Krumme Gurken
Statt aber zu heulen, starrt sie den Hamster Dudi an, der gerade mit seinem Fallschirm durchs Fenster hereinsegelt. Ganz blass macht die Frau die Wohnzimmertür wieder zu, geht in die Küche und sagt zu ihrem Mann: ›Du, Hansi, gerade ist bei uns im Wohnzimmer ein Hamster an einem Fallschirm gelandet.‹
Da flippt der Müller ganz aus. ›Und gleich kommt der Gagarin nach!‹, brüllt er. ›Ja, wo bin ich denn? In der Klapse? Engel in der Nacht! Hamster am Fallschirm springen uns ins Wohnzimmer! Kohlrabigulasch! Bist du noch bei Sinnen?‹
Und gerade da läutet der Bebbl an der Wohnungstür. Müller macht ihm auf, rot vor Wut, mit so ’ner dicken Halsschlagader … Müllers Stimme zittert, Bebbl bemerkt
gleich, dass er zu einem ungünstigen Augenblick gekommen ist, aber was kann er tun, verdammt, seine Freundin würde bald vom Dienst kommen und wenn sie ihren Hamster nicht fände, würde sie sicher denken, dass Bebbl ihn auf die Pizza zerstückelt hätte. Also fragt der Bebbl halt: ›Ist bei euch zufällig unser Hamster mit Fallschirm gelandet?‹«
Heute lachten die Mädchen besonders laut und so lachte ich erleichtert mit. Diese Geschichte könnte ich zehnmal hören und immer würde ich dabei lachen. Klar hatte sie Sascha Guddimar bei YouTube viel besser erzählt, aber auch ich war als Erzähler gar nicht so übel. Noch in der Nacht, schon im Bett, schüttelte mich Bebbls Hamster – pardon Sascha Guddimars – wieder mal durch. Mist! So würde ich nie einschlafen. In meinem Bücherregal müsste doch was von Thomas Mann sein. Ja! Das Buch da hat mir mal Onkel Karl geschenkt. Ich legte mich wieder ins Bett, machte den Zauberberg von Thomas Mann auf und pennte in Sekundenschnelle ein.
Sport ist Mord
Heute hat mich Rowdy geweckt – mit seinem Synthesizer. Er hat so laut in die Tasten gehauen, dass ich vor Schreck die Augen aufschlug. Hm … doch nur ein Traum. Rowdy? Er fehlte mir plötzlich sehr. Wann hatten wir zuletzt zusammen gezockt? Es kam mir vor, als wären Jahre vergangen, seit ich ihn zuletzt gesehen hatte. Zumindest kam’s mir so vor. Ich tastete neben dem Bett rum. Sechs Uhr? So früh? Sollte ich weiterpennen? Vielleicht konnte ich die Zeit nutzen und versuchen, mir eine lustige Geschichte auszudenken. Ein paar Trümpfe von Sascha für die Mädels hatte ich schon im Ärmel, aber die würden irgendwann ausgehen. Außerdem fühlte ich mich schon etwas mies wegen des Schummelns. Am liebsten würde ich echt meine eigenen Storys zum Besten geben. Ich grub und grub im Hirn herum, suchte nach dem Schatz, doch unter dem Ausgegrabenen glänzte nichts. Wie machte Sascha Guddimar das bloß? Ach, genug des Grübelns. Besser flog ich mit Fenton in die Hauptstadt Nazideutschlands. 1936. Zu der Zeit fanden in Berlin gerade die Olympischen Spiele statt. Der Sport lässt dich nicht mal am Computer los.
Klar warten auf Fenton und mich in Berlin schwierige Aufgaben. Die Karte des Piri Reis, mit deren Hilfe Fenton seinen Freund Richard in Tibet finden soll, liegt in den Kellerräumen eines Berliner Museums, in den Labors der bösen Gräfin von Hagenhild. Die Karte kann nur mit dem Drachenauge gelesen werden und dieses hat sich auch die Nazi-Gräfin geschnappt. Das Museum ist streng bewacht, am Abend gibt’s dort aber einen Empfang für die Gewinner der olympischen Disziplinen. Zum Glück nimmt an den Spielen auch Fentons Schulkamerad Glenn Parker teil. Wenn Parker heute im Zehnkampf gewinnt, bekommt er eine Einladung zum Empfang und kann auch Fenton hineinschmuggeln. Wir müssen schummeln und Glenn helfen, den Weitsprung zu gewinnen. Uff! Wir sind so weit! Endlich hat Fenton alle Hürden überwunden und betritt als Kampfrichter verkleidet das olympische Stadion zu Berlin 1936. Nur noch eine Aufgabe bleibt Fenton zu erfüllen, damit Parker die Goldmedaille bekommt. Bevor etwas ganz schiefgehen kann, lockt mich aber die Gegenwart in ihren saftigen Schoß zurück:
»Spielst du auch Fußball, Benn?«
»Was?« Ich robbte zum Loch.
»Ob du auch Fußball spielst.« Es war Katja, die das wissen wollte. Krass! Auch beim Gespräch mit Katja schlug mein Herz eine Oktave höher, als seine normale Tonlage war. In Anna war ich verknallt, Katja war mir sympathisch. Eine bessere Erklärung gab’s momentan nicht. Oder konnte man sich in zwei Mädchen gleichzeitig verlieben?
»Er spielt nur Tischtennis«, sagte Anna, die süße Knutschlschnecke.
»Waschlappen!« Natürlich gab auch Emma ihren Senf
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