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Krumme Gurken

Krumme Gurken

Titel: Krumme Gurken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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diesmal ließ sich Mia nicht aus der Ruhe bringen. »Meine Tante besucht mich«, sagte sie. »Sie hat in der Nähe was zu tun. Hat mich zum Abendessen eingeladen.«

    »Benn will auch nicht mitkommen«, sagte Emma. »Feigling!«
    »Eeeh … ich hab was anderes vor«, sagte ich. Dass ich nicht wie ’n Elefant im Porzellanladen tanzte, sondern wie ’ne wilde Sau auf Kastanien, wollte ich nicht verraten.
    »Spielverderber!«, sagte Emma.
    »Kommst du jetzt zu uns, oder nicht?«, fragte Katja.
    »Unten sitzt doch jemand an der Pforte«, sagte ich. »Da komme ich so spät am Abend nicht vorbei.«
    »Haste Angst, oder?«, fragte Emma.
    »Er traut sich nicht«, sagte Anna.
    »Was habt ihr ständig?« Das war Mia.
    »Bist du so wenig kreativ?«, fragte Katja in meine Richtung.
    »Mein zweiter Name ist die Kreativität«, sagte ich. »Wartet!« Ich joggte nach unten. Mir war ein Gedanke gekommen: Die Eisentür – der Eiserne Vorhang! Was, wenn man ihn doch irgendwie knacken konnte … Im Kellergang unter der Treppe war doch ein Wandkasten mit Schlüsseln. Meine Eltern hockten im Wohnzimmer und glotzten. Mit zwei Händen voll Schlüsseln hüpfte ich wieder die Treppe hinauf und probierte mein Glück. Schon der vierte passte. Zum Glück musste ich nicht die schwere Eisentür eintreten, so männlich wie ich mich fühlte. Mann! Vier Mädchen haben mich zu einer Party in ihr privates Kämmerchen eingeladen. Was, wenn dort heute ein Gruppensex-Kränzchen abgehen würde, he? Bennie und die vier… uff, besser schreibe ich hier gar nicht, was ich mir da alles vorgestellt habe. Die Datei könnte doch mal jemand in die Hand bekommen …
    Ich brachte die restlichen Schlüssel in den Kasten und lief zurück. Wieder mal machte ich eine Tür ein kleines bisschen
auf, diesmal die geheimnisvolle Eisentür, und spähte hinaus: Ein leerer dunkler Gang mit einigen Holztüren. Nach links lief die Steintreppe runter. Von unten kam etwas Licht. Zweiter Stock. Zwischen uns und der Pforte im Erdgeschoss lag also noch eine Berliner Mauer aus ungezügelten Mädchen. Stille. Die Türen der Mädchenzimmer schienen aus massivem Holz gezimmert zu sein. Trotzdem war Vorsicht angesagt. Die Tür »meiner« Mädchen musste die erste rechts sein. Schnell rein, bevor ein Mädchen aus einem anderen Zimmer schiffen gehen wollte und mich hier im Dunkeln erwischte: Alarm im Mädcheninternat! Zur Sicherheit legte ich aber vorher mein Öhrchen an die Holztür. In dem Moment ging die Tür auf. Ich stolperte ins Zimmer hinein, betete aber heftig, dass es die richtige Tür war.
    Zuerst nahm ich nur das grelle Licht der Birne wahr. Hatte mich ein Weilchen im Dunkeln getummelt.
    »Der Typ ist echt krass«, sagte Emma. »Er hat’s geschafft!«
    Langsam schälten sich die Mädchen aus dem Licht wie Elfenprinzessinnen.
    »Wie bist du reingekommen?«, fragte Mia mit offenem Mund.
    »Kann mich unsichtbar machen«, sagte ich.
    »Voll!«, sagte Mia.
    »Das ist doch unmöglich!«, sagte Anna. Menschenskinder! Hatte ich sie beeindruckt? Alles ist möglich, Prinzessin! Man muss nur wollen. Unauffällig steckte ich den Gangschlüssel in die Tasche.
    »Vielleicht ist er durch die Tür am Ende des Gangs gekommen«, sagte Katja. »Das wahre Geheimnis der Welt liegt im Sichtbaren, nicht im Unsichtbaren.«
    »Oscar Wilde!«, sagte ich und hatte’s sogar richtig ausgesprochen. Katja guckte mich an, als hätte ich die Nudelwalze
erfunden. Tja, hatte halt eine fette Zitatensammlung in meine graue Masse reingeknetet. Was Zitate anging, konnte ich im Mädcheninternat jetzt selbst den Herrn Google spielen.
    »Die kann man gar nicht aufmachen«, sagte Mia und glotzte mich weiter mit ihren riesigen Augen an. Bei so viel Bewunderung hatte ich Lust, mir gleich meinen Scheich-Turban anzuziehen. »Die war noch nie auf, seit ich da bin«, fügte Mia hinzu.
    »Ich hatte am Sonntag Geburtstag«, sagte Katja und reichte mir ein etwas gefülltes Wasserglas. Auf dem Tisch in der Mitte des Zimmers stand eine angefangene Bloody Mary. Boah! Die Mädels waren hart im Nehmen. Whiskey? Illegale Drogen im Mädcheninternat?
    »Alles Gute!«, sagte ich und kippte das scharfe Zeug runter. »Dürfen Jugendliche überhaupt Alkohol trinken?«, fragte ich.
    »Der Typ ist echt witzig«, sagte Emma.
    »Mein Papa sagt, dass Alkohol impotent macht«, sagte Anna.
    »Nur die Jungs!«, sagte Emma. »Kipp das Zeug runter, Bennie!«
    Die Mädchen hoben ihre Gläser und prosteten Katja zu: »Auf dich!« Wohl war ich mit

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