Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E
charakterisieren als durch seine grenzenlose Liebe zu Hunden und Pferden.
England ist ein Paradies für Hunde. Die echte englische Dame lauert, wenn sie sich im Ausland aufhält, ständig voller Argwohn, ob die Eingeborenen dort auch nicht ihre Pferde quälen, und wenn sie ein solches Delikt beobachtet, ist sie sofort bereit, es zum Schutz der Tiere selbst mit hundert verrohten Ausländern aufzunehmen. Ein holländischer Autor schreibt, dass er im Rahmen einer Studie einmal eine Reihe von Briten befragt habe, wen sie aus einem brennenden Haus zuerst retten würden, einen Menschen oder einen Hund; ohne langes Überlegen entschieden sich die meisten für das Tier. Sie haben ja für ihre Hunde sogar Gasmasken fertigen lassen, und wöchentlich stirbt ein begüterter Herr oder eine reiche alte Dame, die den größten Teil ihres Vermögens einem Hundehospital oder einer anderen Wohlfahrtseinrichtung für Tiere vererben.
Dagegen verhielten sich die Urahnen der Engländer weitaus weniger menschlich gegenüber ihren Tieren. Über Jahrhunderte war die Tierhatz der nationale Zeitvertreib schlechthin und stand damit in echter Konkurrenz zum Theater. Beliebt waren vor allem Hahnenkämpfe, der eine oder andere Kampfhahn hatte einen Bekanntheitsgrad wie heute ein großer Fußballheld. Wobei der Hahnenkampf ein geradezu humanes Amüsement war, verglichen mit der Bärenhatz, bei der man Hunde auf den zuvor gereizten Bären hetzte. Auch die Wettleidenschaft der Engländer überschritt manchmal die Grenzen des Humanen. Wenn im 18. Jahrhundert in den Straßen von London jemand zusammenbrach, umstanden ihn die Passanten, und man schloss Wetten darauf ab, ob der Betroffene überleben oder sterben würde. Dabei harrten die Leute oft stundenlang aus und warteten auf die Entscheidung. Wer auf den Exitus gesetzt hatte, bemühte sich natürlich am wenigsten um ärztlichen Beistand, denn dies wäre ja eine parteiische Einmischung gewesen.
Der Engländer von heute ist ein großer Frauenverehrer – nur in Amerika ist die Wertschätzung der Frau vielleicht noch größer. Besonders ältere Damen genießen hohes Ansehen; alte und junge Frauen spielen nirgends auf der Welt eine so wichtige Rolle für die Gesellschaft, in Geschmacksfragen und sogar in der Politik wie im Vereinigten Königreich. Man achtet die Frauen, aber man liebt sie nicht. Darin sind sich alle England-Experten einig. In anderen Ländern werden Frauen weniger verehrt, dafür aber mehr geliebt. Indem sie ihnen eine größere gesellschaftliche Rolle zugestehen, wollen die Engländer die Frauen instinktiv dafür entschädigen, dass sie ihnen weniger leidenschaftliche Liebhaber sind als die Männer des Festlands. Der Engländer bleibt kühl, auch gegenüber dem weiblichen Geschlecht. Richtig wohl fühlt er sich nur in Männergesellschaft.
So verhält es sich heute; zur Zeit unserer Urgroßväter war auch das noch ganz anders. Der Engländer von einst zeigte sich im Umgang mit Frauen alles andere als kühl, aber er schätzte sie dafür nicht allzu sehr. Wenn man den alten Komödien glauben darf, die ein Bild von der Moral im England des 17. und 18. Jahrhunderts vermitteln, kommen wir zu dem Schluss, dass die Männer nirgends so verantwortungslos böse, ja grausam gegenüber Frauen waren wie in England. Der Sportsgeist der Engländer offenbarte sich früher anscheinend darin, dass sie junge Mädchen verführten und verdarben, um sie danach im Stich zu lassen, bei den englischen Männern galt das offensichtlich als eine Art Sport, bei dem es nur auf das zahlenmäßige Resultat ankam.
Der Brite von heute ist, wie man weiß, Sportsmann durch und durch. Große Fußball- und Rugby-Wettkämpfe bewegen das ganze Land. Zum Match England gegen Schottland reisen fünfzigtausend Schotten mit Fahrpreisermäßigung nach London; ein nicht weniger bedeutsames nationales Ereignis ist die Ruder-Regatta, bei der die Boote der beiden wichtigsten Universitäten gegeneinander antreten, und natürlich gibt es das große Derby – das ist der Tag, an dem die Banken geschlossen bleiben und in England alles stillsteht, überhaupt der wichtigste Nationalfeiertag. Jeder Engländer, der auf sich hält, spielt in seiner Freizeit Tennis oder Golf, und er ist viel stolzer auf eine gute Leistung beim Golf als auf seine segensreiche Tätigkeit als guter Arzt, Anwalt oder Ingenieur. Aber das alles ist ja bekannt.
Seine Ahnherren waren allerdings weniger sportlich. Sie ritten bestenfalls zur Fuchsjagd, allerdings
Weitere Kostenlose Bücher