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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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erpressen. Wozu
    brauchst du eigentlich das Geld – Würfelspiel oder
    Pferdewetten?«
    »Würfel dreschen drüben hinter Tony Giorellis
    Werkstatt, und mir ist heiß, also schieb endlich ab
    und laß mich das Moos verdienen, damit ich
    losmachen kann«, zischelte er aus dem Mundwinkel.
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    »Geht klar, sag mir nur, wer der Mann war.«
    »Ich kenne ihn nicht. Er heißt Chuckie, is’ alles,
    was ich weiß. Wir haben eine Nacht zusammen in
    einer Zelle in Indianola, Mississippi, verbracht, vor
    ungefähr vier Jahren. Ich glaube, sie haben ihn da
    erwischt, als er im chinesischen Lebensmittelgeschäft
    Falschgeld in Umlauf gebracht hat. Die große Niete
    flennte die ganze Nacht. Ich hab’ kein Auge
    zugekriegt.«
    »Warum ist er weggelaufen, als er dich gesehen
    hat?«
    »Teufel, ich weiß nicht, Hollis.«
    »Das kannst du deinem Teufel erzählen. Willst du
    mich für dumm verkaufen? Ist er ein Fälscher? Mit
    welcher Masche arbeitet er?«
    »Sag ich doch, ich weiß es nicht!«
    »Wie heißt er mit Nachnamen?«
    »Ich schwör’s, ich weiß es nicht. Ich hab’ ihn
    einfach Schnucki genannt.« Bei der Erinnerung
    kicherte er.
    »Woher kommt er?«
    »East Texas, glaube ich. Vielleicht Beaumont oder
    die Gegend.«
    »Ist das alles, was du weißt?«
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    »Ich schwör’s, Hollis. Seit Indianola hab’ ich den
    Mann nicht wiedergesehen, bis er vor zwei Minuten
    hier auf dem Bürgersteig angerollt kam.«
    Ich warf einen Dollarschein in seinen Napf, stieg
    wieder ins Auto und umkreiste ein paar Blocks auf
    der Suche nach Chuckie, aber er war verschwunden.
    Es war bereits dunkel, als ich neben dem Haus am
    Bordstein hielt und Charlottes Akten aus dem
    Kofferraum nahm. Schon auf der Straße war laute
    Musik zu hören, und als ich das Haus betrat, erscholl
    rhythmisches Gepolter und dröhnendes Gelächter
    aus der Wohnung über mir. Ich schleppte mich die
    Treppe hoch und schlurfte in Parks Wohnzimmer. Er
    tanzte mit Charlotte.
    »Jetzt Schritt… Schritt… da… da… fünf… sechs…
    Haltung…«, sagte Park laut, Charlottes Taille
    umklammernd.
    Es sah aus wie eine Kreuzung zwischen
    Apachentanz, Rumba und Ringkampf. Ich schnaubte
    verächtlich, stiefelte zum Radio und drehte am
    Knopf. Sie blickten mich verblüfft an.
    »Ich bringe ihr den Posin’ bei. Das ist der letzte
    Schrei in New York und wird wahrscheinlich mehr
    einschlagen als der Big Apple.«
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    »Dann macht um Himmels willen bloß weiter und
    laßt euch von mir bei etwas so Wichtigem nicht
    stören«, grollte ich. Sie sahen einander an und
    kicherten hysterisch, offensichtlich hatten sie schon
    tief ins Glas geschaut. Anice hüpfte bellend auf den
    Hinterbeinen herum. Die ganze Szene war abstoßend
    und widerte mich an. Sogar meine eigene Hündin
    hatte anscheinend den Verstand verloren. Ich hatte
    geglaubt, wenn irgendwer einen klaren Kopf
    behalten konnte, dann Anice, aber nein, sie führte
    sich genauso auf wie der Rest der Bande. Fehlte nur
    noch, daß sie zum Frühstück keinen Ingwerkeks,
    sondern einen Knochen verlangte.
    »Ich glaube es einfach nicht. Ich ziehe los, breche
    in Häuser ein und versuche, einen Mord aufzuklären,
    während ihr euch vollaufen laßt und in Ginger und
    Fred verwandelt.«
    »Du glaubst doch nicht, daß wir das zum
    Vergnügen tun?« kreischte Park, was die anderen in
    schrille Lachsalven ausbrechen ließ. Sogar meine
    eigene Hündin.
    »Auch du, Brutus? Von dir hatte ich mehr
    erwartet«, sagte ich streng zu Anice.
    Sie
    bellte
    begeistert
    und
    ließ
    ihren
    Stummelschwanz rotieren wie einen elektrischen
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    Schneebesen. Ihre Ohren standen waagerecht ab wie
    kleine, graue, struppige Flugzeugtragflächen.
    Charlotte durchquerte das Zimmer und warf sich
    in den elfenbeinfarbenen Ohrensessel. »Wir haben
    einfach gedacht, es wäre zweitklassig und ordinär,
    der Panik nachzugeben und wild schreiend durchs
    Haus zu laufen. Oder in idiotische, sinnlose
    Heulkrämpfe
    auszubrechen«,
    erklärte
    sie
    tiefschürfend.
    »Das stimmt«, betonte Park. »Wir haben nur
    versucht, das Beste aus einer schlechten Situation zu
    machen, statt Trübsal blasend und sorgengedrückt
    herumzusitzen.«
    »Aha!«
    Das ließ sie wieder in Gegacker ausbrechen.
    »Ich weiß gar nicht, was du hast«, sagte Park.
    »Schließlich kannst du weg und deinen Spaß haben,
    während wir hier im Haus bleiben müssen und in der
    Falle sitzen wie Ratten im Gully.« Er wanderte im
    Zimmer umher und knipste weitere Lampen an.
    Ich überhörte das, weil es so

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