Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E
moderne Mietshäuser sein Eigen nennt. Bei ihm ließ sich irgendein verkrachter Verwandter melden und bat ihn um fünfhundert Pengő. Und wann gedenkst du, sie zurückzuzahlen? Der Betreffende bricht in zynisches Gelächter aus, zurückzahlen? Niemals! Ehrenwort! Gib sie mir einfach, denn du hast ja genug davon, und ich habe nichts. Doch ansonsten solle man – so meinte er – diesen schnöden Mammon nicht gar so wichtig nehmen. Also, ich bitte dich, wenn mir so etwas passiert, schlage ich den Betyár auf der Stelle nieder, noch jetzt steigt mir das Blut in den Kopf, wenn ich an den Fall denke. Doch nun, mein Freund, lass uns sehen, wie sehr es meine Pflicht ist, irgendjemandem mit Geld beizustehen. Kannst du dir denn überhaupt vorstellen, welche immensen Summen ich für mein Vermögen und mein Einkommen zu entrichten habe, wo doch der Staat in den letzten zwei Jahrzehnten in einem solchen Tempo die Steuerlast angehoben hat? Aber ich verliere darüber kein Wort, denn Steuern sind nun mal im Interesse der Bürger und demzufolge auch eine Pflicht für diese. Sicherlich weißt du nicht, dass ich in den Jahren neunzehnhundertfünfzehn und -sechzehn in zwei Raten insgesamt zweihundertfünfzehntausend Kronen Kriegsanleihe gezeichnet habe. Dass ich keinen Herzschlag bekam, als wir den Krieg verloren haben, verdanke ich nur der besonderen Gnade Gottes. Aber fahren wir fort. Die Summe, die man mir als Beihilfe für die Armen auferlegt hat. Ich liefere sie Monat für Monat bei der Behörde ab. Und an jedem Monatsersten zahle ich auch die Bettlersteuer ein. Zu den beiden letzteren Abgaben habe ich zwar meine ganz persönliche Meinung, doch das ist nebensächlich und interessiert dich ohnehin nicht. Also auch das muss ich schlucken. Was soll man tun? Ja, und vergessen wir nicht: Jedes Jahr vor Weihnachten, wenn Ihre Durchlaucht die große Wohltätigkeitsaktion startet, bitte sehr, ist in den Blättern nachzulesen, übrigens auch bei jeder Hochwasserkatastrophe, mit welcher Summe ich auf der Spenderliste stehe, sobald eine Sammlung veranstaltet wird. Das soll, bitte schön, nicht heißen, dass ich diese Summen leichten Herzens gebe, Gott behüte, sie kosten mich alljährlich ein paar schlaflose Nächte, doch wie du weißt, sind solche Opfer unvermeidlich; und meinesgleichen kann da keineswegs zurückstehen, es ist ja auch eine Frage des Prestiges, man steht schließlich mit seinen Summen in Evidenz. Nun, mit alldem wollte ich dir nur klarmachen, dass ich gegenüber Staat und Gesellschaft meine Pflichten erfülle. Doch darüber hinaus hat kein Gott und kein Mensch von mir etwas zu fordern. Sicher, du sagst dir nach alldem natürlich, wenn ich ein netter Kerl wäre und ein bisschen Menschlichkeit empfände, so würde ich einen, der ohne eigene Schuld in Schwierigkeiten geraten ist und sich in seiner Not an mich wendet, nicht mit leeren Händen wegschicken. Aber wenn du so denkst, lieber Freund, machst du mich gleichsam für dein Schicksal mitverantwortlich, für das du aber nur deinen Vater und den lieben Gott zur Verantwortung ziehen kannst. Und natürlich auch dich selbst; wenn ich mich recht entsinne, habe ich dich sogar damals getadelt, als du mir nach der Matura erklärt hast, du würdest eine Beamtenstelle annehmen, weil du nicht noch viele Studienjahre lang darben möchtest. Dein Leben hätte eine ganz andere Wendung genommen, wenn du wie ich die Rechte studiert hättest. Kann ich dafür, dass du dich gegen eine Karriere und früh für Frau und Kinder entschieden hast? Sag, mein Bester, was möchtest du jetzt tun, wenn du mich gar nicht kennen würdest, was wäre, wenn es mich gar nicht gäbe? Was? Ist doch purer Zufall, dass es mich gibt und dass wir im Gymnasium in derselben Klasse saßen. Und dann, ich bitte dich, was heißt schon: Wir sind doch alle Menschen, Mitmenschen? Ach! Wenn ich das schon höre. Wir prozessieren gegeneinander, stoßen uns gegenseitig vor der Garderobe zur Seite, hassen uns, konkurrieren in jeder Beziehung und morden uns sogar gegenseitig, das ist das Leben. Gut, wir können, wenn du willst, auch darüber nachdenken, ob es richtig oder, sagen wir, überhaupt gerecht wäre, wenn ich dir jetzt Geld gäbe. Die subjektive Seite der Angelegenheit wollen wir mal außer Acht lassen, nämlich dass du mich, wenn ich dir etwas gäbe, nur hassen würdest, denn wie ehrlich du auch bist, du könntest diese Summe gewiss niemals zurückzahlen. Ja, ja, lassen wir das nur, denn die Verhältnisse werden nicht
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