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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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durchtoste mich eine Woge von Übelkeit
    wie ein heißer Wüstenwind.
    »Wenn wir erwischt werden, kriegen wir
    Starkstrom«, sagte der eine.
    »Ach Quatsch, Dub. Wer soll uns denn
    erwischen?« antwortete der Fahrer trocken. »Wovor
    zum Teufel hast du solche Angst? Der Boss hat
    gesagt, bringt sie um die Ecke, also bringen wir sie
    um die Ecke. Wir haben reichlich Protektion.«
    Meine Intuition machte heute nacht Überstunden –
    sie sagte mir, daß er nicht davon sprach, mich zur
    nächsten Eckkneipe zu fahren. Ich entschied, daß sie
    sich geirrt und die falsche Person entführt hatten. Es
    war nichts weiter als eine Verwechslung. Ich
    brauchte mich nur hinzusetzen und ihnen zu
    erklären, wer ich war, dann würden wir uns darüber
    kaputtlachen, und sie würden sich entschuldigen und
    mich zu meinem Wagen bringen.
    »Weißt du was, Earl. Sie ist eine Reporterin«, sagte
    der namens Dub nervös. Soviel also zur
    Verwechslungstheorie. Er fuhr fort: »Wer Reporter
    umlegt, kriegt Ärger. Selbst die großen Banden oben
    im Osten legen keine Reporter um. Ich hab’ gehört,
    sie hatten ein großes Treffen und haben sich geeinigt,
    keine Reporter oder Politiker umzulegen.«
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    »Na also, dann müssen wir uns doch keine Sorgen
    machen, du Blödmann. Wir sind keine große Bande
    im Osten. Wir sind nur zwei alte Texas-Jungs, die
    tun, was man ihnen gesagt hat. Und wir werden es
    tun. Hör auf, dich wie ‘n Weichei aufzuführen.«
    »Aber weißt du was, Earl? Ein Haufen Leute
    mögen sie. Wichtige Leute.«
    Ich fragte mich, wer das sein sollte.
    »Ja klar, na und, ein paar andere wichtige Leute
    mögen sie nicht«, betonte Earl, womit er
    ärgerlicherweise den Nagel auf den Kopf traf.
    Ich tastete auf dem Boden herum und suchte nach
    einer Waffe – irgendwas, das ich benutzen konnte,
    um mich zu verteidigen. Meine Hand berührte etwas
    Rundes, Hartes – ein Gummischlauch. Ich verfolgte
    ihn der Länge nach und stellte fest, daß er an der
    Tülle eines runden Blechkanisters befestigt war. Ich
    kippte den Kanister zu mir und schnupperte –
    Benzin. Hoffentlich würden sie mich nicht mit Sprit
    überschütten und in eine menschliche Lucky Strike
    verwandeln.
    Vor Angst und Schmerzen in kaltem Schweiß
    gebadet, zog ich vorsichtig den Schlauch von der
    Tülle und versuchte mir vorzustellen, wohin wir
    fuhren. Der Schlauch rutschte endlich von der Tülle,
    und ich legte ihn sachte auf den Boden. Er war
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    ungefähr einen Meter lang. Leise schüttelte ich den
    Kanister. Etwas Benzin war noch drin, aber nicht viel.
    Ich schraubte den Verschluß ab.
    Der Wagen nahm eine scharfe Rechtskurve. Es gab
    zwei solcher Kurven in Montrose, die mir einfielen.
    Eine in der Westheimer Road am Tower Theater, und
    eine im Shepherd Drive in der Nähe der West Gray
    Street. Aber die Kurve der Westheimer ging nach
    links. Das bedeutete, wir fuhren Richtung Buffalo
    Bayou. Ob sie mich zu dem Haus in der Fourteenth
    Street brachten, wo Schlangenauge vorhin Chuckie
    ermordet hatte? Vielleicht hingen diese Leute mit
    Schwester Jasmine zusammen, das war einleuchtend.
    Sie hatte mich zu ihrem Haus gelockt, damit mir
    jemand eins über den Schädel braten, mich
    wegschaffen und kaltmachen konnte. Nicht gerade
    schmeichelhaft, wenn man bedenkt, daß ich das
    ganze Gesülze geglaubt hatte, von wegen Knistern.
    Na ja, wenn sie mich umbrachten, mußte ich
    wenigstens nicht mit der peinlichen Erinnerung
    leben, daß ich Rindvieh der bibelschwenkenden
    Schnepfe auf den Leim gegangen war.
    Ich legte den Schraubverschluß neben den
    Schlauch auf den Boden. Und jetzt? Ich war nicht der
    Ansicht, daß es viel nutzte, sie ein bißchen mit Benzin
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    zu
    besprengen
    und
    mit
    einem
    kurzen
    Gummischlauch zu verhauen.
    Der Wagen neigte sich leicht nach vorn, was
    bedeutete, daß ich zumindest in einem Punkt richtig
    lag – wir würden gleich den Bayou überqueren. Im
    nächsten Augenblick verlangsamten wir und bogen
    scharf links ab. Was sollte das denn? Das einzige in
    dieser Richtung war der Memorial Park, eigentlich
    eher ein Wald als ein Park. Es gab noch nicht einmal
    eine Straße, die ganz hindurchführte. Da also wollten
    sie meine Leiche abladen.
    Meine Gedanken überschlugen sich. Eigentlich
    schleppten sie sich dahin, aber jetzt war nicht der
    richtige
    Zeitpunkt
    für
    Haarspalterei.
    Die
    Kopfschmerzen bekamen meinen strategischen
    Talenten nicht. Ein paar Sekunden später bogen wir
    wieder links ab. Wir mußten auf einem dieser

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