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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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rieb mir
    angestrengt die Augen. Noch ein Blitzstrahl, und ich
    erkannte, daß die Frau eine Statue war. Wo zum
    Kuckuck war ich gelandet?
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    Zentimeter um Zentimeter robbte ich vorwärts,
    kroch durch Farne und Begonien, bis ich einen Garten
    voller Azaleen und Kamelien erreichte. Wieder
    flackerte ein Blitz auf und zeigte mir gemauerte
    Stufen, die zu einem mächtigen zweistöckigen
    Stuckhaus mit hohen Fensterläden führten.
    Der Boden der Seitenveranda bestand aus großen
    Steinfliesen; Ampeln mit Frauenhaarfarn hingen von
    der Decke. Ich schlüpfte um die Ecke zur Tür an der
    Rückseite des Hauses und konnte mich nicht
    entschließen zu klingeln. Ach, was sollte es. Ich war
    zu müde und zerschunden, um mir Gedanken über
    feine Manieren zu machen, außerdem konnte ich
    nicht mehr laufen.
    Ich drückte auf den elektrischen Klingelknopf,
    drehte mich dann um und warf einen Blick in den
    Garten. Als der Himmel das nächste Mal aufblitzte,
    entdeckte ich einen der beiden Männer – er kam auf
    das Haus zu. Es war klar, daß er mich ebenfalls
    gesichtet hatte. Ich lehnte mich gegen die Klingel.
    Ich sah mich um und überlegte, wohin ich laufen
    sollte. Der Himmel war finster, dann wieder hell. Der
    Mann hatte eine Pistole, die auf mich gerichtet war.
    Es wurde wieder dunkel. Ich wollte gerade
    losrennen, als die Tür aufflog und eine kleine Lady in
    einem dicken Bademantel mich packte und nach
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    drinnen zerrte. Sie knallte die Tür zu und schob den
    Riegel vor, dann ging sie ans Fenster und spähte
    hinaus.
    »Ich habe Sie da draußen gesehen«, sagte sie und
    zog eine Pistole aus der Tasche. »Wer ist dieser
    Mann, der Sie verfolgt?«
    Ich stand an der anderen Fensterseite und linste
    raus. Im Leuchten der Blitze konnten wir Earl sehen,
    der sich dem Haus näherte, die Knarre jetzt im
    Halfter.
    »Hoffentlich muß ich ihn nicht töten«, sagte die
    Frau nervös und schob leise das Fenster hoch. Es glitt
    auf wie eine gut geölte Maschine. Sie hielt die Pistole
    nach draußen und feuerte in die Luft. Earl duckte sich
    und lief zurück zu einem Azaleenbusch. Ein Schuß
    ertönte aus dem Garten.
    »Eine Frechheit ist das! Schießt einfach auf mein
    Haus.« Die Frau feuerte auf den Busch. Wieder
    ertönte ein Schuß von Earl.
    Sie schnappte empört nach Luft. »Eine Frechheit!«
    wiederholte sie.
    »Klar, er ist ein ziemlich frecher Scheißkerl«,
    stimmte ich zu, wobei ich vor lauter Aufregung
    vergaß, auf meine Wortwahl zu achten.
    Mit vor Staunen offenem Mund schaute ich zu,
    wie die Frau noch einmal abdrückte. Sie war um die
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    sechzig, mollig, und hatte kurzes, gewelltes Haar. Sie
    kam mir bekannt vor, aber ich war zu erschöpft, um
    mir darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Den Pistolenlauf neben ihrem Kopf nach oben
    gerichtet, beobachtete sie den Garten. Wir warteten,
    aber es war keine Bewegung mehr zu sehen. Dann
    hielt sie die Pistole aus dem Fenster, zielte am Lauf
    entlang, spannte den Hahn und feuerte noch drei
    Schüsse ab, bis das Magazin leer war.
    »Hoffentlich habe ich ihn erwischt!« sagte sie mit
    einem stolzen Lächeln.
    Eine Frau kam aus einer Tür linkerhand ins
    Zimmer, blieb stehen und schaute uns an. Ich grinste
    ihr achselzuckend zu.
    »Gertrude, hol bitte Fred und sag ihm, daß wir
    einen Störenfried haben. Sag ihm, er soll sich ein
    Gewehr nehmen und die Vorderseite des Hauses
    bewachen. Vergiß nicht, ihm zu sagen, daß er nicht
    nach draußen geht und sich verwunden läßt.«
    Die Frau nickte und ging.
    »Sie sehen ja gräßlich aus!« sagte sie, als sie sich
    umdrehte und mich musterte. »Völlig durchnäßt und
    schmutzig, und Ihre Sachen sind zerrissen. Wir
    werden Gertrude Bescheid sagen, daß sie Ihnen einen
    Bademantel bringt und ein schönes heißes Bad
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    einlaufen läßt. Aber erstmal können wir Ihnen etwas
    zu trinken anbieten. Mögen Sie Brandy?
    Ich nickte. »Nur zu jeder Tages- und Nachtzeit.«
    Das Haus hatte eine Klimaanlage, und meine Zähne
    klapperten vor Nässe und Kälte. Sie brachte mir ein
    Glas Brandy und sah mir beim Schlürfen zu.
    »Gehen wir in die Küche«, sagte sie und führte
    mich durch zwei Zimmer in eine große Küche, wo sie
    mich auf einen Holzstuhl drückte.
    »Jetzt erzählen Sie mir mal, wer Sie sind und was
    Sie da draußen gemacht haben.«
    Ich erzählte ihr, wer ich war.
    »Reporterin bei der Times. Ja, natürlich. Lily
    Delacroix ist eine gute Freundin von mir. Was haben
    Sie da draußen gemacht, warum hat der Mann

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