Krozair von Kregen
berühmteste Krozair am Auge der Welt war. Aber das ist lange her. Jetzt ist Pur Dray ein Apushniad, das wissen alle.«
Vax sagte nichts.
»Gewiß ist Pur Drak der Sohn des verfluchten Dray Prescot«, antwortete Trazhan. »Aber Pur Drak ist ein ehrenwerter Mann. Er verdient das Vertrauen der Krozairs von Zy und erst recht den Respekt gewöhnlicher Menschen.«
Das war eine klare Erinnerung daran, daß die Krozairs keine gewöhnlichen Menschen waren. Wahrhaftig nicht, bei Zair!
»Und sein Bruder, Pur Zeg?« fragte Vax ruhig.
»Er ist auf dem Meer unterwegs und vergrößert den Ruhm Zairs für die Bruderschaft.«
»Sprechen die beiden Brüder jemals von ihrem Vater?«
»Sie halten für gerecht, was über ihren Vater bestimmt worden ist.« Trazhan starrte in die Schatten, in denen Vax sich aufhielt. »Warum fragst du?«
Ehe Vax antworten konnte, warf ich ein: »Hassen diese Brüder ihren Vater so sehr, wie dieser junge Mann den seinen haßt?«
Ich gebe zu, daß ich ein wenig Unruhe schaffen wollte, doch zugleich interessierte mich die Antwort auf meine Frage.
Trazhan legte die linke Faust auf den Schwertgriff. »Wer vermag das zu sagen? Die beiden reden vor anderen nicht von ihm. Er ist ein Apushniad und daher weniger als nichts. Jetzt möchte ich ausruhen und ...«
»Pur Trazhan«, sagte ich und versuchte meine Stimme nicht zu kühl klingen zu lassen, »du hast sicher Vollmacht, bei uns zu bleiben und mit uns zu kämpfen?«
»Nun ...«, begann er.
Ohne große Scham muß ich eingestehen, daß ich um mich hauen wollte. In jener Zeit schuldete ich den Krozairs nichts. Sie hatten mir etwas Schlimmes angetan, und ich würde ihnen den Fehler schon vorhalten, doch im Augenblick wollte ich diesen mächtigen und herablassenden Krzy ein wenig in die Zange nehmen.
»Immerhin hast du eingeräumt, Pur Trazhan, daß Zy nicht angegriffen wird, deshalb dürften deine Pflichten nicht dort liegen. Zimuzz steht vor dem Fall, so daß es sinnlos wäre, dorthin zu fahren. Hier in Zandikar wehren wir uns erfolgreich gegen die Grodnims und werden uns nie ergeben. Da möchte ich wohl annehmen, daß man seine Pflicht hier sieht. Zumal wenn man Krozair von Zy ist.«
Er machte einen halben Schritt in meine Richtung, blieb stehen und starrte aufgebracht in die Schatten.
»Wer bist du, der du so zu einem Krozair sprichst?«
»Ich bin Dak – doch zu meiner Frage: Bleibst du oder reist du wieder ab?«
Er fuhr herum und schaute zu Miam auf. »Wer ist dieser Mann?«
Ehe sie etwas sagen konnte, trat ich einige Schritte vor und baute mich in seinem Blickfeld auf. Ich starrte ihn finster an.
»Du magst wohl ein Krozair von Zy sein. Trotzdem redest du die Königin von Zandikar auf respektvolle Weise an, sonst reiße ich dir die verdammte Zunge heraus, bei Zair!«
Da wollte er sich auf mich stürzen, doch ich wollte es nicht dazu kommen lassen, nicht, solange die arme Miam besorgt zuschaute. So trat ich zurück und brüllte, daß er sich beruhigen solle. »Der große und berühmte Krozair Pur Trazhan wird freudig bei uns bleiben und für Zandikar kämpfen. Er wird sich an seinen Eid halten. Außerdem«, fügte ich mit grausamer Leichtheit hinzu, »haben wir ausreichend Mergem, um ihn und seine Mannschaft zu ernähren.«
Nach diesem Zwischenspiel erklärte sich Trazhan einverstanden, zu bleiben. Natürlich blieb ihm gar nichts anderes übrig, dem armen Teufel.
Bitte bedenken Sie, das Auftreten dieses Krozairs gefiel mir nicht sonderlich. Kein Krozair hätte sich einer jungen Königin gegenüber so brüsk verhalten dürfen. Vielleicht waren die Ansprüche innerhalb der Krozairs gesunken, vielleicht war der Orden neuerdings gezwungen, unausgereifte Männer aufzunehmen. Ich gebe zu, daß ich höchst arrogant auftreten kann, wenn es um Menschen und Institutionen geht, die mir am Herzen liegen. Doch noch mußte ich bedenken, daß ich ein Geächteter war, ein Apushniad.
Als wir eben wieder an die Arbeit gehen wollten, hob Königin Miam die Hand und sagte etwas, das eigentlich überflüssig war, das mir aber das Herz erwärmte.
»Dieser Mann, Dak«, sagte Königin Miam und deutete auf mich, »ist das Herz und die Seele unserer Verteidigung.«
Das stimmte zwar nicht – nun, nicht ganz –, hörte sich aber nett an.
»Wir werden Zandikar halten, Königin Miam«, sagte ich.
»Ich möchte dich noch einen Augenblick unter vier Augen sprechen.«
Wir gingen in den kleinen luxuriösen Raum hinter dem Thron. Als sie die schweren Roben abgelegt
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