Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krumme Gurken

Krumme Gurken

Titel: Krumme Gurken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
Silbermond pur! Blöd genug, um in die Charts zu kommen. Krasser Reim, oder? Na ja, schon nach dem Motto, reim dich oder stirb, aber als Dichter musst du ja auch Mut zum Neuen zeigen. Am Ende kam aber ein ganz anderer poetischer Text raus, der so losging:
     
    Die Kerzen
     
    Im Schein der krass geraden Kerzen
Schmelzen wir wie unsre Herzen
     
    Den Rest kann ich nicht mehr hinschreiben, jetzt schäme ich mich plötzlich dafür, obwohl ich den Song zuerst super fand. Erst viel später, als sich Mia über den Song lustig
machte, fiel mir auch die unfreiwillig komische Wortwahl auf: Krumme Gurken singen über gerade Kerzen .
     
    Zum Glück musste ich den Schwachsinn nicht selbst performen. Herzen, Kerzen, schmelzen! War echt stolz auf mich, dass ich die Schmerzen ausgelassen habe. Trotzdem voll der Kitsch! Da würde Clara nicht nein sagen können. Ich schickte das Ding per Bluetooth auf mein Handy und hüpfte nach unten. Meine Eltern waren schon auf Arbeit. Meine Mutter hat einen Halbtagsjob in einer Kantine, mein Vater half wohl, sein Haus zu sprengen. Die Erwachsenen haben halt so Routinen. Clara guckte sich im Wohnzimmer die DVD Einer flog übers Kuckucknest an. Meine große Schwester ist im 20. Jahrhundert stecken geblieben. Voll auf Retro!
    »Hör dir besser etwas Avantgarde an!«, sagte ich und ließ Rowdys Song am Handy abrollen.
    »Nett«, sagte Clara.
    »Nett? Mann! Das ist der krass geile Song überhaupt!«
    »Leider ohne Worte«, sagte Clara. »Ich hab’s nicht so mit Instrumentalmusik.«
    »Die singst du auf!«
    »Was?«
    »Die Worte!«
    »Spinnst du?«
    »Willst du nicht berühmt werden?« Ich schmierte Clara ein Brot mit Philadelphia und Honig und hatte sie schon bald so weit. Wenn du Clara Honig ums Maul schmierst, kann sie nicht nein sagen. Clara ist nach unserer Mutter geraten.
    »Was wird Kevin dazu sagen?«, fragte Clara.
    Das war ein Problem – zugegeben. Claras Freund Kevin
ist das Letzte – er arbeitet als Berater in einer Bank – echt!, voll der Kotzbrocken. Keine Ahnung, was Clara in Kevin sieht. Mein Vater mag ihn auch nicht besonders. Kevin gibt ihm Aktien-Tipps. Blöd nur, dass Vati kein Geld hat, um Aktien zu kaufen. So wie das Internet sind Aktien für unseren Vati Scheißdreck. Trotzdem führt sich Kevin bei uns zu Hause auf, als ob er und seine Bank die Aktienmehrheit unserer Familie übernommen hätten.
    »Gewien!«, sagt dann Vater zu Kevin.
    »Ja!«
    »’sch habb in dor Zeidung geläsn, dass deine Bang blaide is. Soll’sch dor bor Bieb’m lein?« Bieb’m sind bei Vati Piepen, also Geld, klar?
    »Meine Bank ist nicht pleite!«, regt sich Kevin auf. Er versteht keine Witze. Nicht mal seine eigenen. Ich glaub aber nicht, dass mein Vater ihm wirklich Geld leihen würde.
    »Du musst es ihm doch gar nicht sagen!«, schlug ich Clara vor. »Wir nehmen den Song auf, posten den bei Facebook und YouTube, und wenn wir damit berühmt sind, kannst du dir immer noch überlegen, wie du’s ihm sagst. Oder ob du dir ’nen besseren Lover suchst!«
    »Hör auf mit dem Blödsinn!«
    Ich zeigte ihr meinen Kerzentext.
    »Ach!«, sagte Clara. »Wunderschön! Wusste nicht, Bennie, das du auch so gefühlvoll sein kannst.« Sie tätschelte mich am Kopf wie ’nen Dackel. Meine Backen liefen wahrscheinlich himbeermarmelademäßig an. Aber da musste ich durch. Ich konnte Clara jetzt nicht anmachen. Ließ mich also tätscheln und schnurrte wie ein Kater. Hmm … Trotzdem schämte ich mich bis in den Boden dabei. Vielleicht sollte ich den Text verbrennen und etwas weniger Heftiges dichten, etwas Anständiges, etwas mit Schwanztänzen.
(Hier wusste ich noch nichts davon, dass mich das Schwanztanzen mal krass erwischen würde!) Nicht mit Kerzen und Herzen.
    »Der Text ist echt schön«, sagte Clara. »Aber ich weiß nicht…« Sie runzelte die Stirn. »Wie … wie heißt eure Band?«
    » Krumme Gurken !«, sagte ich. Tja! Jetzt war die Sau raus. Für eine Band mit einem solchen Namen würde Clara nie singen.
    »Super Name!«, sagte Clara und seufzte. »Okay. Ich mach mit.«
    Ich gab ihr den Text.
     

     
    Gleich nach dem Mittagessen fuhr ich mein Notebook wieder hoch. Die ziemlich aufdringliche Sonne lachte die ganze Welt herbei. Ich machte die Jalousien zu. Gleich war’s bei Facebook gemütlicher.
     
    NEUIGKEITEN
    Saskia Schön: Kopier diesen Text an deine Pinnwand, wenn du jemanden kennst oder wenn du von jemandem gehört hast, der jemanden kennt. Wenn du niemanden kennst, oder von jemandem

Weitere Kostenlose Bücher