Krumme Touren in Texas
hätte, sich
gegenüber seinem großen Staat, der ihm soviel
gegeben habe, erkenntlich zu zeigen. »Was Texas
mehr als alles andere braucht, sind rechtschaffene
Politiker«, sagte er und überging unbekümmert die
Ironie, daß er durch Erpressung in den Senat
kommen wollte.
Er würde einen guten Politiker abgeben, keine
Frage – er besaß nicht ein Fünkchen Integrität. Er
grinste die Leute im Speisesaal volkstümelnd an. Ich
wollte gerade meine Pekannußcremetorte à la mode
anstechen, als ich seine Hand auf meinem
Oberschenkel spürte. Ich langte schnell über den
Tisch und rammte ihm meine Dessertgabel in den
Arm. Er kreischte wie ein Gummireifen auf heißem
Asphalt. Jetzt war ich an der Reihe, die anderen
Gäste anzugrinsen.
Als ich mit Nachtisch und Kaffee fertig war, stand
ich auf und ging, obwohl er noch beim Essen war.
Überflüssig, gute Manieren an so einen
aufgeblasenen Schleimbeutel zu verschwenden.
Ich bummelte durch die Straßen der Innenstadt,
um mir das Mittagessen und den Bourbon
abzulaufen. Im Loews lief Stella Dallas, und ich
überlegte reinzugehen, nur um für zwei Stunden in
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der kühlen Luft zu sitzen, aber der Film sollte ein
Schmachtfetzen sein, und das war so ungefähr das
letzte, was ich gerade gebrauchen konnte. Außerdem
würde Anice sauer auf mich sein, wenn ich ohne sie
ins Kino ging. Meist schmuggelte ich sie in einer
großen braunen Papiertüte rein und erzählte den
Platzanweiserinnen, daß ich mir mein Popcorn
mitgebracht hätte. Wir wurden nur einmal erwischt,
als sie sich vergaß und Tyrone Power in Café
Metropole verbellte.
Ich blieb stehen und redete mit ein paar
Zeitungsjungs,
dann
ging
ich
in
ein
Spirituosengeschäft, um ein Fläschchen für das
Handschuhfach zu besorgen.
Ich vermißte Lily, aber zum ersten Mal seit ihrer
Abreise war ich froh, daß sie in Frankreich war. Ich
wollte klar Schiff mit dem ganzen Chaos machen,
bevor sie nach Hause kam, und ich brauchte Zeit,
etwas gegen Clancey Willson in die Hand zu
bekommen, das wirkungsvoller war als das, was er
über uns wußte.
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5
Park und Charlotte saßen mitleiderregend vor einem
Riesenkorb und enthülsten Wachsbohnen, die Miss
Mag dagelassen hatte.
»Na, wie geht’s Ginger und Fred an diesem
herrlich heißen Sommertag?« lachte ich.
»Ginger und Fred zählen die Minuten bis zur
Cocktailstunde«, sagte Charlotte bitter. »Es ist hart,
auf der Flucht zu sein. Jetzt verstehe ich, warum
diese Gangster aus ihren Löchern gekrochen sind, um
noch mehr Banken zu überfallen. Ich habe mich
immer gefragt, warum Dillinger nicht einfach
aufgehört hat, als er es geschafft hatte.«
»Langeweile«, stimmte Park zu. »Miss Mag ist die
einzige, die ihren Spaß hat. Sie sitzt gerade mit einem
Fernglas an ihrem Wohnzimmerfenster und amüsiert
sich köstlich.«
»Ich dachte, sie wäre hier«, sagte ich und nahm
eine Bohne zum Enthülsen.
»Sie war hier. Mrs. Frazier hat ihr nicht erlaubt,
Bohnen im Wohnzimmer auszupulen, weil es eine
Schweinerei auf dem Fußboden anrichten würde. Als
es also Zeit für Mrs. Fraziers Lieblingsradiosendung
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war, stürzte Miss Mag wieder nach Hause, um Staub
zu saugen.«
»Heiliger Strohsack! Ich muß ein paar
Telefongespräche führen. Bis später«, sagte ich und
sammelte Anice ein.
Ich machte die Fensterläden zu, legte mich aufs
Bett und fragte mich, was zum Teufel ich als nächstes
tun sollte. Genaugenommen hatte ich eigentlich keine
große Wahl – außer weiterhin im dunkeln zu tappen,
bis ich Licht sah.
Auf der Straße kursierte die Nachricht, daß ich
nach Chuckie suchte, aber bis jetzt hatte ich noch
keine Information bekommen. Ich hatte versucht, mit
der Witwe Stovall zu reden, die anscheinend einen
Sprung in der Schüssel hatte. Cecil war noch immer
bewußtlos, also konnte ich ihn nicht ausquetschen. Es
war möglich, daß Chuckie und Cecil nicht das
geringste mit Stovall zu tun gehabt hatten, aber das
glaubte ich nun wirklich nicht. Chuckie war auf dem
Weg zu Stovalls Praxis, als ich ihn das erste Mal sah.
Woher hatte er gewußt, daß Stovall nicht dort war?
Zu der Zeit hatte noch nichts über Stovalls Tod in der
Zeitung gestanden. Wahrscheinlich hatte er etwas
gesucht, genau wie ich. Nur daß er vielleicht wußte,
wonach er suchte – im Gegensatz zu mir. Ich kam
überhaupt nicht weiter.
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Was hatte ich sonst noch? Strenggenommen
nichts. Bis auf Charlottes Akten. Ich setzte mich
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