Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E
es gab kein Ausweichen mehr. Fast berührte die Nase des Angreifers das Kinn des Opfers, als er dicht vor ihm stand und den Kopf hochriss:
»Still! Schreien Sie nicht, geben Sie mir Ihr Geld!«
Es schien, als hätte dieser Wegelagerer gar keinen Hals, mit ein und demselben Ruck senkte er den Kopf und warf ihn gleich wieder hoch, schwang seinen Oberkörper so weit nach vorn, als wollte er im nächsten Moment wie ein wild gewordener Stier sein Opfer niederrennen.
Man kann sich den Schrecken des gedankenverloren heimwärts strebenden Mannes vorstellen, den ein Unbekannter überfallartig mit diesem drohenden Zuruf stellt, eine Person von der Sorte, die sich nicht vorzustellen pflegt.
Auf seinem zielstrebigen Marsch aufgehalten, wäre der Attackierte fast nach vorn gekippt, doch der Angreifer stand zu dicht vor ihm. Sein Herz machte einen Satz, ein mittlerer Schock durchzuckte ihn. Dann holte er tief Luft, die Augen waren starr, wie gefroren, so stierte er in das ihm gänzlich unbekannte Gesicht. Er sah darin nicht unerbittliche Entschlossenheit, sondern vielmehr das Spiegelbild seines eigenen Entsetzens.
Reglos verharrte der Erpresser vor ihm. Auch er sah seinem Opfer starr in die Augen und zischte leise:
»Schnell, bitte, beeilen wir uns!«
Jetzt rührte sich sein Arm, als wär’s ein nervöses Zucken. Doch wollte er nur die Aufmerksamkeit seines Gegenübers auf die Klinge lenken, die er mit nach hinten gezogenen Ellbogen waagrecht nach vorn streckte, den Weichteilen des Opfers entgegen.
Im Gehirn des Angegriffenen blitzte erneut das Messer auf, der Arme sah, wie der Angreifer ihm eine glänzende Stahlklinge entgegenschob, während er sich ihm in den Weg stellte. In dem Moment wandte er den Blick nach links und nach rechts, seine Ohren bäumten sich buchstäblich auf, und er lauschte, ob nicht doch jemand des Weges käme oder von irgendwoher sah, was hier passierte.
Gnadenlose Stille. Die gelben Rollos in allen Stockwerken waren ausnahmslos herabgelassen. Alle Welt verschloss sich jeglicher Hilfeleistung. Die abweisenden Palatinus-Häuser erschienen dem aufgewühlten Opfer des Überfalls so, als hätten sich hier schon gestern Nacht und auch vorgestern Gräueltaten abgespielt, als würden sie sich in dieser Szenerie Nacht für Nacht ereignen.
Am Ende der kurzen Gasse die dunklen Lagerhäuser des Ladekais, dahinter ein Gewirr von Flaggenmasten der Schlepper mit ihren verblichenen Fähnchen, darüber der starre Sternenhimmel, die Mondsichel drang eben in eine dunkle Wolke ein, als stäche jemand ein Messer in weichen Stoff.
»Grauenhaft!« Dieses eine Wort stieß der Attackierte hervor, als er nach der zweiten Aufforderung des Angreifers zu sich kam. Und er griff mit unsicherer Hand nach hinten in seine Gesäßtasche.
Der Räuber riss den Kopf hoch und brüllte ihn an:
»Hände weg, oder ich ramme Ihnen das Messer ins Gedärm!«
Sein Gegenüber antwortete in klagendem Ton, wie ein Kranker stöhnend:
»Nein, lassen Sie das, ich hab doch keine Waffe. Hole nur mein Portemonnaie heraus.«
Und mit verzweifeltem Gesicht schüttelte er den Kopf, sah dabei dem Gangster in die Augen:
»Grauenhaft, was für ein Verhängnis … um Himmels willen, ich muss Ihnen etwas sagen.«
Der Angreifer beobachtete, wie das Opfer verzweifelt an seiner Geldtasche zerrte. Dumpf presste er hervor:
»Jetzt bloß kein dummes Gequatsche!«
Der Attackierte spürte die heftigen Atemstöße des anderen nahe seinem Kinn und begann mit verzweifelter Hast erneut auf ihn einzureden:
»Sehen Sie doch, mein Freund, ich bin ja schon dabei, die Geldtasche herauszuholen. Wenn Sie mir das Messer in den Bauch bohren, brülle ich, so laut ich kann, und Sie werden erwischt. Ich will Ihnen ja Geld geben, aber lassen Sie mich doch etwas sagen.«
Der Straßenräuber ruckte heftig mit dem Kopf und kniff ein Auge zusammen, misstrauisch blickte er seinem Opfer schräg ins Gesicht:
»Los jetzt, her mit dem Zaster!«
Er sah aus wie jemand, der einen Film-Gangster imitiert.
Der Angegriffene aber fuhr hastig fort:
»Sehen Sie, mein Lieber, ein Mann mit Familie steht vor Ihnen, ein verzweifelter Mensch in höchster Not. Hören Sie, ich habe achtzig Pengő in meinem Portemonnaie.«
Der Angreifer griff mit seiner Linken nach der rechten Hand des Opfers, die in der Gesäßtasche steckte, und zischte ihm mit Nachdruck ins Ohr:
»Also her mit dem Geld, bevor jemand kommt!«
Und er versuchte, die Hand mit dem Portemonnaie aus der Tasche des Opfers zu
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