Krozair von Kregen
mein Sohn gegen das erfahrene Mitglied einer kämpferischen, grausamen Rasse kämpfte, geübt, bösartig, vollbewaffnet, mit einem tödlichen Klingenschwanz bewehrt. Ich mußte dabeistehen und zusehen. Einzugreifen hätte die strengen Verhaltensregeln verletzt, hätte das Jikordur ins Gerede gebracht und außerdem meinen eigenen Tod bewirkt – ganz zu schweigen von der Erniedrigung und Entehrung für meinen Sohn.
Die Jikordur bedeutete mir nichts. Mein eigener Tod kaum mehr. Und ich wollte mein Eingreifen so maskieren, daß Vax die Schande erspart blieb ...
Rukker überprüfte seinen Mann. Er warf mir einen langen Blick zu, in dem ich mehr Bedeutung spürte, als ich zu enträtseln wußte. Ich stand vor Vax. Ich zog meines großes Krozair-Langschwert. Ich reichte es ihm mit dem Griff voran. Vax hob den Blick, und irgend etwas durchfuhr ihn, denn er preßte die Lippen zusammen. Dann lächelte er.
»Ich danke dir, Dak.«
Eine Schwertklinge schlug auf einen Helm wie auf einen Gong. Der Kampf begann.
9
Die Natur – oder eine schlimme Manipulation genetischer Wissenschaft – hat die Pachaks mit gefährlichen Schwanzhänden ausgestattet, während die Katakis sich die Klingen an der Schwanzspitze befestigen müssen. Ich mag Pachaks, als Söldner wie auch als Freunde. In langen Gesprächen mit ihnen habe ich viel über die Kunst des Schwanzkämpfens gelernt. Es gibt da gewisse Tricks. Als nun der Gong ertönte, beugte ich mich zu Vax hinüber und sagte: »Du kannst seinen Schwanz betäuben, indem du ...«
»Ich weiß«, antwortete mein Sohn.
Sie scheinen immer Bescheid zu wissen, diese tollkühnen jungen Leute.
Ich trat zurück. Ich war noch immer entschlossen, Entehrung und Untergang auf mich zu nehmen, sollte das nötig sein, um meinen Sohn zu retten. Es bestand auch die Möglichkeit, daß er sich wirklich auskannte. Planath Pe-Na, mein Standartenträger, mußte Vax in seiner Jugend begleitet haben, wie auch meine anderen Freunde in Esser Rarioch – Balass der Falke, Naghan die Mücke, Oby, Melow die Geschmeidige, die Djangs, die zu meinem Heim gehörten; sie alle mußten zu Vax' Ausbildung beigetragen und ihn zu einem tüchtigen Kämpfer gemacht haben.
Nun sah ich Athgar vortreten, sehr arrogant und davon überzeugt, daß er diesen schlanken Apimjungen mühelos würde töten können.
Ich kann diesen Kampf wahrlich nicht neutral schildern, dazu stand ich gefühlsmäßig viel zu sehr in seinem Bann. Ich hatte Duhrras Blick wahrgenommen, und er hatte mir sein Langschwert zugesteckt. Ich hielt die Waffe bereit, dankbar, daß der Kampf die Aufmerksamkeit der übrigen Anwesenden bannte. Hätten sie nämlich im Mondlicht und Widerschein der Flammen mein Gesicht sehen können, wären sie bestimmt schreiend geflohen.
Mit wirbelndem Schwert stürzte sich Athgar auf seinen Gegner. Er hatte die Schwanzklinge in raffinierter Täuschung hoch erhoben. Vax wich nach rechts aus, hielt inne, fuhr zurück und zuckte auf die andere Seite. Die beiden Gegner sprangen aneinander vorbei. Jetzt kam die Gefahr. Der Schwanz fuhr herum, sprang zur Seite. Ich ächzte erleichtert. Vax verzichtete auf den Versuch, dem anderen den Schwanz zu lähmen. Athgar hatte damit gerechnet, daß er sich ducken würde – die instinktive Reaktion auf die drohend gehobene Klinge. Athgars Streich kam tief. Vax sprang hoch. Und das große Langschwert der Krozairs zuckte hoch.
Athgar schrie.
Der Schwanz wirbelte zur Seite, die daran befestigte Klinge funkelte. Das Stück fiel ins Feuer und begann dort zu zischen.
Blut schoß aus der Wunde. Athgar starrte ungläubig darauf – etwa zwei Herzschläge.
»Athgar der Schwanzlose!« brüllte Rukker.
Der Neemu kreischte und zog sein Schwert zu einem gewaltigen horizontalen Schlag herum. Vax hielt gegen den Schlag, wobei er die Klinge schrägstellte – die beiden Kanten schrillten mit dämonischem Kreischen aneinander entlang. Vax' mächtige Rückenmuskeln spannten sich. Seine Klinge zuckte vor. Die Spitze stieß über dem Kettenhemd in Athgars Hals. Blut spritzte.
Wortlos zog Vax die Klinge heraus und trat zurück. Stumm sah er zu, wie Athgar das Schwert fallen ließ und seinen geöffneten Hals umfaßte. Seine Augen funkelten wild. Er keuchte, versuchte etwas zu sagen. Dann stürzte er nieder und lag reglos zu Vax' Füßen.
Vax blickte auf ihn hinab. Er war mein Sohn. Wortlos spuckte er auf die Leiche. Dann entfernte er sich.
Niemand sagte etwas.
Es war Vax überlassen, über die Schulter zu
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