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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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auf
    und rief in Vizesheriff Smileys Büro an.
    »Hier ist Smiley«, meldete sich eine Stimme.
    »Hallo, Vizesheriff. Hier ist Hollis Carpenter. Ich
    nehme an, Sie haben gestern meine Nachricht
    erhalten. Möchten Sie sich dazu äußern?«
    Er schwieg sich aus. Ich konnte praktisch den
    Schweiß von seinem Frettchengesicht tropfen hören.
    »Sind Sie noch da, Vizesheriff Smiley?«
    »Äh, klar, ich bin noch da. Hören Sie, Miss
    Carpenter, ich weiß nicht, wo Sie Ihre Informationen
    her haben, jedenfalls irren Sie sich gründlich. Ich
    finde, wir sollten uns zu einem Schwätzchen treffen.«
    »Ich möchte wetten, daß Sie das finden. Wo sollen
    wir uns denn treffen? Auf einem einsamen Feldweg
    im Westen, draußen vor der Stadt? Ich finde das
    nicht«, ranzte ich ihn an.
    »Hören Sie. Viel… vielleicht können wir das ganze
    ausdiskutieren.« Seine Stimme war zittrig. Ich hatte
    gehört, daß Smiley schon zweimal Ärger bekommen
    und Sheriff Thomas Binford ihn gewarnt hatte, das
    dritte Mal wäre er weg vom Fenster. Ich hatte fast
    Mitleid mit ihm, als ich die Daumenschrauben anzog.
    »Na schön, Smiley. Ich habe jetzt keine Zeit, mit
    Ihnen zu schwatzen, aber ich rufe Sie in ein paar
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    Tagen an. Lassen Sie sich bis dahin schon mal ein
    paar schlaue Zitate für die Titelseite einfallen.«
    Sollte er einige Tage schmoren. Wahrscheinlich
    hatte er überhaupt nichts mit dem Stovall-
    Schlamassel zu tun, aber Korruption im Büro des
    Bezirkssheriffs war immer ein guter Lückenfüller für
    die Times.
    Nur aus Spaß an der Freude sagte ich: »Übrigens,
    Smiley, wenn Sie schon dabei sind, sich für mich
    Lügen über Ihre Verwicklung in Vetternwirtschaft
    und Schmiergeld auszudenken, könnten Sie vielleicht
    auch gleich etwas über Schwester Jasmine dichten.«
    Am anderen Ende der Leitung ertönte ein lautes
    Schnauben, dann herrschte eine geraume Weile
    Schweigen. Ich hatte einen Nerv getroffen.
    So laufen Ermittlungen. Zufall, purer Zufall. Du
    mußt nur lange genug im dunkeln herumstochern,
    und schließlich kommt irgendwas dabei heraus.
    »Wie sieht’s aus?« Ich setzte ihm härter zu. »Was
    zum Teufel haben Sie denn gedacht, Smiley? Haben
    Sie geglaubt, es könnte ewig so weitergehen, ohne
    daß es auffliegt?«
    Noch ein ausführliches Schweigen, dann sagte er:
    »Hören Sie, ich melde mich wieder bei Ihnen. Ich
    muß mit ein paar Leuten reden.«
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    »Aber klar doch, ich wette, daß Sie das tun«,
    bemerkte ich vielsagend und hängte ein. Einen
    Augenblick erlaubte ich mir, in dem süßen Gefühl der
    Macht zu schwelgen, einen Gesetzeshüter in der
    Hand zu haben. Das Gefühl hielt nicht lange an.
    Wem wollte ich etwas vormachen? Der Dreckskerl
    leitete wahrscheinlich genau in diesem Augenblick
    meine Beförderung ins Jenseits in die Wege.
    Ich trottete wieder nach oben, um mir Charlottes
    Akten noch einmal anzusehen. Da war es. Vizesheriff
    Smileys Bruder hatte einen Vertrag mit dem Bible
    Cyclorama – Schwester Jasmines Kirche – und erhielt
    über tausend Dollar im Monat für geleistete Dienste.
    Ich nahm W.W. Donnigans Akte zur Hand. Er bekam
    ebenfalls eine hohe Summe von der Kirche. Die
    Kirche hatte sich wohl darauf verlegt, Schokolade im
    Wert von Hunderten und Aberhunderten von Dollar
    im Monat an arme hungernde Menschen in der
    ganzen Welt zu verschicken. Ha ha!
    Ich legte die Mappen weg und sah Park an. »Ich
    denke, ihr beide solltet packen und nach Einbruch
    der Dunkelheit nach Galveston fahren. Ihr könnt euch
    dort in einer von Bobs Wohnungen verstecken.«
    »Warum?« fragte Charlotte ruhig.
    »Weil ich glaube, die Dienststelle des Sheriffs wird
    sich ganz plötzlich für mich interessieren.«
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    »Wir gehen nirgendwohin«, sagte Park im Tonfall
    elterlicher Autorität.
    Ich versuchte eine Weile, mit ihnen zu diskutieren,
    aber ebensogut hätte ich die Zeit dazu nutzen
    können, Zierdeckchen für Al Capones Zelle zu
    häkeln. Ich ging wieder runter, machte mein
    Nickerchen und wachte auf, als die Sonne vom
    Horizont fiel. Trotz des Nickerchens fühlte ich mich
    müde, deprimiert und klebrig, und mir war heiß. Ich
    ging in die Küche, machte Eistee und schluckte
    Aspirin, dann legte ich mich wieder hin und hörte
    Radio. Eine Männerstimme sang »I can’t get started«.
    »Meine Leitmelodie«, brummte ich und zwang
    mich aus dem Bett und unter die Dusche. Ich
    schlüpfte in weiße, tropenleichte Wollhosen, ein
    weißes Strickhemd und Halbschuhe. Ich sah aus wie
    Charlie Chan. Es war

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