Krumme Touren in Texas
Hause
kommen?« fragte sie.
Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Es
war kurz nach zehn. »Mitternacht?«
»Ja, das hört sich gut an.«
Sie ging schnell zum Schreibtisch, schlüpfte in ihre
Schuhe und nahm eine Handtasche aus einer
Schublade. Sie kam wieder zu mir, legte mir eine
Hand auf die Wange und küßte mich. »Hawthorne
805. Ein gelbes Stuckhaus, nicht weit von der Ecke
Montrose Boulevard. Ich werde auf dich warten.«
Ich fühlte mich wie ein Missionarin, die ins
Kannibalendorf geraten war.
Sie führte mich in den Flur und durch einen
Ausgang zum Parkplatz hinter der Kirche, dann
küßte sie mich wieder, nachdem sie mich daran
erinnert hatte, später zu ihr zu kommen.
Ich rannte um das Gebäude nach vorn, sprang in
meinen Wagen, rammte den Starter rein und
wendete, ohne die Scheinwerfer anzumachen. Ich
brauchte nur ein paar Sekunden zu warten, bis ein
großer dunkler Buick Special geräuschlos um die
Kirche bog und in den Shepherd Drive rollte. Ich
folgte mit Abstand, noch immer ohne Licht, und
schwitzte Blut und Wasser, daß ein Bulle mich sehen
und ranwinken würde. Es war kein Auto unterwegs,
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bis auf meinen und ihren Wagen einen halben Block
vor mir. Die Nacht war schwarz. Ich blickte aus dem
Fenster zum Himmel und bemerkte, daß er sich
vollständig bewölkt hatte. Im Osten zuckten ferne
Blitze über den Himmel.
Vom Wind, der mir ins Gesicht blies, trockneten
meine Augen aus. Ich kniff sie zusammen, blinzelte
und verfluchte den Mann, der die Windschutzscheibe
rausgeschossen hatte. Als wir den Buffalo Bayou
überquert hatten, schaltete ich die Scheinwerfer an,
bis der Buick rechts in die Fourteenth Street bog. Ich
machte schleunigst das Licht aus und bog hinterher.
Die Straße war schmal und dunkel, und ich biß die
Zähne zusammen und hoffte das Beste, während
mein Blick sich in die Nacht bohrte. Der Buick fuhr
schnell, und ich drückte auf die Tube, um aufzuholen.
Die Bremslichter des Buick flackerten auf, als er
das Tempo verlangsamte, dann bog er rechts in eine
Einfahrt. Ich nahm die nächste Seitenstraße, parkte
unter einer riesigen Platane, kramte die
Taschenlampe und die 38er unter meinem Sitz hervor
und holte tief Luft, um meine Nerven zu beruhigen.
Auf Zehenspitzen schlich ich um die Ecke in die
Fourteenth und drückte mich in die Schatten der
Bäume, bis ich den Buick vor einem kleinen weißen
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Holzhaus geparkt entdeckte. Es war niemand im
Wagen.
Eine Schaukel auf der Vorderveranda quietschte
leise im Wind. Ich spähte ins vordere Zimmer – ein
kleines Wohn-Eßzimmer mit einem Sofa, zwei
Stühlen und einem Eßtisch mit herunterklappbaren
Seitenteilen. Auch hier war niemand. Das nächste
Zimmer war eine kleine Küche mit Speisekammer.
Ich stand regungslos und lauschte mit angehaltenem
Atem. Ich konnte nichts hören, nur das gedämpfte
Gedudel eines Radios, das Sirren von Moskitos und
das laute Quaken von zwei Ochsenfröschen, was
bedeutete, daß wahrscheinlich irgendwo in der Nähe
ein Wassergraben war. Ich schaltete die
Taschenlampe ein und leuchtete schnell den Garten
vor mir ab, um sicherzugehen, daß ich nicht über
irgend etwas stolperte, dann knipste ich sie aus und
tappte vorsichtig durch den hinteren Garten, an ein
paar hohen, dürren Rosenbüschen vorbei zur anderen
Seite des Hauses, wo ich ein offenes Fenster
entdeckte. Ich drückte mich flach an die Wand und
spähte hinein. Schwester Jasmine saß auf einem Stuhl
mit Sprossenlehne am Bett eines rothaarigen Mannes.
Ich blinzelte, um besser sehen zu können; das
Zimmer war dunkel bis auf ein trübes, gelbes Licht,
das von einer kleinen Nachttischlampe kam. Der
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Mann im Bett war Chuckie. Den Gorilla, der
Schwester Jasmine chauffiert hatte, sah ich nicht –
das machte mich nervös. Aber es war ein anderer
Mann im Zimmer, der hinten im Schatten stand.
Schwester Jasmine gab ihm ein Zeichen, und er
trat ins Licht. Er war ein untersetzter, gemein
aussehender Kerl, ungefähr einsachtundsiebzig groß,
dunkelhäutig. Seine Hemdsärmel waren hochgerollt,
und seine Hosenträger baumelten am Gürtel. Er ging
zum Nachttisch, nahm eine große, grüne Schüssel
und verschwand rechts durch eine Tür, kam dann
zurück und stellte die Schüssel wieder auf den
Nachttisch. Aha, das Badezimmer.
Schwester Jasmine tauchte einen Schwamm in das
frische Wasser und befeuchtete Chuckies Gesicht. Der
dunkelhäutige Mann drehte sich zum Fenster, und
ich
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