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Krumme Gurken

Krumme Gurken

Titel: Krumme Gurken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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arbeiten«, sagte ich. »Ciao!«

    Der Brunnen im Klosterhof schien mir eine geeignete Denkfabrik zu sein. Um mich herum liefen Mädchen in den Speisesaal zum Abendessen, manche kicherten immer noch, als sie mich sahen, obwohl ich schon seit vorgestern hier war. Mich störten sie nicht mehr, ich konzentrierte mich voll auf meine Aufgabe. Was könnte noch Lustiges in einem Plattenbau passieren? Mann! Heute darfst du nicht versagen. Du bist ganz nah dran, die Mädchen zu beeindrucken. Wenn du nichts bringst, macht Anna sicher wieder Schluss mit dir! Und die anderen Mädchen stellen endgültig fest, dass du ein Schaumschläger bist, nur Blabla, und nichts dahinter. Ich dachte nach, als zockte ich ein Sherlock-Holmes-Spiel. Nur Sherlock fielen immer ein paar wichtige Hinweise ein. Mir gar nichts, Mist! Wie sollte einem auch eine Plattenbaugeschichte einfallen, wenn man das ganze Leben in einem Einfamilienhaus gewohnt hat?
    In dem Moment tauchte im Klostertor Frau Korcks auf. Sie eilte zum Schuleingang.
    »Grüß Gott, Frau Korcks!«, rief ich. ›Grüß Gott‹ fand ich jetzt in Bayern krass angemessen.
    »Guten Tag, Benn! Ich muss noch etwas arbeiten. Wenn du willst, kannst du dich an einen Computer im Lehrerzimmer setzen. Ich bleibe bis zum Abend im Büro.«
    »O, danke!« Ich sprang auf. Mein Problem war im Nu gelöst. YouTube! Ja! Bei YouTube würde ich sicher ein paar Plattenbaustorys finden. »Danke!«, sagte ich und trabte mit Frau Korcks ins Lehrerzimmer.
    Bei YouTube tippte ich Plattenbau ein, scrollte durch die Einträge und fand auf der dritten Seite eine Geschichte von Sascha Guddimar. Wie ein Freund von ihm aus dem 9. Stock eines Plattenbaus einen Hamster mit einem Fallschirm
runterspringen ließ. Wer ist hier der Schriftsteller hieß die Story. Plattenbau pur. Der 9. Stock würde sogar zu meinem Freund Bebbl passen, von dem ich den Mädchen schon erzählte. Echt krass! Kein Wunder, dass Sascha Guddimar auch aus Dresden kam. Ich zog mir noch ein paar Dinger von ihm bei YouTube rein, damit ich ein breites Repertoire hatte und schaltete den Rechner aus. Mit dem Kopf voll krasser Geschichten verließ ich das Lehrerzimmer. Der Geisterstunde am Liebesloch blickte ich mutig entgegen.
    HÄNDE HOCH! SCHURKE! Ich nahm ab.
    »Hallo, kleines Schwesterchen!«
    »Das muss ich sagen!«, meckerte Clara. »Kleines Brüderchen. Ich bin älter als du.«
    »Was gibt’s in Dresden?«
    »Probleme!«, sagte sie. »Kevin hat das Krumme-Gurken -Video bei YouTube gesehen und will, dass wir’s sofort löschen. Er meint, ich würde da wie ’ne Nutte rumhüpfen.«
    »Arschloch!«
    »Ach, Bennie!«
    »Stimmt doch!«, sagte ich. »Lass ihn laufen! Du kannst doch so viele Jungs haben, wie du willst.«
    »Du hast keine Ahnung von der Liebe, Bennie! Tut ihr das Video runter?«
    Ich rief Rowdy an. Langsam kriegte ich Horrorzustände, wenn ich an meine Mobilrechnung dachte. Zum Glück hatte mein Vater jetzt eine Arbeit.
    »Wo treiben wir eine neue Sängerin auf?«, fragte Rowdy.
    »Ich wüsste da eine«, sagte ich und biss mir gleich auf die Lippen. »Hi, Anna!« Ich grinste schief – musste die ausgerechnet in diesem Moment hier vorbeilatschen?
    »Was is’n los?«

    »Ah, gerade ist meine Freundin vorbeigelaufen«, sagte ich. »Hat mich aber irgendwie nicht bemerkt.«
    »Du hast auch ’ne Freundin, Alda?«
    »Wieso auch?«
    »Carmela und ich gehen jetzt zusammen.«
    »Super!«, sagte ich. »Ja, ich hab jetzt auch eine Freundin.«
    »Aber deine Freundin sollte dich immer wahrnehmen, Alda«, sagte Rowdy.
    »Du nimmst mich doch manchmal auch nicht wahr«, sagte ich.
    »Echt?«, sagte Rowdy. »Das ist aber was anders. Ich bin ein Genie. Genies müssen zerstreut sein.«
    »Ciao, Mann!«
    »Tschüss!«
    Ich spähte noch hinter die Ecke, aber Anna mit ihrer Mädchentraube war schon längst weg. Keins von den anderen Mädels hatte ich gekannt. Hmm … komisch, dass Anna an mir vorbeiläuft und mich nicht mal grüßt. Dass sie mich nicht bemerkt hatte, wollte ich nicht so richtig glauben. Hier im Mädcheninternat wurde ich doch sonst von jeder bemerkt. Hier liefen ja Jungs nicht gerade scharenweise rum. Anna… ich wurde wieder kribblig. Annas Einwilligung, meine Freundin zu spielen, war an mir nicht spurlos vorbeigegangen. Auch wenn es sich wohl um eine komisch softige Art von Kiste handelte. Früher hatte so was ›platonisch‹ geheißen, oder? Egal! Kiste ist Kiste! Meine erste Freundin! Wow! Und gepoppt hatte sie auch schon. Ganz schön

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