Krumme Touren in Texas
Finger gruben sich in
meine Schenkel, und ich stellte das Atmen ein. Er
warf die Zigarette auf den Boden und stolperte
weiter. Ich wartete, bis das Geräusch seiner
Bewegungen in der Ferne verschwunden war, dann
ging ich rüber und trat seine Zigarette aus. Es war in
Ordnung, wenn der Scheißkerl mich umbringen
wollte, das konnte ich verstehen. Aber es war nicht in
Ordnung, wenn er den Wald in Brand steckte und
viele hilflose Tiere umbrachte.
Ich stand auf und schlich vorsichtig in die
entgegengesetzte Richtung zu der, die er
eingeschlagen hatte. Der Boden fiel plötzlich steil ab,
und ich packte einen kleinen Baum, um nicht das
Gleichgewicht zu verlieren und abzustürzen. Es war
die Böschung des Flußufers. Ich wandte mich nach
links und tappte langsam mit nach vorn gestreckten
Händen vorwärts wie eine Schlafwandlerin.
Alle paar Schritte blieb ich stehen und horchte, ob
die beiden nicht hinter dem nächsten Baum lauerten.
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Mein linker Fuß zertrat einen trockenen Ast, daß es
krachte wie bei einem Autounfall. Ich blieb stehen
und zitterte wie eine Besoffene auf dem Weg zum
Klo.»Earl! Warst du das? Earl!« rief Dub leise vor mir.
»Halt’s Maul, du Arsch!« raunzte Earl ganz aus
der Nähe. Ich umarmte den Baum neben mir, um
nicht umzukippen. Meine Beine fühlten sich an wie
Wackelpudding. Ich schloß die Augen, um besser
hören zu können. Es klang, als ob sie in die Richtung
abzogen, in die ich eben gegangen war, also machte
ich lautlos kehrt und schlug den entgegengesetzten
Weg ein. Ich hatte keine Ahnung, wohin ich steuerte,
und dachte mir, daß ich wahrscheinlich im Kreis
gegangen war.
Plötzlich kam ich an den Rand einer Lichtung. Das
gelegentliche Wetterleuchten genügte, um einen
überdimensionalen Garten vor mir zu erkennen, der
schräg zum Fluß abfiel. Ein großes zweistöckiges
Landhaus stand oben auf dem Hang. Es sah aus wie
eine Jagdhütte, seine Rückseite ruhte auf Pfählen über
dem Ufer. In den Fenstern war kein Licht, aber
draußen auf der vorderen Veranda brannte eine
Gaslampe.
Im Geiste warf ich eine Münze – Kopf, geh zur Tür
– Zahl, geh weiter. Als meine Augen sich an das
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Wetterleuchten gewöhnt hatten, konnte ich eine
Gartenlaube und einen kleinen Teich sehen. Ein
Schrei erschreckte mich fast zu Tode, bis ich die
Gestalt einer kleinen Wildente ausmachte. Sie starrte
zum Haus und quakte wieder. Ich blickte auf und sah
einen orangerot glühenden Punkt neben der
Holzbrücke zur Haustür. Das Glühen wurde heller,
dann schwächer. Eine Zigarette. Einer der Männer
wartete an der Tür. Vielleicht beide. Ich flüsterte der
Ente ein Dankeschön zu, verkrümelte mich wieder in
den Wald und ging runter zum Fluß. Der einzige
Weg ums Haus herum führte durchs Wasser.
Mist! Das paßte mir überhaupt nicht.
Zähneknirschend rutschte ich das sandige Ufer
hinunter. Der Wasserstand war niedrig, weil es nicht
regnete.
In diesem Augenblick öffneten sich die
Wolkenschleusen. Blitze flackerten und Donner
grollte. Als ich im knietiefen Wasser am Haus
vorbeiplanschte, hörte ich jemanden drüben bei den
dicken Holzpfählen, die das Haus stützten, leise
fluchen.
»Verdammter Regen! Herrgott noch mal. Langsam
hab’ ich die Faxen dicke.« Es war Earls Stimme.
Ich watete weiter und beschloß, den Fluß zu
durchqueren. Irgend etwas streifte mein Bein, dann
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schlängelte
es
im
Wasser
vorbei.
Eine
Mokassinschlange. Mist! Eine riesige Trauerweide
ragte über den Fluß, und im Schutz ihrer hängenden
Blätter platschte ich zur anderen Seite. Ich zog mich
an der schlammigen Böschung hoch, indem ich das
hohe, dünne, vom Regen glitschige Gras
büschelweise packte. Ich kletterte, bis ich zu einer
Platane kam, deren Stamm sich etwa einen halben
Meter über dem Boden gabelte. So etwas hatte ich
noch nie gesehen. Ich setzte mich daneben, um
auszuruhen. Im Licht der Blitze sah ich die beiden
Männer, die sich mühsam am gegenüberliegenden
Ufer entlangarbeiteten.
Ich kraxelte weiter den steilen Abhang hoch. Es
kam mir vor wie eine Steigung von neunzig Grad.
Teufel auch – eher fünfundneunzig Grad. Endlich
war ich oben und watete durch Englischen Efeu. Ich
stolperte und landete in hüfthohem Farn. Es blitzte
wieder, und ich sah eine große, blasse Frau in einer
Toga – sie tätschelte ein Reh, das neben ihr herlief.
Na fabelhaft, jetzt hatte ich zu guter Letzt noch den
Verstand verloren. Ich blinzelte und
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