifique«, flüsterte er leise, als sein Finger sich in den Vertiefungen und Erhebungen der Steinplatte verfing und über die raue Struktur des Steins glitt.
»Gefällt Ihnen das Produkt, Monsieur?«, fragte Doyle, als verkaufe er gerade einen Staubsauger.
»Oui«, entgegnete der andere ohne seinen Blick von der Platte abzuwenden. Dann schnippte er mit den Fingern und der andere Bodyguard, der neben Mike weiter unten gewartet hatte, kam eilig die Treppe herauf. Er blieb am Ende der Reihe stehen wartete auf eine Anweisung.
»La valise«, hauchte Monsieur Marquis, woraufhin sein Leibwächter nickte und die Treppe weiter hinauf ging und aus dem Blickfeld verschwand. Nach einem kurzen Augenblick kam er die Stufen wieder herunter und hielt einen Aluminiumkoffer in der Hand. Er betrat die Sitzreihen eine Reihe unterhalb der, in der die drei saßen, und reichte seinem Arbeitgeber den Koffer. Dieser gab eine Kombination in das Nummernschloss ein und öffnete den Deckel. Darin lag eine Schaumstoffform, mit einer Aussparung, in der die Steinplatte genau genug Platz fand, um keinen Schaden zu nehmen. Vorsichtig legte er sie hinein und schloss den Koffer. Er stellte ihn vor seinen Füßen ab und griff dann in seine Manteltasche. Er zog ein Satellitentelefon hervor, klappte die Antenne aus und drückte auf eine Kurzwahltaste. Nach einem kurzen Augenblick schien sich am anderen Ende jemand zu melden.
»Oui. Transférez l‘argent immédiatement. Merci.«
Er legte auf und wandte sich dann Doyle und Noah zu.
»Sie er‘alten das Geld noch heute früh«, sagte er dann mit starkem französischen Akzent.
»Vielen Dank«, sagte Doyle sachlich und streckte seine Hand aus.
»Nein, isch ‘abe zu danken«, sagte er und schlug ein.
»Auch Ihnen, Monsieur Bishop. Sie ‘aben mir eine große Freude gemacht.«
Noah wusste nicht, was er entgegnen sollte und ergriff daher wortlos die ausgestreckte Hand des Franzosen. Der lächelte ihn freundlich an und erhob sich dann.
»Messieurs«, sagte er und knöpfte sein Jacket zu. Auch Doyle erhob sich und Noah folgte ihm nach.
Monsieur Marquis verließ die Sitzreihe nach links, wo sein Bodyguard auf ihn wartete, während Noah und Doyle nach rechts gingen. Ohne sich noch einmal umzudrehen schritten Sie die Stufen hinunter. Als sie ganz unten angekommen waren und im Begriff waren, das Amphitheater zu verlassen, drehte Noah sich doch noch um und wollte sehen, wohin die beiden anderen gegangen waren. Doch er konnte sie nirgendwo erkennen, als seien sie vom Erdboden verschluckt worden.
»Gibt es einen weiteren Ausgang?«, fragte er Doyle flüsternd, doch der warf ihm nur einen eindeutigen Blick zu, sodass Noah sich damit abfand, nicht zu erfahren, wohin der Franzose verschwunden war.
Sie verließen das Theater und betraten den Parkplatz.
»Wir haben an der Straße geparkt, um kein Aufsehen zu erregen«, kam Doyle Noahs Frage zuvor.
»Das habe ich natürlich nicht getan«, meinte Noah und kam sich wie der Anfänger vor, der er war.
»Nicht weiter tragisch«, meinte Doyle und blieb stehen. Er wandte sich Noah zu und sah ihn an.
»Das eben haben Sie sehr gut gemacht. Keine großen Worte, höflich und diskret.«
»Um ehrlich zu sein, wusste
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