Krumme Touren in Texas
durchtoste mich eine Woge von Übelkeit
wie ein heißer Wüstenwind.
»Wenn wir erwischt werden, kriegen wir
Starkstrom«, sagte der eine.
»Ach Quatsch, Dub. Wer soll uns denn
erwischen?« antwortete der Fahrer trocken. »Wovor
zum Teufel hast du solche Angst? Der Boss hat
gesagt, bringt sie um die Ecke, also bringen wir sie
um die Ecke. Wir haben reichlich Protektion.«
Meine Intuition machte heute nacht Überstunden –
sie sagte mir, daß er nicht davon sprach, mich zur
nächsten Eckkneipe zu fahren. Ich entschied, daß sie
sich geirrt und die falsche Person entführt hatten. Es
war nichts weiter als eine Verwechslung. Ich
brauchte mich nur hinzusetzen und ihnen zu
erklären, wer ich war, dann würden wir uns darüber
kaputtlachen, und sie würden sich entschuldigen und
mich zu meinem Wagen bringen.
»Weißt du was, Earl. Sie ist eine Reporterin«, sagte
der namens Dub nervös. Soviel also zur
Verwechslungstheorie. Er fuhr fort: »Wer Reporter
umlegt, kriegt Ärger. Selbst die großen Banden oben
im Osten legen keine Reporter um. Ich hab’ gehört,
sie hatten ein großes Treffen und haben sich geeinigt,
keine Reporter oder Politiker umzulegen.«
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»Na also, dann müssen wir uns doch keine Sorgen
machen, du Blödmann. Wir sind keine große Bande
im Osten. Wir sind nur zwei alte Texas-Jungs, die
tun, was man ihnen gesagt hat. Und wir werden es
tun. Hör auf, dich wie ‘n Weichei aufzuführen.«
»Aber weißt du was, Earl? Ein Haufen Leute
mögen sie. Wichtige Leute.«
Ich fragte mich, wer das sein sollte.
»Ja klar, na und, ein paar andere wichtige Leute
mögen sie nicht«, betonte Earl, womit er
ärgerlicherweise den Nagel auf den Kopf traf.
Ich tastete auf dem Boden herum und suchte nach
einer Waffe – irgendwas, das ich benutzen konnte,
um mich zu verteidigen. Meine Hand berührte etwas
Rundes, Hartes – ein Gummischlauch. Ich verfolgte
ihn der Länge nach und stellte fest, daß er an der
Tülle eines runden Blechkanisters befestigt war. Ich
kippte den Kanister zu mir und schnupperte –
Benzin. Hoffentlich würden sie mich nicht mit Sprit
überschütten und in eine menschliche Lucky Strike
verwandeln.
Vor Angst und Schmerzen in kaltem Schweiß
gebadet, zog ich vorsichtig den Schlauch von der
Tülle und versuchte mir vorzustellen, wohin wir
fuhren. Der Schlauch rutschte endlich von der Tülle,
und ich legte ihn sachte auf den Boden. Er war
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ungefähr einen Meter lang. Leise schüttelte ich den
Kanister. Etwas Benzin war noch drin, aber nicht viel.
Ich schraubte den Verschluß ab.
Der Wagen nahm eine scharfe Rechtskurve. Es gab
zwei solcher Kurven in Montrose, die mir einfielen.
Eine in der Westheimer Road am Tower Theater, und
eine im Shepherd Drive in der Nähe der West Gray
Street. Aber die Kurve der Westheimer ging nach
links. Das bedeutete, wir fuhren Richtung Buffalo
Bayou. Ob sie mich zu dem Haus in der Fourteenth
Street brachten, wo Schlangenauge vorhin Chuckie
ermordet hatte? Vielleicht hingen diese Leute mit
Schwester Jasmine zusammen, das war einleuchtend.
Sie hatte mich zu ihrem Haus gelockt, damit mir
jemand eins über den Schädel braten, mich
wegschaffen und kaltmachen konnte. Nicht gerade
schmeichelhaft, wenn man bedenkt, daß ich das
ganze Gesülze geglaubt hatte, von wegen Knistern.
Na ja, wenn sie mich umbrachten, mußte ich
wenigstens nicht mit der peinlichen Erinnerung
leben, daß ich Rindvieh der bibelschwenkenden
Schnepfe auf den Leim gegangen war.
Ich legte den Schraubverschluß neben den
Schlauch auf den Boden. Und jetzt? Ich war nicht der
Ansicht, daß es viel nutzte, sie ein bißchen mit Benzin
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zu
besprengen
und
mit
einem
kurzen
Gummischlauch zu verhauen.
Der Wagen neigte sich leicht nach vorn, was
bedeutete, daß ich zumindest in einem Punkt richtig
lag – wir würden gleich den Bayou überqueren. Im
nächsten Augenblick verlangsamten wir und bogen
scharf links ab. Was sollte das denn? Das einzige in
dieser Richtung war der Memorial Park, eigentlich
eher ein Wald als ein Park. Es gab noch nicht einmal
eine Straße, die ganz hindurchführte. Da also wollten
sie meine Leiche abladen.
Meine Gedanken überschlugen sich. Eigentlich
schleppten sie sich dahin, aber jetzt war nicht der
richtige
Zeitpunkt
für
Haarspalterei.
Die
Kopfschmerzen bekamen meinen strategischen
Talenten nicht. Ein paar Sekunden später bogen wir
wieder links ab. Wir mußten auf einem dieser
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