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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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ruhig Blut, kleines Fräulein, ich hab’
    Sie nur auf die Schippe genommen und eine Schau
    für die Jungs da drinnen abgezogen. Das erwarten
    die sozusagen von mir. Gehen wir was trinken und
    einen Happen essen.«
    Ein langer, dunkelgrüner Bentley mit schwarzen
    Kotflügeln fuhr vor. Der Chauffeur stieg aus und
    hielt uns die Tür auf, und wir krabbelten auf den
    Rücksitz. Der Wagen hatte keinen Motor – er wurde
    von flatternden Engelsflügeln angetrieben. Willson
    tippte auf einen Chromknopf in einer hölzernen
    Seitenverkleidung, und eine Tür sprang auf und gab
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    den Blick auf ein paar Flaschen frei, die nach echtem
    Stoff aussahen. Er nahm die, auf der Bourbon stand,
    und goß etwas in die beiden Kristallgläser, die er aus
    demselben Fach gezogen hatte. Ein kleiner silberner
    Eiskübel mit silbernem Sodasiphon stand auf einem
    niedrigen Walnußholztischchen, das aus der Lehne
    des Vordersitzes geklappt war. Ich warf etwas
    zerstoßenes Eis in mein Glas und spritzte aus purer
    Höflichkeit ein bißchen Soda dazu.
    »Gurgeln Sie’s runter«, sagte er und deutete auf
    das Glas.
    Ich pichelte genüßlich.
    »Na, wie finden Sie den?« fragte er.
    »Besser als Katzenpisse, nicht so weich wie
    Möbelpolitur«, sagte ich kennerhaft und leckte mir
    die Lippen.
    Er verschluckte sich an seinem Drink, spuckte dem
    Chauffeur Bourbon auf den Hinterkopf und schlug
    sich grölend auf die Schenkel. »Der Witz ist gut. Ha
    ha! Hier, nehmen Sie noch einen.« Dann zum
    Chauffeur: »Fahr um den Park, Cleotis.«
    Wir schwebten bourbonnippend über die Main
    Street. Willson lächelte und winkte den Leuten auf
    den Gehwegen zu, immer auf Stimmenfang,
    während wir dahinflogen. Die Gebäude wurden
    kleiner, je weiter wir nach Süden kamen, bis ein- oder
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    zweigeschossige Backsteinhäuser mit kleinen,
    dekorativen,
    weißen
    Stuckverzierungen
    und
    Türmchen überwogen. Als wir schließlich am
    Warwick Hotel, dem Museum of Fine Arts und dem
    Eingang zum Hermann Park vorbeifuhren,
    durchströmte mich ein warmes, wohliges Glühen,
    und ich hegte beinah freundliche Gefühle für den
    alten Halunken neben mir.
    Er hatte den größten Teil der Fahrt damit
    verbracht, darauf herumzureiten, was er alles tun
    wollte, wenn er in den Senat gewählt würde.
    Steuersenkungen, bessere öffentliche Dienste – das
    übliche Gewäsch. Nach einer Weile ging er dazu
    über, die Weiblichkeit der Südstaaten müsse
    geschützt werden, weil sie eine zarte Blume sei, dann
    fuhr er fort, daß alle Frauen in der Küche bleiben
    sollten, ohne Wahlrecht. Noch bevor wir zu der
    großen Reiterstatue von Sam Houston kamen, hatte
    ich das Glühen und die freundlichen Gefühle
    vergessen.
    »So. Kann’s nu’ losgehen zum Mittagessen, mein
    Fräulein?« Er drückte mir leutselig das Knie.
    Ich kicherte und verpaßte ihm statt einer Antwort
    einen spielerischen Stoß, der ihn gegen das Scharnier
    des Klappverdecks knallen ließ. Sein Kopf machte ein
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    Geräusch, als wäre ein Brett in zwei Teile zerbrochen,
    und Tränen schossen ihm in die Augen.
    »Sie spielen rücksichtslos, kleines Fräulein«, sagte
    er und rieb sich den Kopf mit Eis aus dem silbernen
    Kübel.
    »Wenn Sie mir noch einmal die Hand aufs Knie
    legen, zeige ich Ihnen, wie rücksichtslos ich sein
    kann.« Ich lächelte liebenswürdig und schlug ihm auf
    die Schulter. Er rutschte hastig ans Fenster, um aus
    meiner Reichweite zu kommen.
    »Bring uns zum Petroleum Club, Cleotis«, befahl
    er, dann ließ er eine Schmährede vom Stapel über die
    Sünden von Schwester Jasmine und den Jesus People.
    Nachdem er eine Zeitlang geschwafelt hatte,
    unterbrach ich ihn. »Und warum erzählen Sie mir
    das?«
    »Na ja, ich hab’ gehört, Sie stellen
    Nachforschungen über Schwester Jasmine an. Sie
    sind eine bekannte Kriminalreporterin hier in
    Houston. Ich denke mir, wenn Sie an Schwester
    Jasmine interessiert sind, ist es etwas Großes, sonst
    würden Sie Ihre Zeit nicht damit verschwenden. Ich
    will wissen, was Sie recherchieren. Die Wähler
    werden es zu schätzen wissen. Eine Hand wäscht die
    andere.«
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    Wir grinsten einander verschlagen an, wie zwei
    Sumo-Ringer, die Pistolen in ihren Windeln versteckt
    hatten, bevor sie in den Ring stiegen.
    »Wie in aller Welt kommen Sie darauf, daß ich
    Nachforschungen über Schwester Jasmine anstelle?«
    »Ach, kommen Sie, Miss Carpenter. Ich habe
    überall in der Stadt meine Quellen. Unterschätzen Sie
    mich nicht, und denken Sie bloß nicht, ich

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