Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
Vom Netzwerk:
Hause
    kommen?« fragte sie.
    Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Es
    war kurz nach zehn. »Mitternacht?«
    »Ja, das hört sich gut an.«
    Sie ging schnell zum Schreibtisch, schlüpfte in ihre
    Schuhe und nahm eine Handtasche aus einer
    Schublade. Sie kam wieder zu mir, legte mir eine
    Hand auf die Wange und küßte mich. »Hawthorne
    805. Ein gelbes Stuckhaus, nicht weit von der Ecke
    Montrose Boulevard. Ich werde auf dich warten.«
    Ich fühlte mich wie ein Missionarin, die ins
    Kannibalendorf geraten war.
    Sie führte mich in den Flur und durch einen
    Ausgang zum Parkplatz hinter der Kirche, dann
    küßte sie mich wieder, nachdem sie mich daran
    erinnert hatte, später zu ihr zu kommen.
    Ich rannte um das Gebäude nach vorn, sprang in
    meinen Wagen, rammte den Starter rein und
    wendete, ohne die Scheinwerfer anzumachen. Ich
    brauchte nur ein paar Sekunden zu warten, bis ein
    großer dunkler Buick Special geräuschlos um die
    Kirche bog und in den Shepherd Drive rollte. Ich
    folgte mit Abstand, noch immer ohne Licht, und
    schwitzte Blut und Wasser, daß ein Bulle mich sehen
    und ranwinken würde. Es war kein Auto unterwegs,
    138
    bis auf meinen und ihren Wagen einen halben Block
    vor mir. Die Nacht war schwarz. Ich blickte aus dem
    Fenster zum Himmel und bemerkte, daß er sich
    vollständig bewölkt hatte. Im Osten zuckten ferne
    Blitze über den Himmel.
    Vom Wind, der mir ins Gesicht blies, trockneten
    meine Augen aus. Ich kniff sie zusammen, blinzelte
    und verfluchte den Mann, der die Windschutzscheibe
    rausgeschossen hatte. Als wir den Buffalo Bayou
    überquert hatten, schaltete ich die Scheinwerfer an,
    bis der Buick rechts in die Fourteenth Street bog. Ich
    machte schleunigst das Licht aus und bog hinterher.
    Die Straße war schmal und dunkel, und ich biß die
    Zähne zusammen und hoffte das Beste, während
    mein Blick sich in die Nacht bohrte. Der Buick fuhr
    schnell, und ich drückte auf die Tube, um aufzuholen.
    Die Bremslichter des Buick flackerten auf, als er
    das Tempo verlangsamte, dann bog er rechts in eine
    Einfahrt. Ich nahm die nächste Seitenstraße, parkte
    unter einer riesigen Platane, kramte die
    Taschenlampe und die 38er unter meinem Sitz hervor
    und holte tief Luft, um meine Nerven zu beruhigen.
    Auf Zehenspitzen schlich ich um die Ecke in die
    Fourteenth und drückte mich in die Schatten der
    Bäume, bis ich den Buick vor einem kleinen weißen
    139
    Holzhaus geparkt entdeckte. Es war niemand im
    Wagen.
    Eine Schaukel auf der Vorderveranda quietschte
    leise im Wind. Ich spähte ins vordere Zimmer – ein
    kleines Wohn-Eßzimmer mit einem Sofa, zwei
    Stühlen und einem Eßtisch mit herunterklappbaren
    Seitenteilen. Auch hier war niemand. Das nächste
    Zimmer war eine kleine Küche mit Speisekammer.
    Ich stand regungslos und lauschte mit angehaltenem
    Atem. Ich konnte nichts hören, nur das gedämpfte
    Gedudel eines Radios, das Sirren von Moskitos und
    das laute Quaken von zwei Ochsenfröschen, was
    bedeutete, daß wahrscheinlich irgendwo in der Nähe
    ein Wassergraben war. Ich schaltete die
    Taschenlampe ein und leuchtete schnell den Garten
    vor mir ab, um sicherzugehen, daß ich nicht über
    irgend etwas stolperte, dann knipste ich sie aus und
    tappte vorsichtig durch den hinteren Garten, an ein
    paar hohen, dürren Rosenbüschen vorbei zur anderen
    Seite des Hauses, wo ich ein offenes Fenster
    entdeckte. Ich drückte mich flach an die Wand und
    spähte hinein. Schwester Jasmine saß auf einem Stuhl
    mit Sprossenlehne am Bett eines rothaarigen Mannes.
    Ich blinzelte, um besser sehen zu können; das
    Zimmer war dunkel bis auf ein trübes, gelbes Licht,
    das von einer kleinen Nachttischlampe kam. Der
    140
    Mann im Bett war Chuckie. Den Gorilla, der
    Schwester Jasmine chauffiert hatte, sah ich nicht –
    das machte mich nervös. Aber es war ein anderer
    Mann im Zimmer, der hinten im Schatten stand.
    Schwester Jasmine gab ihm ein Zeichen, und er
    trat ins Licht. Er war ein untersetzter, gemein
    aussehender Kerl, ungefähr einsachtundsiebzig groß,
    dunkelhäutig. Seine Hemdsärmel waren hochgerollt,
    und seine Hosenträger baumelten am Gürtel. Er ging
    zum Nachttisch, nahm eine große, grüne Schüssel
    und verschwand rechts durch eine Tür, kam dann
    zurück und stellte die Schüssel wieder auf den
    Nachttisch. Aha, das Badezimmer.
    Schwester Jasmine tauchte einen Schwamm in das
    frische Wasser und befeuchtete Chuckies Gesicht. Der
    dunkelhäutige Mann drehte sich zum Fenster, und
    ich

Weitere Kostenlose Bücher