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Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Titel: Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich liebte eine schöne Frau: Miniaturen
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Korrespondenz ist zu entnehmen, dass er Lillas Schwester, Klára Lakner, seit 1923 und über längere Zeit heiße Liebesbriefe geschrieben hat. Nun ist aber nur schwer einzuschätzen, wie tief die darin zum Ausdruck kommenden Gefühle wirklich gingen, hat Szerb doch auch mit einem Studienfreund aus seiner Pariser Zeit über Jahre eine schwärmerische Korrespondenz mit zärtlichen Anspielungen gepflegt, ohne dass es konkrete Hinweise auf homoerotische Neigungen gäbe. Andeutungen dieser Art finden sich allerdings auch in den kürzlich veröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen aus seiner Jünglingszeit. Erst 1938 heiratete er die zwölf Jahre jüngere Klára Bálint. Diese Ehe gab ihm ein Zuhause, war für die bevorstehenden schwierigen Jahre eine sichere Basis und Kraftquelle.
    Zwischen 1924 und 1929 weilte Szerb mehrere Male in Paris und in Italien, für das akademische Jahr 1929 / 30 erhielt er ein Stipendium für einen Aufenthalt in London. In einem Brief vom Dezember 1929 aus Paris schreibt er an eine Bekannte: »Ich habe hier zurzeit viel Spaß; lernte allerlei interessante Leute kennen, zum Beispiel eine französische
agrégée de la philosophie
namens Simone de Beauvoir, die eine außerordentlich geistreiche Frau ist und der ich gelegentlich Deutschstunden gebe.« Eindrücke von seinen Auslandsaufenthalten finden sich mehrfach auch in den beiden Romanen ›A Pendragon legenda‹ von 1934 (›Die Pendragon-Legende‹, 2004) und ›Utas és holdvilág‹ aus dem Jahr 1937 (›Reise im Mondlicht‹, 2003).
    1932 errang Szerb im Wettbewerb für eine moderne ungarische Literaturgeschichte, den die Zeitschrift ›Erdélyi helikon‹ (Siebenbürgisches Helikon) ausgeschrieben hatte, mit seiner anonym eingereichten Arbeit den ersten Preis.
    Wegen seiner jüdischen Herkunft blieb ihm die wissenschaftliche Laufbahn an einer ungarischen Universität verwehrt. Erst 1937, mit Unterstützung einflussreicher Mentoren, gelang ihm die Habilitierung zum Privatdozenten an der Universität in Szeged, für ihn der längst überfällige akademische Ritterschlag.
    Im Vorfeld seiner dreibändigen Geschichte der Weltliteratur (1941; ›A világirodalom története‹) war 1935 ein kritischer Überblick über die moderne westliche Romanliteratur unter dem Titel ›Hétköznapok és csodák‹ (1938; Die Suche nach dem Wunder) erschienen.
    Szerbs letzter noch zu seinen Lebzeiten publizierter Roman war ›A királyné nyaklánca‹ (1943; ›Das Halsband der Königin‹, 2005). Erst posthum konnte ›Gondolatoka könyvtárban‹ (1946; ›In der Bibliothek‹, 2006) erscheinen, eine Sammlung von Erzählungen, in denen er sich kulturhistorischen Themen mit Humor, Hintersinn und intellektueller Brillanz widmet.
    In den Vierzigerjahren (oder eigentlich schon seit 1938) wurden Szerbs publizistische Möglichkeiten immer stärker eingeschränkt, er sah sich genötigt, auch für Tageszeitungen und Wochenblätter zu schreiben. Dies bedeutete, dass er oft bewusst wegsah, in scheinbar ungerührtem Plauderton über Randthemen und -ereignisse berichtete und dabei die immer dramatischeren Umstände im Lande und in seiner eigenen Existenz aussparte. Mit sarkastischer Leichtigkeit plauderte er etwa über die Liebschaften des Sonnenkönigs, den Byron’schen Weltschmerz oder die Schönheit einer Schäferhündin.
    Die Zeitschrift ›Nyugat‹ hatte ihr Erscheinen 1941 eingestellt, die Zahl der wissenschaftlichen und literarischen Blätter, in denen Szerb noch veröffentlichen konnte, nahm laufend ab. Seine erfolgreichen literarischen Rundfunksendungen waren abgesetzt, 1944 wurde seine ›Ungarische Literaturgeschichte‹ (1934; ›Magyarirodalomtörténet‹) verboten und als »wertezerstörendes« und »freimaurerischen Geist verbreitendes Machwerk« aus den Bibliotheken verbannt.
    Stigmatisiert, erniedrigt und nach der Entlassung aus dem Schuldienst ohne geregeltes Einkommen, polemisierte er brieflich mit einem Diskussionspartner immer noch vorwiegend über ästhetische und philosophische Fragen und meinte am Ende voller Selbstironie: »Siehst Du, solche Sorgen plagen mich, wo ich jeden Augenblick damit rechnen muss, dass meine Wohnung beschlagnahmt wird und man mich verschleppt … Ich weiß, ich bin unverbesserlich, und das ist das Extra-Sympathische an mir.« So schrieb er am 19. Mai 1944; im nächsten Brief (vom 4. Juni 1944) an denselben Adressaten: »Morgen früh muss ich einrücken, und ich werde es statt mit geistiger mehr mit körperlicher

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