Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)
scheint ein guter Standort zu sein, um das entweichende Methan aufzufangen.“ Sie schaute zu Richard und Ina. „Ihr habt den Einflugkorridor auch noch einmal geprüft?“
„Haben wir“, versicherte Ina.
„Gravitationswellen“, murmelte Marla.
„Was ist los?“, fragte Ina besorgt.
„Ich registriere eine große Menge an Gravitationswellen. Das können einfache Ungenauigkeiten der Messungen sein. Auf der anderen Seite entwickeln sich Gravitationswellen natürlich unter anderem aus Materiebewegungen.“ Sie grübelte. „Wahrscheinlich ist es unbedeutend.“
Klein und kaum bemerkbar wiesen einige Werte der Scanner, die parallel in den anderen Spektralbereichen arbeiteten, auf eine unerwartete Entwicklung hin. Sie prüfte aufmerksam die Ausschläge der Messinstrumente.
„Warum registrierten die Scanner einen Tag vor dem Ereignis all diese Materiebewegung in der Nähre des Sterns?“
Marla wollte Sicherheit und danach zu Tom in die Astrokuppel zurückkehren.
„Ina, Richard, schaut euch das mal an!“ Die beiden standen bereits hinter ihr und hatten über ihre Schulter geschaut. Marla hatte ihnen mehrfach Kniffe und Tricks gezeigt, wie ein Navigator draußen in der tiefen Dunkelheit mehr sehen konnte, als auf den ersten Blick erkennbar schien. Und trotz alledem wurden sie immer wieder von der analytischen Arbeitsweise ihrer Teamleiterin in Erstaunen versetzt.
„Ich werde in den unterschiedlichen Bandbreiten jeweils zwei zeitversetzte Aufnahmen erstellen. Anschließend vergleichen wir die Daten.“ Sie begann die erste Serie von Aufnahmen.
„Warum machen wir diese Aufzeichnung?“, wollte Richard wissen.
„Mit Hilfe der ganzen Mitschnitte will ich die Materiebewegung verfolgen und analysieren.“
Nach zwei Minuten lagen alle Bilder vor.
„Fürs Erste vergleichen wir die Aufnahmen aus einem kurzwelligen Spektrum.“ Marla stellte die erste und letzte gegenüber. Sie stutzte.
„Es gibt kleine Unterschiede zwischen deinen Bildern.“ Richard verfolgte interessiert jeden Arbeitsschritt Marlas.
„Stimmt. Um diesen Unterschied weiter zu verdeutlichen, werden ich nun in den beiden Fotografien Höhenlinien darstellen.“
Plötzlich wurde Marla unruhig, startete zur Absicherung eine weitere Aufnahmeserie während sie beide Darstellungen übereinander legte.
„Der Stern verändert sich und die Scanner nehmen diesen kleinen Wandel wahr. Die Entwicklung verläuft gemäß dem berechneten Verlauf und sollte so richtig sein“, versuchte Ina zu beruhigen.
„Nein, diese Veränderung macht mir Sorgen!“ Marla kreiste eine kleine Stelle der Aufnahme ein und schaute sich um. „Im Universitätsinternat hat man uns gelehrt, dass Sterne, die sich in einem Bogen auflösen, ihren Energiehaushalt noch nicht komplett verbraucht haben. Sie werden erst wenige Stunden vor dem Kollaps instabil. Der Stern fängt an unregelmäßig zu pulsieren, zuerst sehr langsam, dann schneller. Diese Werte sind also in Ordnung. Ebenfalls dürften ihn Plasmafontänen in Form dünner, rotierender Ströme ins All verlassen. Auch dies werden wir zu Beginn des Bogens sehen. Aber die angezeigten Materiebewegungen im unteren Abschnitt der Aufnahme passen nicht ins Bild.“
Inzwischen lag die zweite Aufnahmeserie vor und bestätigte die Vermutung der Ersten Navigatorin.
,Ich muss das noch absichern, bevor ich Alarm schlage‘, überlegte sie.
„Weiß jemand von euch, wo sich Junis gerade befindet? Hat er Dienst?“ Marla schaute zu Ina und Richard. Beide schüttelten den Kopf und verneinten. Sie nahm den Kommunikator und tippte 0099 – den Code für einen schiffsweiten Rundruf.
„Junis, Junis Triage. Ich brauche dich sofort in der Navigationszentrale für eine Systemdiagnose und Rekalibrierung sämtlicher Kurzstreckenscanner. Junis, wirklich sofort!“
Ina wurde unruhig. „Was ist los? Ist da draußen etwas Besorgniserregendes?“ Sie schaute Marla fragend an.
„Ich denke – ja.“ Kaum hatte sie ausgesprochen, da schwang die polierte Edelstahltür des Aufzugs auf und Junis kam in den Raum gelaufen.
„Frau Santiago, gibt es Probleme?“
„Ich brauche bitte sofort eine Neukalibrierung aller Kurzstreckenscanner. Am besten zuerst der vorderen Module und später der erweiterten Scanner am Heck des Schiffes. Zusätzlich sollten Sie einen Systemtest laufen lassen. Ich habe den Verdacht auf fehlerhafte Daten. Hoffen wir, es liegt an uns. Und bitte beeilen Sie sich!“
Junis wählte Richards Terminal und begann umgehend mit seiner
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