Krozair von Kregen
nach! Los, ihr Onker! Das sind doch nur Tiere, die getötet werden können! Blas zum Angriff! So laut du kannst!«
»Quidang, Dak!«
Man hatte sich Zeit gelassen mit dem Schießen. Die Männer, die noch über die Zinnen starrten, sahen nun mindestens ein Monstrum schmerzhaft brüllen und langsam in die Knie sinken. Turiloths sind gewöhnlich sehr langsam, doch sie lassen sich zu einem kurzen und gefährlichen Spurt anspornen, der überraschend schnell ausfällt und den sie mit ihren drei Herzen leicht durchhalten konnten. Wenn es dazu kam, ehe wir alle lahmlegen konnten, mochte ein solches Tier geradewegs durch das Holz des Tors brechen, so mühelos, wie sich der Rammbock eines Ruderers durch die Außenwand eines Breitschiffes bohrt.
Die Wachfeuer der Nacht waren noch nicht gelöscht.
»Fackeln!« brüllte ich. »Damit stecken wir ihnen die Schwänze in Brand!«
Nach der ersten wilden Panik rissen sich meine Männer zusammen. Auf den Türmen entlang der Mauer begannen Varters in Aktion zu treten. Fackeln wurden hinausgeschleudert. Wir hatten Felsbrocken als Geschosse und große Bottiche mit heißem Wasser, die sich schnell zum Sieden bringen ließen. Es war ein hübsches Arsenal. Sniz blies sich die Lunge aus dem Hals, und die Trommeln rollten, die Luft füllte sich mit Fackeln und Steingeschossen, und kochendes Wasser ergoß sich auf den letzten Turiloth, der zum Angriff ansetzte – so vermochten wir die Niederlage abzuwenden. Es war sehr knapp. Das letzte Tier – zwei Varterpfeile steckten in seiner Haut, vier der sechs Hauer waren von einem Felsbrocken abgebrochen worden, und kochendes Wasser dampfte auf seinem Rücken – brach vor dem Tor in die Knie. Einer der noch intakten Hauer berührte das Holz – ein Geräusch, das im Kampfeslärm völlig unterging.
Denn nun griffen die Grodnims mit Sturmleitern an. Ihre Belagerungstürme waren mehr als einmal in Brand gesteckt worden, doch sie bauten immer neue und schützten sie mit nassen Fellen und Bronzeverkleidungen. Wir zerschmetterten die Gebilde mit Felsbrocken von den Vartern. Die Mauerleitern wurden mit gegabelten Stöcken abgewehrt. Pfeile verdunkelten den hellen Morgen. Es war ein hübsches Durcheinander, und so mancher gute Kämpfer ging zu den Eisgletschern Sicces ein oder zur Pracht Zairs oder Grodnos, je nach Farbe.
Noch vor der Mittagsstunde wurden die letzten angreifenden Grodnims ausgeschaltet, während der Haupttrupp sich bedrückt zurückzog. Unter den Angreifern hatten wir Männer mit Lanzen und Schilden sowie Sechsergruppen von Armbrustschützen gesehen. Glycas schickte also bereits seine neue Armee an die Front – ein gutes Zeichen für den Stand der Auseinandersetzung.
Als sich die Lage entspannt hatte, suchte Duhrra mich auf. Er schien sich gar nicht zu freuen.
»Nath der Werfer ist verwundet – ein Pfeil durch seinen Arm. Und Krozair Pur Trazhan ist tot.«
»Hol mir sein Schwert, Duhrra«, sagte ich.
O ja, meine Reaktion war ziemlich abgebrüht. Aber auch andere gute Kämpfer waren gefallen. Und ich konnte die Krozairklinge gut gebrauchen – im Gegensatz zu vielen anderen. Wenn mir der Stolz zu Kopf gestiegen war, so glaubte ich zumindest den Grund zu kennen.
Ich suchte Nath den Werfer auf und fand ihn fluchend vor. Es ging ihm nicht schlecht, doch auf die Magdager war er gar nicht gut zu sprechen.
»Meine Schüsse sind von den Schilden abgesprungen, Dak. Ein richtiger Feiglingstrick, diese Dinger!« Damit äußerte er die allgemeine Einstellung der Turismonder gegenüber Schilden. »Einen habe ich aber erwischt, mit einem schönen Schuß unter den Helm. Sein Kamerad schoß mir dann in den Arm.«
»Laß die Wunde gut versorgen, dann bist du bald wieder in Ordnung.«
»O ja, bei Zair! Wenigstens ist mein Wurfarm nicht betroffen.«
Für den Rest des Tages bildeten die Turiloths das Hauptgesprächsthema. Wie üblich schickte ich unter guter Deckung einige Gruppen aus, die alle Waffen einsammeln sollten. Über die Leichen wurde ätzendes Ibroi geschüttet, das den Geruch allmählich vertrieb. Damit war das Problem allerdings nicht aus der Welt; mürrisch sah ich auf die riesigen toten Turiloths hinab und fragte mich, wie ich diese monströsen Leichen fortschaffen sollte, ehe sie uns mit ihrem Gestank überwältigten.
Schließlich retteten uns Schwärme von Warvols, die von dem Todesgeruch angezogen wurden und sich an die schmackhafte Aufgabe machten, die Kadaver abzunagen. Der geierähnliche Warvol hat in der Natur durchaus
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