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Krumme Gurken

Krumme Gurken

Titel: Krumme Gurken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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was spielen«, lallte Katja jetzt schon ziemlich voll.
    »Ich könnte aus meinem Zimmer Die Siedler von Catan holen«, sagte ich. Die Mädchen guckten mich an, als wollte ich Eichhörnchen schießen gehen. Ihre Augen glänzten trüb.
    » Die Siedler von Catan ?«, fragte Emma. »Spinnst du?«
    »Wir können Zieh-Dich-aus-Poker spielen«, sagte Katja.
    »Ja!« Vor lauter Begeisterung klatschte Mia die Hände zusammen.
    »Applaus ist eines der wenigen Dinge, die heute noch mit der Hand gemacht werden«, lallte Katja, die kleine Hippie-Philosophin, einen Spruch runter. Der Spruchautor wollte mir nicht einfallen, obwohl ich ihn irgendwie aus dem Netz kannte. Dieser Scheißwhiskey löste langsam meine Festplatte auf. Klar kannte ich aber als Sechzehnjähriger noch eine andere Sache, die mit der Hand gemacht wurde, he, he … Katja hob ihren Zeigefinger hoch. »Der Spruch ist von … ihr Dumpfbacken … der Spruch ist von … eeh, scheißegal!«

    »Poker ist mir zu langsam«, sagte Emma. Auch sie war dank des Whiskeys im Bann einer kleinen Bewusstseinserweiterung, genau wie ihre drei Freundinnen.
    »Wir spielen Flaschendrehen«, sagte Emma und hob die leere Whiskeyflasche hoch. »Aber ohne blöde Aufgaben! Aufgaben hab ich in der Schule genug! Auf wen die Flasche zeigt, der zieht was aus, und fertig!«
    Manneh! War heute Nikolaus, oder was? Gleich würde ich hier vier nackte Mädchen live präsentiert bekommen. Männer zettelten Kriege an, um so was zu erleben, und ich wurde ohne zu fragen mitten in die Peepshow gesetzt. Zum Glück war der böse Schnaps alle, die Mädchen hatten schon was gebechert, bevor ich kam, und wir konnten uns vernünftigen Sachen widmen. »Ich koche Kaffee«, sagte Mia und steuerte die Kaffeemaschine an. Wie ein Matrose, der auf der stürmischen See das herrenlose Ruder erreichen will. Plötzlich kam sie mir ganz süß vor, wie sie am Tisch mit der Kaffeemaschine hantierte. Sie trällerte dabei leise One of Us von Joan Osborne:
     
    »If God had a name what would it be?
And would you call it to his face?
If you were faced with Him in all His glory
What would you ask if you had just one question?«
     
    Ihr welliges rotes Prachthaaar passte zu ihr wie ein gotischer Rahmen zum Bild der Madonna. Nur mit Mühe riss ich meinen Blick weg von Mia. Wohl hat mich der Whiskey auf falsche Bahnen geführt. Ich war doch hinter anderen Bräuten her.
    »Muss schnell pieseln«, sagte ich. Für das Flaschendrehen war gute Vorbereitung angesagt. Bald würden sich vor
mir nackte Mädchen produzieren. Wollte hier nicht die Feuerwehr spielen. Wusste ja, dass der Wasserdruck den Schlauch steif werden lässt und in die Höhe treibt. Mit der Spritzpistole unterm Kinn konntest du aber nicht den cremigen Dresdner Burschen abziehen, bei dem eine nackte Frau bloß spirituelle Gefühle weckte. Nur eine Jungfrau wie ich konnte beim Anblick nackter Frauen einen Ständer kriegen, oder? Da hatte ich Erfahrung genug: Aus dem Internet. Einem erfahrenen Stecher im Web musste ’ne nackte Frau die Gurke eine halbe Stunde lang schälen, bevor er sie hochkriegte.
    »Am Ende des Ganges ist ein Klo«, sagte Anna. »Pass auf, dass dich keins der Mädchen aus den Nachbarzimmern sieht.«
    »Ich bin unsichtbar«, sagte ich cremig.
    »Das ist egal!«, sagte Emma. »Wenn ein Unsichtbarer einen sichtbaren Strahl in die Schüssel schifft, ist es auch verdächtig.«
    »Danach drehen wir aber die Flasche«, sagte Katja
    Klar lief ich nicht aufs Mädchenklo. Das war mir zu riskant. Ich hatte ja auch in meinem Zimmer ein Häuschen. In ein paar Minuten flitzte ich bei den Mädchen wieder rein. Und wieder der Lichtsturm gegen die Dunkelheit, die noch in meinen Augen hing. Zuerst hörte ich nur Gekicher, »hi, hi, hi«, ganz anders als die ernste Stimmung, die hier vorhin angesichts des anzubrechenden Flaschendrehens herrschte. Hatte ich doch eine falsche Tür erwischt? Auch jetzt zum Glück nicht: Am Tisch hockten Anna, Katja, Emma und Mia, jede eine Tasse Kaffee in der Hand. Gleich wurde mir auch klar, warum die Mädels so blöd gekichert hatten. Das waren nicht Anna, Katja, Emma und Mia von vorhin. Das waren vier vermummte Abenteuerinnen
auf dem Weg zum Nordpol: Winterjacken! Mützen! Handschuhe! Und das im Sommer! Jede hatte mindestens drei Hosen an und einen Rock drüber. Mia trug über der Hose ein Blumensommerkleid und oben einige Jacken.
    »Was soll das?«, fragte ich.
    »Wir drehen die Flasche, Bennie«, sagte Emma. »Hock dich

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