Krozair von Kregen
sagen: »Ich mache dein Schwert sauber, Dak, ehe ich es dir zurückgebe.«
Worte stauten sich in mir, drängten heraus ... ich schluckte Statt dessen sagte ich: »Jikai – behalte das Schwert, Vax. Es gehört dir.«
Einen Augenblick lang stand er wortlos da, geschmeidig und jung, und starrte mich an. Der Feuerschein malte eine Hälfte seines Gesichts rot, die Monde schimmerten verschwommen rosa und golden auf der anderen Hälfte. Wieder schwieg er, nickte nur, hob grüßend das Schwert und verschwand in der Dunkelheit jenseits der Feuerstellen.
Ich reichte Duhrra sein Schwert. »Nimm Nath mit und folge ihm.«
»Ja, Herr.«
Duhrra und Nath verschmolzen mit den mondhellen Schatten. Andere Angehörige meiner Besatzung folgten. Sie würden dafür sorgen, daß Vax keinen Schaden erlitt. Es waren gute Kameraden. Wenn ich sie in meinem Bericht nicht oft erwähne, so ist das ein Zeichen dafür, daß die Gedanken an meinen Sohn alles andere überstrahlten.
»Das war nicht nötig, Dak«, sagte Rukker.
»Nein.«
Er blickte auf den Toten hinab. »Er gehörte zu meinen Leuten – und doch wieder nicht. Ich glaube, dieser Vax Neemusbane ist dein Mann – und doch wieder nicht. Es war ein Hyr Jikordur. Zwischen uns gibt es keine Blutforderung.«
»Nein«, sagte ich. »Und bei Vax, du hast recht. Ich glaube, er hat dir einen Gefallen getan.«
»Das mag sein. Aber ich möchte nicht darüber sprechen.«
Heute finde ich es amüsant, darüber nachzudenken, was Rukker wohl damals von mir hielt. Die anderen Piraten behandelte er mit großer Schärfe, worauf sie je nach Naturell mit Respekt oder Haß reagierten. Doch in seinem Umgang mit mir schien er seine Rücksichtslosigkeit ein wenig gezügelt zu haben, jedenfalls bilde ich mir das ein. Vielleicht konnte er unsere erste Begegnung nicht vergessen oder daß er ohne mein Eingreifen auf der Ruderbank ausgepeitscht worden wäre. Wie gesagt, Rukker hatte einen menschlichen Zug in sich.
Trotzdem wollte ich ihm seinen Trick heimzahlen, alle Schätze aufzuladen und einfach davonzusegeln. Er mochte über diesen Zwischenfall nicht mehr sprechen wollen – ich selbst hatte ihm einiges dazu zu sagen, doch diese Worte sollten nicht ausgesprochen, sondern gleich in die Tat umgesetzt werden.
Als ich die Schiffsleiter emporstieg, um mir in meiner Kabine eine neue Waffe aus der Sammlung auszusuchen, die ich in den letzten Wochen zusammengetragen hatte, sah ich Vax, Duhrra und Nath aus den Schatten kommen. Vax war damit beschäftigt, das Blut von seinem neuen Schwert zu entfernen. Zufrieden stieg ich an Bord.
Ich hatte meine Entscheidung im Grunde bereits getroffen. Auf unseren Piratenzügen war uns keine zweite Krozairklinge in die Hände gefallen, dafür hatte ich ein gutes Ghittawrerschwert erbeutet. Die Grodnims stellen vorzügliche Waffen her, und die allerbesten werden für die Brüderschaften des Grün gefertigt. Das Ghittawrerschwert hatte das Zeichen des Lairgodonts und der strahlenden Sonne getragen, Symbole, die ich hatte entfernen lassen. Nun nahm ich die Waffe zur Hand und wirbelte sie ein wenig herum. Die Balance erschien mir gut, aber nicht so vollkommen wie bei der Krozairklinge, die ich meinem Sohn zu Ehren seines Jikai geschenkt hatte.
Rufe und fernes Geschrei lockten mich wieder an Deck. Die Nacht lag ruhig und angenehm unter den Sternen und Monden; Nebelschwaden sickerten wie behäbige Wasserfälle von der Landzunge herab. Ich hob den Kopf. Lichtpunkte schimmerten zwischen den Ruinen. Zahlreiche Fackeln flackerten in den äonenalten Mauern.
»Was ist, Sternen?« brüllte ich zur Wache empor.
»Keine Ahnung, Dak. Aber was immer es ist, mehrere Männer sind hinaufgestiegen, um nachzusehen.« Er zitterte. Er war ein kampferfahrener Apim mit zernarbtem Gesicht und lockersitzendem Messer. »Bei Zogo der Hyrpeitsche! Die Schreie kommen aus keiner menschlichen Kehle!«
Ich wollte ihm schon grob widersprechen, als ich erstarrte. Die Schreie aus den Ruinen hörten sich wirklich unheimlich an. Sternen machte mehrere hastige geheime Zeichen, die aus einer Zeit stammten, da sich Zair und Grodno noch nicht als Feinde entzweit hatten. Ich schob das Ghittawrerschwert in die Scheide und kletterte die Leiter hinab. Zahlreiche Männer stiegen den steilen Klippenweg zu den Ruinen hinauf, sie trugen Fackeln und Waffen. Piraten, die sich beweisen wollten, daß sie vor nichts Angst hatten. Ich folgte ihnen.
Nath der Werfer hastete keuchend neben mir her und sagte: »Die Lichter da oben
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