Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
Vom Netzwerk:
danach gesucht hat. Ebenso wie SarasVater. Und Ihrer auch.«
    »Mein Vater? Woher wissen Sie das?«
    »Weil ich selbst ihn geführt habe, bevor er dort unten verschwand.«
    David zuckte zusammen. Pedro war also tatsächlich in Antiguas unterirdische Gänge vorgedrungen! Zum ersten Mal nach all den Jahren bestätigte jemand seine Vermutungen. David versuchte, sich seine Erschütterung nicht allzusehr anmerken zu lassen, damit Gabriel in seinen Enthüllungen nicht stockte.
    »Warum haben Sie niemandem etwas davon erzählt?«
    »Gutiérrez hat es mir verboten. Und dieser Mann versteht keinen Spaß. Heute ist ein anderer Ausländer gekommen, der es wissen will, aber nichts da, nichts …«
    Ich fürchte, ich weiß, wer dieser Ausländer ist, dachte David. Er holte seine Kamera heraus und zeigte Lazo das Digitalfoto des ausgemergelten Kerls auf der Treppe des Krankenhauses. »Kennen Sie den?« fragte er.
    Lazo schüttelte den Kopf. Aber an der Angst in seinen winzigen Augen merkte der Kryptologe, daß er log. Lazo sah wohl den Argwohn in Davids Blick, weshalb er schnell in dem Stoß Papier zu blättern begann und ihm schließlich mehrere Fotos hinhielt. Sie waren alle in den unterirdischen Gängen aufgenommen.
    »Schauen Sie sich das an«, sagte er und wies auf eines davon.
    Es sah aus wie ein Turm. Aber er lag unter der Erde, offensichtlich in einer Höhle, und war mit Ornamenten verziert, die sich über einen Großteil des Turms erstreckten. David studierte nun auch die anderen Fotos. Es waren Detailaufnahmen, die mit einem Teleobjektiv gemacht worden waren.
    »Was soll das sein, Lazo?«
    »Schauen Sie es sich genau an …«
    Mit skeptischer Miene ging er die Fotos durch. Er wollte sie ihm schon zurückgeben, als sein Blick an einem hängenblieb.
    |353| »Einen Moment …«
    Die Linien eines der Ornamente stimmten mit den Pergamentkeilen überein! Und nicht nur das: sie waren kreuzförmig angeordnet wie die Grafik, die Doktor Vergara ihnen im Schlaflabor gezeigt hatte! Das konnte keine vorsätzliche Täuschung sein, denn niemand außer ihnen verfügte über alle Stücke. Aber das war noch nicht alles. Lazo legte die Fotos beiseite und breitete einige Bogen Millimeterpapier auf dem Couchtisch aus.
    »Und das? Was sagen Sie dazu?«
    David traute seinen Augen nicht. Die Bogen sahen aus wie die, die sie aus der Agency entwendet hatten. Vor ihm lag das Programm CA-110!
    »Woher haben Sie die?«
    »Ihr Vater hat sie mir gegeben, bevor er in die Tiefen hinabstieg. Er hat sich jahrelang mit diesen Kästchen beschäftigt.«
    »Er hat hier in Antigua daran gearbeitet?«
    »Tag und Nacht. Oft hat er deshalb nicht geschlafen. Als wäre er verrückt geworden … Als er sie mir gab, sagte er, ich solle sie verbrennen. Aber statt meinen Ofen damit anzuzünden, habe ich sie aufgehoben. Ich hebe alles auf.«
    David reichte ein Blick, um die Tragweite dieser Papiere zu erfassen.

    |354| »Könnten Sie mir diese Unterlagen ein paar Tage leihen?« fragte er so neutral und unbeteiligt, wie er nur konnte.
    Gabriel Lazo zuckte mit den Schultern und nickte.
    David wollte keinen Sinneswandel riskieren. Bei diesem Mann wußte man nie, ob ihn nicht wieder eine Bemerkung aus dem seelischen Gleichgewicht brachte. Schnell packte er die Millimeterpapierbogen zusammen und verabschiedete sich. Was er gerade gesehen hatte, beunruhigte ihn sehr viel mehr als die Dokumente, die sie aus der Agency entwendet hatten. Was sein Vater da gezeichnet hatte, bildete so etwas wie das Diagramm eines Gehirns. Und die vom Zentrum ausgehenden Linien ähnelten überraschenderweise denen des Labyrinths auf den Pergamentstücken.

|355| VI Das Artificio
    Mein Kind, sag, hast du den Webstuhl deiner Mutter zurückbekommen?«
    »Nein, es tut mir leid. Der Bankier, bei dem er steht, verlangt mehr Geld, als wir haben.«
    »Für unsere Pläne ist es aber unerläßlich, daß du diesen Webstuhl auslöst. Und es muß genau dieser sein und kein anderer! Leih dir das Geld von irgend jemandem.«
    »Ach Vater, uns gewährt schon lange keiner mehr Kredit. Wer sollte uns denn noch einen Wechsel ausstellen?«
    »Juan de Herrera. Hast du ihn immer noch nicht getroffen?«
    »Turrianos Tochter erwartet seine Ankunft für heute, um mit ihm das Nachlaßverzeichnis ihres Vaters zu erstellen und so vom König eine Leibrente zu erwirken. Aber vergeßt nicht, was ich Euch gesagt habe: Herrera war es, der Euch verraten hat.«
    »Und ich habe dir schon einmal gesagt, daß ich Herrera eine solche

Weitere Kostenlose Bücher