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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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heißt der Laden?«
    »EnRed@ando. Warten Sie, ich schreibe Ihnen die Adresse auf.«
    »Darf ich ihr sagen, Sie hätten mich geschickt?«
    »Ich schreibe ihr auf diesen Zettel eine Notiz, daß Sie ein Bekannter von Sara Toledano sind. Mercedes ist etwas mißtrauisch. Der Laden ist gleich hier um die Ecke, direkt neben der Geisteswissenschaftlichen Fakultät. Aber heute werden Sie Pech haben, samstags ist er geschlossen.«
    Gerade hatte sie ihm den Zettel gegeben, als die Tür des Refektoriums aufgerissen wurde und die Mutter Oberin hereinstürmte.
    »Kommen Sie, schnell! Der jungen Frau geht es gar nicht gut.«
    Als David in das Büro trat, sah er Rachel auf zwei eilig zusammengeschobenen Stühlen liegen. Ihr Anblick schockierte ihn. Sie wand sich in furchtbaren Krämpfen und zitterte so heftig, daß David Bealfeld bitten mußte, sie zusammen mit ihm festzuhalten.
    »Wir haben schon einen Krankenwagen gerufen«, erklärte der Kommissar.
    |333| Doktor Vergara von der Station für Klinische Neurophysiologie sah abwechselnd von Bealfeld zu David. Er schwankte, an wen der beiden er sich wenden sollte.
    »Ist einer von Ihnen ein Angehöriger der Patientin?«
    David schüttelte den Kopf.
    »Nein, aber wir sind gute Freunde von ihr. Sie ist mit uns aus den Staaten nach Antigua gereist. Was ist mit ihr, Doktor?«
    »Das kann ich Ihnen erst sagen, wenn wir die Untersuchungen abgeschlossen haben. Die Kollegen von der Notaufnahme haben sie zu uns verlegt, weil sich bei ihr die Symptome von einem epileptischen Anfall zeigten. Wir machen gerade ein Elektroenzephalogramm.«
    »Ist es denn etwas Ernstes?«
    »Ich glaube nicht. Aber man weiß ja nie … Möchten Sie sie sehen?«
    Er führte sie zu einem Gang, über dem ein Schild mit der Aufschrift »Schlaflabor« hing. Sie betraten einen kleinen Raum, in dem ihr Blick zuerst auf einen Polygraphen fiel, der auf Hochtouren arbeitete und die verschiedenen Messungen in Kurven und Zickzacklinien auf Endlospapier aufzeichnete. Daneben standen ein Computer und ein Monitor, auf dem die schlafende Rachel zu sehen war.
    »Wo ist sie?« fragte David.
    »Gleich hier nebenan.« Der Arzt stellte die Lamellen der Jalousie schräg, so daß sie durch die Ritzen in den dunklen Raum auf der anderen Seite der großen Glasscheibe blicken konnten.
    Rachel lag in einem Zimmer mit einer sehr hohen Decke und einem ebenso hoch angebrachten Fenster, vor dem die Rolladen heruntergelassen waren. Über ihrem Bett hing von der Decke ein Mikrophon herab, und an der gegenüberliegenden Wand flimmerte das Kontrollämpchen einer Infrarot-Videokamera. Die junge Frau wirkte sehr verloren in dem großen weißen Klinikbett. Der Arzt erfaßte intuitiv die Befangenheit der beiden Männer, wie sie die junge Frau ihren Blicken so hilflos ausgeliefert sahen.
    |334| »Man fühlt sich wie ein Eindringling, als verletze man ihre Intimsphäre, nicht wahr? Mir geht das nach wie vor so, bei jedem Patienten, glauben Sie bloß nicht, ich hätte mich daran gewöhnt.«
    Als David näher an die Glasscheibe trat, konnte er das feine Netz von unzähligen Elektroden erkennen, das Rachels Kopf umspannte. Sie wirkte völlig leblos, aber die Schreibfedern des Polygraphen, die ihre Gehirntätigkeit aufzeichneten, zeigten deutlich, was sich im Inneren ihres Kopfes abspielte.
    »Schläft sie?« fragte David.
    »Sie träumt.« Der Arzt zeigte auf den Computerbildschirm. »Hier … diese Amplituden sind ziemlich normal, wenn man bedenkt, wieviel Energie unser Gehirn fürs Träumen benötigt. Ein paar Linien auf diesem Polysomnogramm machen mir allerdings Sorgen. Mal sehen, ob ich sie gleich finde und ihnen zeigen kann …«
    Während er auf dem Endlospapier noch danach suchte, begannen die Schreibfedern des Polygraphen auf einmal verrückt zu spielen. Alarmiert blickte der Arzt durch die Scheibe zu Rachel, die jetzt wieder von Krämpfen geschüttelt wurde.
    »Das genau meinte ich. Sie ist erneut in diesen aufgewühlten Zustand zurückgefallen, in dem sie eingeliefert wurde. Passen Sie auf.«
    Er schaltete die Gegensprechanlage an, durch die sie die Geräusche aus dem Nebenzimmer hören konnten.
    »Et em en an ki sa na bu apla usur na bu ku dur ri us ur sar ba
bi li …«
    Danach schien sie sich zu beruhigen. Bevor sie jedoch wieder in tiefe Trance fiel, kam noch ein seltsam rhythmischer Singsang über ihre Lippen.
    »Ar ia ari ar isa ve na a mir ia i sa, ve na a mir ia a sar ia …«
    »Warten Sie … ich werte die Messungen schnell

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