Krumme Touren in Texas
auf
und rief in Vizesheriff Smileys Büro an.
»Hier ist Smiley«, meldete sich eine Stimme.
»Hallo, Vizesheriff. Hier ist Hollis Carpenter. Ich
nehme an, Sie haben gestern meine Nachricht
erhalten. Möchten Sie sich dazu äußern?«
Er schwieg sich aus. Ich konnte praktisch den
Schweiß von seinem Frettchengesicht tropfen hören.
»Sind Sie noch da, Vizesheriff Smiley?«
»Äh, klar, ich bin noch da. Hören Sie, Miss
Carpenter, ich weiß nicht, wo Sie Ihre Informationen
her haben, jedenfalls irren Sie sich gründlich. Ich
finde, wir sollten uns zu einem Schwätzchen treffen.«
»Ich möchte wetten, daß Sie das finden. Wo sollen
wir uns denn treffen? Auf einem einsamen Feldweg
im Westen, draußen vor der Stadt? Ich finde das
nicht«, ranzte ich ihn an.
»Hören Sie. Viel… vielleicht können wir das ganze
ausdiskutieren.« Seine Stimme war zittrig. Ich hatte
gehört, daß Smiley schon zweimal Ärger bekommen
und Sheriff Thomas Binford ihn gewarnt hatte, das
dritte Mal wäre er weg vom Fenster. Ich hatte fast
Mitleid mit ihm, als ich die Daumenschrauben anzog.
»Na schön, Smiley. Ich habe jetzt keine Zeit, mit
Ihnen zu schwatzen, aber ich rufe Sie in ein paar
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Tagen an. Lassen Sie sich bis dahin schon mal ein
paar schlaue Zitate für die Titelseite einfallen.«
Sollte er einige Tage schmoren. Wahrscheinlich
hatte er überhaupt nichts mit dem Stovall-
Schlamassel zu tun, aber Korruption im Büro des
Bezirkssheriffs war immer ein guter Lückenfüller für
die Times.
Nur aus Spaß an der Freude sagte ich: »Übrigens,
Smiley, wenn Sie schon dabei sind, sich für mich
Lügen über Ihre Verwicklung in Vetternwirtschaft
und Schmiergeld auszudenken, könnten Sie vielleicht
auch gleich etwas über Schwester Jasmine dichten.«
Am anderen Ende der Leitung ertönte ein lautes
Schnauben, dann herrschte eine geraume Weile
Schweigen. Ich hatte einen Nerv getroffen.
So laufen Ermittlungen. Zufall, purer Zufall. Du
mußt nur lange genug im dunkeln herumstochern,
und schließlich kommt irgendwas dabei heraus.
»Wie sieht’s aus?« Ich setzte ihm härter zu. »Was
zum Teufel haben Sie denn gedacht, Smiley? Haben
Sie geglaubt, es könnte ewig so weitergehen, ohne
daß es auffliegt?«
Noch ein ausführliches Schweigen, dann sagte er:
»Hören Sie, ich melde mich wieder bei Ihnen. Ich
muß mit ein paar Leuten reden.«
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»Aber klar doch, ich wette, daß Sie das tun«,
bemerkte ich vielsagend und hängte ein. Einen
Augenblick erlaubte ich mir, in dem süßen Gefühl der
Macht zu schwelgen, einen Gesetzeshüter in der
Hand zu haben. Das Gefühl hielt nicht lange an.
Wem wollte ich etwas vormachen? Der Dreckskerl
leitete wahrscheinlich genau in diesem Augenblick
meine Beförderung ins Jenseits in die Wege.
Ich trottete wieder nach oben, um mir Charlottes
Akten noch einmal anzusehen. Da war es. Vizesheriff
Smileys Bruder hatte einen Vertrag mit dem Bible
Cyclorama – Schwester Jasmines Kirche – und erhielt
über tausend Dollar im Monat für geleistete Dienste.
Ich nahm W.W. Donnigans Akte zur Hand. Er bekam
ebenfalls eine hohe Summe von der Kirche. Die
Kirche hatte sich wohl darauf verlegt, Schokolade im
Wert von Hunderten und Aberhunderten von Dollar
im Monat an arme hungernde Menschen in der
ganzen Welt zu verschicken. Ha ha!
Ich legte die Mappen weg und sah Park an. »Ich
denke, ihr beide solltet packen und nach Einbruch
der Dunkelheit nach Galveston fahren. Ihr könnt euch
dort in einer von Bobs Wohnungen verstecken.«
»Warum?« fragte Charlotte ruhig.
»Weil ich glaube, die Dienststelle des Sheriffs wird
sich ganz plötzlich für mich interessieren.«
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»Wir gehen nirgendwohin«, sagte Park im Tonfall
elterlicher Autorität.
Ich versuchte eine Weile, mit ihnen zu diskutieren,
aber ebensogut hätte ich die Zeit dazu nutzen
können, Zierdeckchen für Al Capones Zelle zu
häkeln. Ich ging wieder runter, machte mein
Nickerchen und wachte auf, als die Sonne vom
Horizont fiel. Trotz des Nickerchens fühlte ich mich
müde, deprimiert und klebrig, und mir war heiß. Ich
ging in die Küche, machte Eistee und schluckte
Aspirin, dann legte ich mich wieder hin und hörte
Radio. Eine Männerstimme sang »I can’t get started«.
»Meine Leitmelodie«, brummte ich und zwang
mich aus dem Bett und unter die Dusche. Ich
schlüpfte in weiße, tropenleichte Wollhosen, ein
weißes Strickhemd und Halbschuhe. Ich sah aus wie
Charlie Chan. Es war
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