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Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Titel: Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich liebte eine schöne Frau: Miniaturen
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zerren, schnitt eine Grimasse, knirschte vor lauter Anstrengung sogar mit den Zähnen, schielte dabei hinter den Kopf seines Opfers, ob sich auch kein anderer Passant in die verlassene Gasse verirrte.
    Der Angegriffene hielt mit all seiner Kraft die Hand in der Tasche und redete hastig weiter:
    »Ich verrate Sie nicht, wenn jemand kommt. Auch nicht dem Schutzmann. Ehrenwort. Lassen Sie mich etwas sagen, von Mensch zu Mensch. Ach, zerren Sie doch nicht so an meinem Arm! Mir droht morgen die Zwangsvollstreckung, diese achtzig Pengő habe ich unter schlimmster Erniedrigung zusammengekratzt. Man pfändet unsere Möbel, wenn ich das Geld nicht morgen auf den Tisch legen kann. Ich bin übrigens Anwalt, Verteidiger, müssen Sie wissen.«
    Der Angreifer hatte seinen Arm weiter fest im Griff und murmelte erregt:
    »Wird’s bald? Jetzt aber …!«
    »Nehmen Sie doch das Messer weg, Sie ruinieren mir noch meinen einzigen Anzug, ich sehe, Sie sind nervös und selber nur ein elender armer Kerl. Ich kenne Leute Ihresgleichen, mein Lieber, bin schließlich Verteidiger. Verstehen Sie? Habe schon vielen Menschen wie Ihnen geholfen, die alle nicht als Verbrecher geboren wurden, nur durch diese schlimmen Zustände ins Elend gerieten, auch Ihnen muss ich vielleicht noch einmal behilflich sein; drücken Sie doch meinen Arm nicht so zusammen, und nehmen Sie das Messer weg, ich zeige Ihnen mein Geld und den Pfändungsbescheid des Gerichts.«
    Der Griff des Ganoven lockerte sich etwas. Vielleicht war es Ermüdung. Er krächzte ungeduldig.
    »Bitte, bitte«, murmelte er. Ob es ein Befehl oder eine flehentliche Bitte war?
    Aus dem Mund des Opfers sprudelten jetzt die Worte nur so hervor:
    »Wollen Sie mir denn nicht zuhören, Sie Unglückseliger? Ich gebe Ihnen die achtzig Pengő auf keinen Fall, stechen Sie mir doch das Messer in den Bauch, rauben Sie mich aus, aber darauf steht Standrecht, das wissen Sie, und man wird Sie ganz schnell schnappen, denn ich würde noch die Kraft haben, fürchterlich zu schreien. Aber hören Sie zu, mein Freund, ich mache Ihnen einen anständigen Vorschlag. Zerren Sie bloß nicht so an meinem Arm, Sie erreichen damit gar nichts. Auch Sie haben wahrscheinlich Angehörige und brauchen Geld. Ich werde übermorgen Vormittag im Bezirksgericht von einem Klienten eine kleine Summe bekommen. Davon gebe ich Ihnen fünfundzwanzig Pengő. Mein Ehrenwort! Kommen Sie zum Gericht in der Markó-Gasse, bestimmt kennen Sie die Adresse. Erster Stock links, Zimmer neunundzwanzig. Dort warten Sie im Korridor vor der Tür auf mich. Ich bin Doktor Nagyész, erkundigen Sie sich morgen bei Ihren Kumpels, die können Ihnen bestätigen, mit wem Sie es heute Nacht zu tun hatten. Sie zittern ja noch mehr als ich, mein Lieber, übrigens, die Straßenräuberei ist für Sie nicht das richtige Geschäft, lassen Sie sich das von mir gesagt sein. Ich habe Erfahrung in diesen Dingen. Geben Sie meinen Arm jetzt frei, hier sind zwei Pengő aus meiner Streichholztasche, vom Küchengeld meiner Frau für morgen. Damit bringen Sie sich bis übermorgen durch. So, und jetzt treten Sie mal einen Schritt zurück.«
    Gehorsam wich der Angreifer zurück, hielt aber die Klinge starr nach vorn gerichtet.
    Er bekam die zwei Pengő. Sah sich das Gesicht seines Gegenübers im Mondlicht ganz genau an. Dann drohte er ihm mit der blitzenden Klinge:
    »Hören Sie, Herr Doktor, sollten Sie mich übermorgen vielleicht reinlegen, müssen Sie wissen, mein Schwager hat eine ebenso scharf geschliffene Klinge, und der Ranzen vom Herrn Doktor würde dann brutal durchlöchert.«
    Er salutierte und verschwand.
    Am übernächsten Tag um elf stand er vor Zimmer neunundzwanzig im Korridor des Gerichts.
    Gegen Viertel nach elf kam der Anwalt heraus, winkte den unter seiner Schiebermütze misstrauisch um sich blickenden Menschen hinter eine Säule und drückte ihm die fünfundzwanzig Pengő in die Hand.
    Der Mann mit der Schildkappe schob das Geld in die Tasche, blickte sich vorsichtig um, sah dann dem Strafverteidiger vertrauensvoll in die Augen, drückte ihm die Hand und sagte anerkennend mit bewegter Stimme:
    »Alles klar, Herr Doktor. Unter Ehrenmännern.«
    (1936)

Smurglitsch

    Weißt du noch?
    Erinnerst du dich an die Zeit, da du noch Elfe warst …?
    Oh, seither bist du längst eine Gnädige oder gar Wohlgeborene, genau weiß ich es nicht. Du bist keine Fee mehr. Natürlich sage ich jetzt nicht mehr du zu dir, ja nicht einmal Sie; deinen Gemahl kenne ich nicht, und ein

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