Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E
Sammler. Apropos, kennst du auch nur einen einzigen Münz- oder auch einen Schmetterlingssammler, der sich von seinen mühsam erworbenen Sammlerstücken trennt? Mir, mein Lieber, der ich Geld gesammelt habe, ist jeder rote Heller so kostbar wie dem Münzsammler der goldene Taler des Kaisers Hadrian oder einem nach Bildern Verrückten sein Rembrandt oder Corot. – Ach, ich sollte mich nicht immer so in Rage reden! Doch ich kann mir schon denken, was du von dieser meiner Philosophie hältst. Und was ich dir auch sage, du wirst ja doch nicht anders denken als viele deinesgleichen, nämlich dass es mich auf meine alten Tage gewiss nicht an den Bettelstab brächte, wenn ich dir jetzt den gewissen Betrag in die Hand drücken würde. Nun, erstens weiß ich nicht, welche Zeitspanne mein Leben umfassen wird, also wie lange ich lebe, und was inzwischen aus dieser Welt noch wird. Ja, und wenn ich dann auch von dir noch jene so oft wiederholte Eselei zu hören bekäme, was ich denn mit meinem Geld anfangen wolle, da ich es doch nicht mit ins Grab nehmen kann, ja dann ist meine Antwort: Erstens kann ich mir nur schwer vorstellen, dass auch ich einmal das Zeitliche segnen muss, zumindest erscheint mir dieses Schicksal, auf mich bezogen, äußerst unnatürlich. Es wäre doch möglich, nicht wahr, dass in der Schöpfungsgeschichte mit mir sozusagen die zweite Halbzeit beginnt, ich meine, dass der Mensch von nun an sein Leben gar nicht mehr durch den Tod unterbrechen muss und ich der Erste bin, der für immer und ewig auf Erden weilt. Doch, bitte schön, auch für den Fall, dass ich sterben sollte, habe ich natürlich meine Anordnungen getroffen. Selbstverständlich. Ich werde mein Geld mitnehmen, lasse mir die Goldbarren und Juwelen in meine Gruft mit einmauern. Weil ich nämlich an die Auferstehung des Leibes glaube und nicht als armer Teufel in die Welt zurückkehren möchte. Haha. Verflucht, es ist ja schon drei viertel acht, wie wir die Zeit verplaudert haben! Ich erwarte am Abend Gäste und muss mich noch umziehen. Aber lass nur, mein Lieber: Im Ernst, wenn du einmal eine gute Idee hast oder ich etwas für dich tun kann, ruf mich doch einfach an, ich steh dir stets gern zur Verfügung. Aber jetzt muss ich wirklich los! Bitte, sei so gut und begleiche beim Kellner diesen Cognac hier.
(1943)
Pál Einsam
1
»Woher, von wo, Pál Einsam?«
»Ach, von dort, aus dem Kontor, ich arbeite da, den ganzen Tag.«
»Und wohin, wohin, Pál Einsam?«
»Ins Kaffeehaus dort drüben, zum Nachtmahl.« »Warum denn nicht ins Gasthaus, Pál Einsam?«
»Warum? Weil’s im Kaffeehaus billiger ist. Da bestelle ich Rührei oder ein halbes Paar Debreziner oder, wenn ich übermütig bin, einen kleinen Fleischimbiss in Aspik. Dazu blättere ich sämtliche Budapester Zeitungen durch, die frischen Literaturnachrichten, Witzblättchen und ausländischen Illustrierten, dann die Theater- und Kunstzeitschriften, auch das Blatt ›Szoboszló und Umgebung‹, weil von dort komme ich. Und wenn ich durch bin, stütze ich mich auf den anderen Ellbogen und sehe den Billardspielern zu.«
»Und dann, Pál Einsam?«
»Dann? Ja, dann zahle ich, gehe hinaus, vielleicht in ein Kino hinein. Ich schaue gern zu, wenn die Kriegsschiffe beim Stapellauf zu Wasser gelassen werden, man sieht das Meer, und auch exotische Gegenden sehe ich gern, ich selbst hatte ja nie Gelegenheit zu reisen. Deutsche Romangeschichten, die mag ich nicht, wenn die kommen, mach ich die Augen zu und schlafe ein Weilchen.«
»Und nach dem Kino, Pál Einsam?«
»Nach dem Kino spaziere ich den Andrássy-Boulevard hinunter bis zur Kunsthalle und retour, beim Spazierengehen lasse ich mein Zwei-Kronen-Stöckchen durch die Luft kreisen, schaue gelegentlich zum Himmel hoch und auf die Litfaßsäulen. Bin ich müde, setze ich mich auf eine Bank, doch nicht lange, kann mir keine Verkühlung leisten, hab ja niemanden, der mich pflegen könnte.«
»Und dann, Pál Einsam, was treibst du dann?«
»Dann gehe ich in diese hell erleuchtete Musikalienhandlung, wo an zwei Hörmuscheln Musik ausgeschenkt wird. Ich leiste mir ein paar Nickelmünzen und höre mir eine schöne Opernarie mit einem berühmten Tenor an und den Coppélia-Walzer von einer ausländischen Kapelle oder eine echte ungarische Weise, von einem Schauspieler intoniert, wie ich sie mir aber am liebsten vom Zigeuner-Juki und seiner Banda ins Ohr fiedeln lassen würde. Vertiefe mich dann ins ›Musik-Magazin‹.«
»Ja, und weiter, Pál
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