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Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Titel: Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich liebte eine schöne Frau: Miniaturen
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gewinnen, gnädiger Herr, einmal habe ich geträumt, dass mein Los gezogen wurde. Als Haupttreffer. Seit dreizehn Jahren spiele ich immer die gleiche Losnummer, sie hat mich, bitte schön, schon ein kleines Vermögen gekostet. Macht aber nichts, gnädiger Herr, einmal werden sie mir diese sechs Mal hunderttausend Kronen auf den Tisch zählen, ich muss nur durchhalten. Ein paarmal war ich schon ganz dicht an den gezogenen Treffern, nur die letzte Zahl oder die vorletzten beiden stimmten noch nicht, sonst wäre es der Haupttreffer gewesen, gnädiger Herr. Doch eines Tages werde ich an der Reihe sein, da bin ich mir ganz sicher.«
    Ich betrachtete den guten alten Lőrinc, wie er erregt und glücklich das Los ganz vorsichtig zwischen seine persönlichen wichtigen Papiere schob, und ich bedauerte ihn. Armer Kerl, wenn er wirklich einmal den Haupttreffer haben sollte! Was sollte dann aus diesem armen, lieben Menschen werden? Er dürfte bereits an die fünfundvierzig sein. So ein ewiger Lohndiener ist mit fünfundvierzig schon mehr oder weniger ein alter Mann. Wird die arme Haut dann von einem Tag zum andern ein feiner Herr, sich elegant zu kleiden wissen, sich eine Geliebte halten, nur noch Champagner trinken, sich vielleicht eine schöne Villa kaufen, in einer Equipage hochmütig auf dem Korso protzen – auf seine alten Tage ein Mann von Welt werden, wo er doch schon abgenutzt ist wie eine alte Bürste? Ich jedenfalls, das weiß ich, würde verrückt, wenn ich mit fünfundvierzig plötzlich ein reicher Mann wäre. Der arme Lőrinc hat ja keine Frau, keine Kinder, kann sich also nicht für die Familie ein herrschaftliches Glück und für die weiteren Nachkommen eine schöne Zukunft erträumen.
    Da unterbrach Lőrinc mein versonnenes Grübeln:
    »Der gnädige Herr weiß doch sicherlich, wo dieses Quebec liegt? Mir ist nur bekannt, dass es sich um eine Stadt in Amerika handelt, hatte mir auch das Land notiert, aber das ist so lange her, dass ich die Schrift nicht mehr gut lesen kann; gerade gestern Abend habe ich mir die Adressen wieder angeschaut, die ich irgendwann einmal aufgeschrieben habe.«
    »Was für Adressen? Und was wollen Sie in Quebec?«
    »Was ich dort will, das kann ich dem gnädigen Herrn schon sagen.«
    »Die Stadt liegt in Kanada. Haben Sie denn dort jemanden …?«
    »Ja, das habe ich, bitte schön! Dort gibt es einen ganz ekelhaften Mister, irgendeinen Fabrikanten, der hat mich einmal, bitte schön, in den Bauch getreten.«
    »Wo denn, bitte?«
    »Hier im Hotel, gnädiger Herr, im ersten Stock, als ich dort eingeteilt war, vor ungefähr zwölf Jahren.«
    »Und warum hat er Sie in den Bauch getreten?«
    »Weil ich ihm ein Glas Wasser ins Gesicht geschüttet habe. Auf seinen eigenen Wunsch. Nämlich, er war zur Jagd eingeladen und musste um halb sechs in der Früh aufstehen. Am Tag zuvor trug er mir auf, und zwar auf Deutsch, ich solle ihm, wenn er sich beim Wecken nicht rühren würde, ein Glas kaltes Wasser ins Gesicht schütten. Und tatsächlich habe ich ihn am Morgen vergeblich gerüttelt, also nahm ich das Wasserglas und goss es ihm in die Visage. Daraufhin, bitte schön, brüllte er mich wie ein wildes Tier auf Englisch an und trat mir vom Bett aus, wo ich vor ihm stand, in den Bauch, dass ich, bitte schön, nach hinten fiel und mit dem Kopf ans Tischbein schlug. Ein Wunder, dass ich keine inneren Verletzungen davontrug, nur eine kleine Ohnmacht.«
    »Armer Lőrinc.«
    »Also, jetzt wird der gnädige Herr schon wissen, warum ich mir den Namen von diesem Mister aufgeschrieben habe.«
    »Verdammt, wohin ist jetzt dieser Kragenknopf gerollt?!«
    Lőrinc ließ sich, wie immer, wenn mir ein Knopf des Hemdkragens fehlte, auf alle viere nieder, kroch unter den Tisch, unters Bett und erklärte mir weiter die Geschichte seiner damaligen Erniedrigung.
    »Deshalb muss ich den Haupttreffer haben, damit ich nach Quebec in – jetzt hab ich schon wieder das Land vergessen – fahren kann, gnädiger Herr. Ach ja, in Kanada. Dann werde ich vor den Mister hintreten: Na, du Schuft, jetzt ist mein Tag gekommen, und ich versetze ihm einen Tritt in den Bauch und geb ihm auch noch zwei anständige Ohrfeigen in seine dicke rote Visage, und dann zahl ich eben die hundert Dollar Strafe, denn für Ehrenbeleidigung gibt es auch nach dortigem Gesetz nur eine Geldstrafe.«
    Der Kragenknopf wollte und wollte nicht zum Vorschein kommen, etwas matt im Kopf hörte ich Lőrinc weiter zu, auch seine Worte nahmen sich schon ein wenig

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